Gemeinde München

Gemeindegeschichte

Kirche & Gemeinde im Wandel der Zeit

 

Die Münchner Gemeinde fand sich bald nach dem 1. Vatikanischen Konzil als Gottesdienstgemeinde zusammen. Die Geschichte der alt-katholischen Kirche in Deutschland ist eng verwoben mit der Geschichte der Gemeinde München, denn München war der Wohnsitz von Ignaz von Döllinger (1799-1890), der einer der entschiedensten Kritiker des 1. Vatikanischen Konzils war.

Er war der bedeutendste Kirchen- und Dogmengeschichtler seiner Zeit, Professor an der Universität München und Stiftspropst an der Theatinerkirche. Als er sich „als Christ, als Theologe, als Geschichtskundiger und als Bürger“ nicht den Bestimmungen des 1. Vatikanums anschließen wollte, wurde er förmlich exkommuniziert. Für viele Katholiken war Döllingers Exkommunikation der letzte Anstoß, sich in Katholikenvereinen zu organisieren.

In der Münchner Museumsadresse vom 10. April 1871 wurde der König gebeten, den Dogmen von der Unfehlbarkeit des Papstes und seines Jurisdiktionsprimates die staatliche Anerkennung zu verweigern, da diese Neuerungen auch das Verhältnis zwischen Staat und Kirche veränderten und deswegen staatsgefährlich seien. Die Regierung verweigerte die Anerkennung der Dogmen, womit kircheninterne Maßnahmen gegen die Gegner der Konzilsbeschlüsse zunächst keine Wirkung auf die politische oder bürgerliche Stellung der Betroffenen hatten.

Das sogenannte Pfingsttreffen unter der Leitung von Döllinger lud zu einem Kongress nach München ein, der im September 1871 stattfand und der später als 1. Alt-Katholikenkongress gezählt wurde.

Obwohl König Ludwig II. Döllinger dazu drängte, stand er nach seiner Exkommunikation keinem Gottesdienst mehr vor. Er nahm aber an Alt-Katholikenkongressen teil und leitete 1874 und 1875 die Bonner Unionskonferenzen. In diesen für das 19. Jahrhundert eher unüblichen ökumenischen Gesprächen wurden die Grundlagen für die Kirchengemeinschaft mit den Anglikanern und die theologischen Konsensgespräche mit der Orthodoxie gelegt.

Döllinger wurde am 13. Januar 1890 auf dem Alten Südlichen Friedhof von seinem Schüler Prof. Johannes Friedrich nach alt-katholischem Ritus bestattet.

Alljährlich gedenkt die Münchner Gemeinde zum Todestag mit einem Friedhofsbesuch dieses herausragenden „Vordenkers“.

Prof. Friedrich war es auch, der zusammen mit Professor Joseph Meßmer ab 1871 regelmäßig alt-katholische Gottesdienste angeboten hat, bis 1872 ein eigener Pfarrer angestellt werden konnte.

Der Stadtrat hatte den Münchner Altkatholiken 1871 die kleine St. Nicolaikapelle am Gasteig zum Gottesdienst überlassen. Diese Überlassung wurde allerdings, als sich die Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat änderten, 1882 wieder rückgängig gemacht.

Die offizielle Gründung der Gemeinde München erfolgte erst am 20. Juli 1890.

Danach nutzte die Gemeinde als erste eigene Kirche ein umgebautes Atelier in der heutigen Kaulbachstraße. Beschreibungen dieser Kirche klingen hinreißend, „die Kirche ist im Stil der italienischen Renaissance eingerichtet“, doch leider wurde die Kirche 1922 wegen Baufälligkeit verkauft und ist heute nicht mehr erhalten; auf dem Grundstück steht heute ein Kloster der Redemptoristen.

Umzug nach St. Willibrord

St. Willibord München
St. Willibrord in der Blumenstraße 36

St. Willibrord liegt zentral an der U-Bahn-Station Sendlinger Tor und damit direkt an der U-Bahn-Linie, die Hauptbahnhof und Messegelände verbindet. Die Kirche wirkt jedoch an diesem Platz am Altstadtring und umgeben von urbanem Leben ein wenig überraschend, denn das Äußere erinnert an eine englische Dorfkirche.

Dieser Eindruck ist nicht falsch; die Kirche wurde 1911 als englische Botschaftskirche in München erbaut und St. George geweiht.

Nach einigen wenigen Gottesdiensten verließen die Engländer mit Beginn des 1. Weltkriegs Bayern. Da nach dem Krieg und nach dem Ende der bayerischen Monarchie keine englische Botschaft mehr in Bayern bestand, wurde die Kirche von der alt-katholischen und der evangelisch-reformierten Gemeinde genutzt. 1929 wurde sie von den Alt-Katholiken schließlich gekauft.

 Im 2. Weltkrieg wurde die Kirche 1944 schwer beschädigt, konnte jedoch schon 1949 neu geweiht werden; seit damals hat sie den Namen St. Willibrord.

In der Nachkriegszeit beschäftigten weitere Renovierungsarbeiten die Gemeinde, einer Renovierung in den 50er Jahren verdanken wir das schöne Glasfenster im Altarraum.

Im Jahr 1988 wurde Karl Harrer zum Pfarrer der Gemeinde München gewählt, er begann eine Serie von Sanierungen, um nach den Notreparaturen der Nachkriegszeit die Kirche dauerhaft zu erhalten.

1991 begann die Wiedernutzbarmachung der Räume unter der Kirche als Gemeindezentrum. Schutt, Steine & Trümmer wurden entfernt und der Döllingersaal mit Küche errichtet und 1993 fertiggestellt. Im Zuge dieser Maßnahmen entstand auch der heutige Eingangsbereich, da der alte Zugang direkt am vielbefahrenen Altstadtring zu gefährlich geworden war.

Ein 2. Bauabschnitt folgte und neben der Sakristei wurden die Jugendräume in der Unterkirche neu ausgestattet und auch die Räume im Turm saniert. Im Juni 2000 konnte auch dieser Teil der Sanierung abgeschlossen werden.

Auf Karl Harrer folgte im November 2004 Siegfried Thuringer, der als neuer Pfarrer der Gemeinde München gewählt wurde.

2005 wird Diakon i.E. Dirk Faulbaum zum Priester im Ehrenamt in der Gemeinde München berufen.

Im Jahr 2006 begannen die Planungen für den aufwändigsten Teil der Sanierungen, da die 1957 eingebaute Decke ersetzt werden musste. Dem Baustil der Kirche entsprechend sollte die neue Decke nach oben geöffnet werden. Parallel dazu wurden die Kirchenfenster durch moderne Doppelfenster ersetzt. Anfang 2011 waren die Arbeiten abgeschlossen und am 6. Februar 2011 fand der 1. Gottesdienst zu Darstellung des Herrn in der neuen, alten Kirche statt.

Nach neuen Fenstern und Decke wurde auch der Altarraum neu gestaltet. Dazu wurde, parallel zum Austausch der Decke, ein Wettbewerb ausgelobt, den der Künstler Gregor Passens für sich entschied.
Und so endet mit der Einweihung des neuen Altars am 28. Mai 2011 die Renovierung von St. Willibrord.

Neben den hauptamtlichen Priester:innen existiert in der alt-katholischen Kirche auch eine starke Tradition der Priesterin oder der Priesters im Ehrenamt.

Neben Dirk Faulbaum ergänzt nach langjähriger Tätigkeit in der Gemeinde Dr. Liesel Bach das Team der ehrenamtlichen Priester:innen seit ihrer Weihe am 5. Oktober 2019. Am 20. Oktober 2019 steht sie ihrem ersten Gottesdienst vor.

Eine weitere Verstärkung erfährt das Team am 23. Mai 2021 mit der Einführung von Anselm Bilgri als weiterem Geistlichen im Ehrenamt.

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