» Anmelden
Aktuelle Termine in München
Informationen zu den Gottesdiensten
Vom Mut,
Zukunft zuzulassen
Liebe Gemeindemitglieder, liebe Freundinnenund Freundeunserer Gemeinde.
Es gibt viele Arten zu lachen: ein herzliches Lachen, das ansteckt. Ein Grinsen, das Distanz schafft. Ein Lächeln, das Nähe sucht. Und dann gibt es dieses Lachen, das aus Unglauben, Müdigkeit oder auch aus Enttäuschung kommt – ein stilles Lachen, das sagt: „Das kann doch nicht sein.“
So lacht Sara in der Bibel. Als ihr und Abraham – beide alt geworden, mit gescheiterten Hoffnungen – ein Kind verheißen wird, kann sie nur noch innerlich schmunzeln. „Ich, alt und verbraucht, soll noch das Glück der Liebe erfahren?“ Gen 18,12 Ihr Lachen ist das Lachen einer Frau, die das Leben kennt, mit seinen Grenzen, seinem Schmerz – und seiner scheinbaren Endgültigkeit.
Doch dann geschieht das Unerwartete: Sara wird schwanger. Ihr Sohn bekommt den Namen Isaak – auf Hebräisch: „Gott hat gelacht“. Gott selbst lacht – und sein Lachen ist ein Zeichen der Hoffnung. Es widerspricht dem, was Menschen für möglich oder wahrscheinlich halten. Es öffnet Zukunft, wo wir sie nicht mehr sehen.
Diese Geschichte ist nicht nur ein Rückblick auf ein altes Wunder. Sie kann ein Spiegel für uns heute sein.
Auch wir kennen dieses Lächeln, das sagt: „Das bringt doch nichts.“ Wir hören es, wenn neue Ideen entstehen – in der Kirche, im Gemeindeleben, in der Gesellschaft. „Das haben wir schon probiert. Das klappt nie.“ Wir alle kennen solche Momente. Und manchmal ist dieses Lächeln berechtigt – wir haben Erfahrungen gemacht, sind vorsichtiger geworden.
Aber genau da hinein spricht Saras Geschichte: Vielleicht kündigt sich auch bei uns ein Isaak an – eine neue Möglichkeit, eine Wendung im Leben, eine Idee, ein Mensch, ein Aufbruch. Vielleicht ungeplant. Vielleicht unbequem. Vielleicht auch beängstigend. Aber vielleicht ist genau das Gottes Lachen in unserem Leben – seine Art, uns Zukunft zu schenken.
Zukunft bedeutet Veränderung. Sie fordert uns heraus. Sie verlangt Loslassen und Vertrauen. Aber sie ist auch Gottes Einladung: Lass dich noch einmal ein auf das Leben. Auf Menschen. Auf Gemeinschaft. Auf deinen Glauben.
„Alt ist man, wenn die Erinnerungen mächtiger werden als die Erwartungen“, hat Johannes Rau einmal gesagt.
Solange wir noch etwas erwarten – vom Leben, von uns selbst, von Gott – bleiben wir in Bewegung. Dann ist unser Glaube lebendig. Und dann kann aus einem skeptischen Lächeln wieder ein Lachen der Freude werden.
Ich wünsche uns allen, dass wir die Isaake in unserem Leben erkennen – und den Mut haben, uns auf sie einzulassen.
Ihr
Siegfried Thuringer, Pfr.
Wir sind eine Kirche für alle. Oder besser: für alle, die wollen. Auch Sie? Finden Sie eine Gemeinde vor Ort.