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Eine Besuchs- und Gesprächsreihe des Ökumenischen Arbeitskreises „Christen in der Maxvorstadt“ von Mai bis Juli 2012
Zu Beginn dieser Nachlese einige Auszüge aus dem Impulsreferat von Martin Fürstenberg bei der Abschlussveranstaltung am 20. Juli: Er beginnt mit einer Beschreibung unserer Lichtvesper: „Es war am Mittwoch, den 16. Mai. Wir hatten in St. Willibrord unsere Kirchenführung mit einer anregenden Diskussion über die Besonderheiten der alt-katholische Kirche und ihres jüngsten Kirchenumbaus beendet. Der Abendgottesdienst begann mit dem Einsatz der Orgel. Wir versammelten uns im Chorraum auf den niedrigen Bänken um den Altar, in gemischter Reihe: Pfarrer und Laien, Evangelische, Katholiken und Alt-Katholiken, auch Besucher, die nicht unbedingt einer Glaubensgemeinschaft angehören. Die Lichtvesper folgte der alten, urchristlichen Liturgie mit viel Lichtsymbolik, einem Weihrauchritus sowie ein- und mehrstimmigen Liedern und Wechselgesängen. Nach der Bibellesung hielt Pfarrer Thuringer eine kurze Ansprache. Dann mehrere Minuten Stille. Die Fürbitten wurden ohne Vorabsprache reihum verlesen. Zum Abschluss steckte jeder seine brennende Kerze in eine Sandschale. Still verabschiedete ich mich von meinen Banknachbarn.“
Die gemeinsame Feier die zeitnah zur Kirchenführung in allen Kirchen statt fand, war eine gute Gelegenheit, die liturgischen Orte „in Aktion“ zu sehen. Dabei stellte sich heraus, das die äußere Architektur zwar den Rahmen der Feier bildet, das aber bei allen Führungen ein Schwerpunkt auf das Innere der Kirche gelegt wird. Das hat durchaus praktische Aspekte, da die äußere Form ja in der Regel vorgegeben ist, während die Inneneinrichtung wenn auch in Absprache mit dem Denkmalschutz, doch den aktuellen Bedürfnissen einer Gemeinde angepasst werden kann und damit bestimmend für die Erfahrung von Liturgie ist. In allen Kirchen wurde intensiv über Altar, Ambo und Taufstein gesprochen, dabei gilt für alle Gemeinden: Der Altar ist der zentrale Ort unserer Kirchen. Er kann aus Stein, aus Holz oder – wie in St. Markus – aus Aluminium sein. Er ist unverkennbar die Mitte der Kirche und des christlichen Glaubens. Spannend war dann, in St. Ludwig den mobilen Altar zu sehen, mit dem Romano Guardini schon vor dem II. Vatikanischen Konzil die Eucharistie zum Volk gewandt feierte.
Interessant waren auch die unterschiedlichen Erfahrungen mit dem Taufstein. In St. Bonifaz ist der Taufstein in der Werktagskapelle zu finden, da bei der Planung der Abteikirche nicht davon ausgegangen wurde, dass dort getauft wird. In St. Ludwig steht der Taufstein in einer engen Taufnische seitlich vom Eingang, wie es der Tradition entspricht. Bei uns in St. Willibrord ist der Taufstein bewusst vom Altarraum zum Eingang „gewandert“, als „Spender“ für das Weihwasser, das in der katholischen Tradition beim Betreten der Kirche verwendet wird – zur Erinnerung an die Taufe, dem Eintrittssakrament in die christliche Gemeinschaft.
In St. Markus steht das neue, kunstvoll erleuchtete Taufbecken im Chorraum. Bei den Führungen und auch bei der Abschlussveranstaltung wurde intensiv darüber gesprochen, welche Orte denn nun „sakral“ sind, und warum. Dabei gibt es in den verschiedenen Konfessionen durchaus verschiedene Schwerpunkte.
Zu allen Veranstaltungen konnten mehr als 50 Besucherinnen und Besucher begrüßt werden. In der Abschlussveranstaltung mit Alt-Abt Odilo Lechner wurden viele der bei den unterschiedlichen Führungen angesprochenen Fragen noch einmal aufgegriffen. Was ist das Heilige der heiligen Orte, wie ist die Bedeutung der Architektur unserer Kirchen für unser Verständnis von Kirche und wie können Kirchenräume offen und einladend sein auch für Menschen, die nicht zu unseren Gemeinden gehören? Darüber entwickelte sich ein lebhafter Austausch, der auch beim anschließenden Stehempfang weiterging.
Dr. Elisabeth Bach
In der Reihe „Sakrale Orte“ setzten sich die Gemeinden St. Bonifaz, St. Markus, St. Ludwig und St. Willibrord im letzten Jahr mit ihren Kirchen auseinander: Wie ist der Glaube in der Architektur sichtbar? Wo stehen etwa Taufbecken, Kanzel und Altar? Was macht den Kirchenraum überhaupt zu einem „sakralen“ oder „heiligen“ Ort? In gegenseitigen Besuchen der jeweiligen Kirchenbauten wurde bei Kirchenführungen und einem anschließenden Musikstück (wie in St. Markus) oder einer kirchlichen Feier (wie in St. Willibrord, St. Ludwig und St. Bonifaz) der Frage nach Raumkonzept und Raumwirkung der Kirchen nachgespürt.
Wir sind eine Kirche für alle. Oder besser: für alle, die wollen. Auch Sie? Finden Sie eine Gemeinde vor Ort.