Liebe Schwestern und Brüder,
liebe Freundinnen und Freunde unserer Gemeinde,

beim Weltgebetstag 2023 steht Taiwan im Mittelpunkt. Dort ist die politische Situation mit China schon seit vielen Jahren angespannt, und diese Spannungen haben sich in diesem Jahr nochmals verstärkt. Trotzdem haben die Frauen aus Taiwan einen hoffnungsfrohen Text aus dem Epheserbrief für ihren Gottesdienst ausgesucht.

Er lautet: Da ich von eurem Glauben im Herrn Jesus und von eurer Liebe zu allen Heiligen gehört habe, höre ich nicht auf, für euch zu danken, wenn ich in meinen Gebeten an euch denke. Der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch den Geist der Weisheit und der Offenbarung, damit ihr ihn erkennt. Gott erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr wisst, zu welcher Hoffnung ihr berufen seid, welch reiches und herrliches Erbe Gott für die Heiligen bereit hält und wie überwältigend groß die Kraft ist, die sich als Wirkung von Gottes Macht und Stärke an uns, den Glaubenden, zeigt.

Der Verfasser des Epheserbriefs spricht hier von seiner Verbundenheit mit den Gläubigen in Ephesus: Ich höre „ …nicht auf, für euch zu danken, wenn ich in meinen Gebeten an euch denke.“ Das ist, so denke ich, ein wesentliches Zeichen von Gemeinde und Gemeinschaft: Wir hören voneinander und aufeinander, wir staunen übereinander, wir denken im Gebet aneinander. Wir sprechen miteinander, wir teilen Leben und Brot und Wein. Und miteinander Teilen bedeutet, Gemeinschaft zu sein.

Es gibt viele Bilder, die diese Gemeinschaft ausdrücken, das Bild vom Netz der Beziehungen, durch die wir miteinander verbunden sind, oder auch das Bild vom Puzzle. In den Texten zum Weltgebetstag wird es so beschrieben: „In den Augen Gottes sind wir Teile eines großen Puzzles. Jede von uns anders und unterschiedlich, jede unersetzlich, jede mit den anderen verbunden. Gemeinsam werden wir zu dem Bild, von dem Gott träumt: zu einer Gemeinschaft mit Jesus Christus.“ 1

Ich finde es eine interessante Metapher, dass wir alle gemeinsam das Bild einer großen Gemeinschaft bilden, und dass dieses Bild mehr zeigt, als was die einzelnen sind und leisten können, in der die Stabilität durch die Verbundenheit kommt, und das Motiv durch alle erkennbar wird.

Natürlich kann man dieses Bild auch als beengend interpretieren: ich muss mich einfügen, mich womöglich in eine Form pressen lassen, ich bin auf diese Form festgelegt. So ist es nicht gemeint, aber ein wenig Wahrheit ist trotzdem in dem Einwand. In eine Gemeinde, in eine Gemeinschaft muss ich mich ein Stück weit tatsächlich einfügen.

Allerdings empfinde ich das Bild eher als entlastend: Ich muss nicht alleine alles können, ich bin nur ein Teil dieses Puzzles, ich bin nicht das ganze Bild. Aber mit den vielen anderen zusammen, die da als Gemeinschaft unterwegs sind, wird etwas von dem sichtbar, was Gott für diese Welt will. Und ich hoffe, dass in einer lebendigen Gemeinschaft immer soviel Dynamik ist, dass jede und jeder Raum zum Wachsen und zum Werden hat, dass niemand ein für allemal auf eine bestimmte Form festgelegt wird.

Die Kirche will eine Gemeinschaft sein, in der wir erfahren können: Wir sind gestützt und getragen von der Gemeinschaft der Gläubigen um uns, vor uns und nach uns. Wir können uns von ihr tragen lassen, wenn wir müde sind oder Angst haben, und wir können diese Gemeinschaft stützen, wenn es uns gut geht und wir Kraft haben. Und wir sind eingeladen, in allem, was uns umgibt und was passiert, nicht die Hoffnung zu vergessen, von der der Text aus dem Epheserbrief spricht:

Gott erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr wisst, zu welcher Hoffnung ihr berufen seid.“

In diesem Sinne wünsche ich uns in den kommenden Advents- und Weihnachtstagen und im neuen Jahr immer wieder Erfahrungen von Hoffnung und Gemeinschaft.

Ihre Liesel Bach

1 https://weltgebetstag.de/fileadmin/user_upload/downloads/WGT2023/Erwachsene2023/webseite_downloads_2023_erwachsene_bibeltext-gedanken-wechselnd.pdf

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