Eine Diakonin für St. Willibrord – Ein Fest in zwei Teilen

Wenn man freiwillig und gut gelaunt an einem Samstag früh morgens aufsteht, muss es dafür schon einen besonderen Grund geben. Eine Delegation unserer Gemeinde hatte so einen Anlass. Um 7.27 Uhr begann unsere Reise mit der Deutschen Bundesbahn mit dem Ziel Bonn. Wie sie merken, war ich mit von der Partie und möchte all jenen Gemeindemitgliedern berichten, die am Samstag, den 24. Juni nicht mitfahren und/oder am 09. Juli nicht mitfeiern konnten. Aber fangen wir der Reihe nach an.

Unsere Delegation fuhr unter Leitung von Pfarrer Siegfried Thuringer mit der Deutschen Bundesbahn nach Bonn, was hin und wieder an sich schon ein Abenteuer sein kann. Aber außer zahlreichen feuchtfröhlich-feiernden Mitreisenden gibt es über die Bahnfahrt nichts weiter zu berichten und so kamen wir pünktlich in Bonn an.

Den besagten besonderen Grund haben Sie wohl schon, aufgrund des Titels dieses Berichtes, erraten. Ja, Dr. Liesel Bach wurde am 24. Juni in der Namen Jesu Kirche, gemeinsam mit Elizabeth Dudley (Gemeinde Hannover) und Marion Leiber (Gemeinde Kempten / Immenstadt) in einem feierlichen Gottesdienst von Bischof Matthias zur Diakonin geweiht. Selbstverständlich waren wir nicht nur freudig Mitfeiernde, sondern mischten aktiv, je nach Amt, Talent und Tatkraft, wie es in unserer Kirche und Gemeinde üblich ist, mit.

Pfarrer Siegfried Thuringer, Dirk Faulbaum (Priester im Ehrenamt) waren Mitzelebranten im Gottesdienst, Beate Hesse-Engl (Mitglied im Kirchenvorstand) trug in freier Rede das Votum der Gemeinde vor und kümmerte sich gemeinsam mit Petra Wulst nach dem Gottesdienst um das leibliche Wohl der Feiernden. Pfarrvikar Thomas Mayer leitete die Schola, also die Damen und Herren unseres Projektchores mit Verstärkung aus der Gemeinde Hannover. Ach ja und ich, Timo Neudorfer (Kantor), tat was ich meist in den Gottesdiensten unserer Gemeinde tue, ich sang den Antwortpsalm.

Im Mittelpunkt des Gottesdienstes standen Dr. Liesel Bach, Elizabeth Dudley und Marion Leiber, die mit der Weihe zu Diakoninnen, wie es heißt,  in den Dienst genommen werden. Was das bedeutet hat Bischof Matthias Ring in seiner amüsant/hintergründigen Predigt über das Bodenpersonal Gottes erklärt. Er richtet seinen Blick auf die „besondere Verantwortung der Geistlichen“, da sie „Repräsentanten der Botschaft, die der Kirche aufgetragen ist“ sind. Sie legen, so Bischof ­Matthias, zwar durch ihre Predigten Zeugnis davon ab, aber am Ende geschieht es vor allem durch ihr Leben, das Einstehen für die Botschaft Jesu mit der ganzen Person. Mit den Worten von Robert Musil „Für-Menschen und In-Menschen“ spitzte Bischof Matthias seine Ausführungen, also worauf es wirklich ankommt, nochmals zu: „Der Für-Mensch lebt für den Frieden, für die Liebe, für die Gerechtigkeit, aber er lebt nicht im Frieden, in der Liebe, in der Gerechtigkeit. Dass er für etwas eintritt, ist ein Zeichen der Entfremdung von dem, wofür er eintritt. Denn – so Musil – lebte er im Frieden, würde er Frieden ausstrahlen und müsste nicht für den Frieden sein. Durch sein Leben würde sich der Frieden verbreiten.“ Das heißt zusammengefasst: Lebe ich das Amt oder fülle ich eine Rolle aus, oder theologisch ausgedrückt, „Leben wir in Christus, im Evangelium, im Reich Gottes?“ Mit dem Wunsch, dass es den drei Weihekandidatinnen immer wieder gelingt, „aus dem zu leben und in dem leben, was Sie glauben“, beschloss Bischof Matthias seine Predigt.

Nach der sehr kurzweiligen Predigt wurden die Kandidatinnen vorgestellt und die Voten von Synodalvertretung, Ausbildungsleitung und der Gemeinde vorgetragen. Damit wurde bestätigt, dass sie sowohl menschlich als auch theologisch das Zeug für Ihren Dienst haben. Vor der eigentlichen Weihe wurde nochmals der Auftrag des Amtes skizziert und Dr. Liesel Bach bekundete mit den beiden anderen Kandidatinnen vor der versammelten Gemeinde ihre Bereitschaft, dieses Amt der Diakonin zu übernehmen.  Zur Weihe gehört es, dass die Gemeinde mit der Heiligenlitanei und Fürbitten für die Weihe­kandidatinnen und die ganze Kirche betet. Im gefühlt subtropischen Klima der Namen-Jesu-Kirche lagen die Kandidatinnen während der Litanei auf dem Boden. Was wohl, bekleidet mit einer Albe, eine eigene kleine Herausforderung darstellte. Die Schola sang im Wechsel mit der Gemeinde die Litanei, wo mir der eine oder andere Name nicht ganz geläufig war – oder kennen sie Phöbe und Olympia oder Alberto Ramento?

Im Anschluss folgten quasi als Höhepunkt die Handauflegung und das Weihegebet. Als Zeichen ihres Amtes erhielten die Diakoninnen die Stola, die quer getragen wird, und die Dalmatik, das Übergewand. Danach überreichte ihnen Bischof Matthias das Evangeliar als Zeichen für den Auftrag, stets Gottes Wort zu verkünden.

Mit der Eucharistiefeier, in der die drei neuen Diakoninnen ihren Dienst taten, wurde der Gottesdienst fortgesetzt und nach ca. zwei Stunden schloss die Messe mit dem bischöflichen Segen und der Einladung zum Stehempfang bei Sekt, Saft, Wasser und Brezen.

Klar herzten und gratulierten wir unserer neuen Diakonin Dr. Liesel Bach und stießen auf das Wohl der drei Damen an und nutzen die Gelegenheit, die eine oder den anderen Altkatholikin bzw. Altkatholiken kennen zu lernen. Am frühen Abend rief aber der Bahnhof und wir mussten zur Heimfahrt aufbrechen. Bewegt und fröhlich, die eine oder der andere auch etwas müde, aber mit vielen schönen Erinnerungen im Gepäck fuhren wir zurück nach München.

Der zweite Teil:

Der Weihe in Bonn folgte zwei Wochen später die Einführung von Dr. Liesel Bach als Diakonin in die Gemeinde München. Und was für ein Zufall, der Einführungsgottesdienst fiel genau mit dem alljährlichen Gemeindefest zusammen.

Die Kirche war vollbesetzt, die Geistlichkeit in voller Stärke anwesend, die Ministranten zahlreich und der Chor war sangesbereit, und für die Kinder gab es einen eigenen Wortgottesdienst. Besonders an diesem Gottesdienst war in alt-katholischer Tradition die ökumenische Weite. Es feierten mit uns Vertreterinnen und Vertreter der römischen und evangelischen Geschwisterkirchen und gratulierten am Ende des Gottesdienstes in ihren Grußworten Dr. Liesel Bach zu ihrem neuen Amt. Zu Beginn des Gottesdienstes erklärte Dr. Liesel Bach, dass sie sich der Utrechter Erklärung der alt-katholischen Kirchen verpflichtet weiß, und wurde vom Pfarrer Thuringer und Mitgliedern des KV für ihren neuen Dienst gesegnet. Anschließend ­verrichtete sie im Gottesdienst das erste Mal ihren liturgischen Dienst. Sie strahlte bei dem, was sie, tat Freude aus, da war von Nervosität, wie man doch vermuten könnte, keine Spur. Bei Ihrer Predigt als Diakonin war kein Husten, Räuspern oder Umherrutschen zu hören. Im Evangelium vom Tage verspricht Jesus denen Ruhe, die sein Joch auf sich nehmen. In der Predigt versuchte sie herauszufinden, wo der Zusammenhang zwischen dem Joch und der Ruhe ist. Sich von Jesus als die oder der annehmen lassen, die wir sind, und aus diesem Wissen Freude und Motivation zu schöpfen war dabei der Kerngedanke.

Am Ende dieser Feier folgten die schon erwähnten Grußworte unter anderem auch im Namen der Gemeinde und des Kirchenvorstandes. Anneliese Harrer (Vorsitzende des Kirchenvorstandes) brachte in ihrem Grußwort besonders ihre Freude zum Ausdruck, dass nun eine Frau als Diakonin ihren Dienst in und für unsere Gemeinde leistet, was von den Gottesdienstbesuchern mit großem Beifall bestätigt wurde.

In dieser Hochstimmung und mit Gottes Segen endete der Festgottesdienst und es folgte das Gemeindefest. Viele Helferinnen und Helfer verwandelten  den Gemeindesaal  in einen Festsaal und zauberten ein leckeres Buffet. Dr. Liesel Bach schüttelte viele Hände und freute sich über die zahlreichen Glückwünsche zum neuen Amt. Mit einem Toast auf Dr. Liesel Bach wurde das Buffet eröffnet und wie man so schön sagt, der gemütliche Teil der Feier begann.

Ein Fest in zwei Teilen und doch ein großes Fest für unsere Gemeinde liegen nun hinter uns. Dabei wurde mir wieder einmal deutlich, welche Freude, welches Engagement und welch ein Glaube in unserer Gemeinde gelebt wird. Menschen wie Dr. Liesel Bach werden auf ihrem Weg der Berufung, die Botschaft des Evangeliums zu leben, in unserer Gemeinde gestärkt, aber auch gefordert, und so können wir uns freuen, die vor uns liegende Wegstrecke als Gemeinde mit unserer Diakonin Dr. Liesel Bach gemeinsam zu gehen.

Timo Neudorfer

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