Katholisch und politisch! – Oder lieber nicht?

 Studientag mit Bischof Dr. Matthias Ring

In München trafen sich 35 Interessierte aus dem bayerischen Dekanat am 19.01.13 des neuen Jahres, um zusammen mit Bischof Matthias das Thema „Alt-Katholische Kirche und Politik“ zu diskutieren. Auf unterschiedlichste Weise – durch Vortrag, Gespräch, Präsentation, Textlesung, Gruppenarbeit – versuchten die Teilnehmer sich dem Thema zu nähern. Ausgangspunkt waren Texte der alt-katholischen Bischöfe Kreutzer und Moog aus den Jahren 1913 und 1929. Der in ihnen erkennbare Versuch, die alt-katholische Kirche aus den damaligen Politik-Wirren und -Fragen herauszuhalten, führte zum Gespräch über Luthers Lehre von den zwei Reichen und gab wichtige Impulse. Immer wieder wird zwar heute gefordert, dass sich die alt-katholische Kirche stärker mit gesellschaftspolitischen Themen befassen und auch entsprechend Stellung beziehen soll, gleichzeitig aber wünschen sich Alt-Katholikinnen und ­Alt-Katholiken immer noch eine Kirche, die nicht bei allen möglichen Fragen festlegt, was vom Evangelium her die einzig richtige Antwort sei.

Im Lauf des Studientags wurde immer klarer, dass die Zielrichtung alt-katholischer Erklärungen und Impulse nicht die Teilhabe an machtpolitischen Einflüssen und Entscheidungsprozessen sein soll, sondern die Verdeutlichung der Aspekte und Folgen einer anstehenden Entscheidung. Es soll nicht Menschen die politische Entscheidung vorbestimmt oder abgenommen, sondern verdeutlicht werden. Die Fragen heutiger Politik sind dabei so komplex, dass sie nicht einseitig und simpel durch Bibelzitate abgeleitet werden können.

Die Anwesenden waren sich einig, dass die Alt-Katholische Kirche in Deutschland in diesem Sinne mehr zum Politischen beitragen könnte und sollte, als es momentan geschieht. Dazu wurde sowohl der Weg von „Denkschriften“ diskutiert, wie ihn die Evangelische Kirche Deutschlands geht, wie auch die Neubelebung von „Positionspapieren“, wie sie die Alt-Katholische Kirche zum Beispiel in den achtziger Jahren schon einmal herausgab. Dabei ginge es auch heute um Impulse, die glaubwürdig (an eigenem Tun ablesbar), sachkundig (fundiert und auf Theologie bezogen), weise (unpolemisch und spirituell) sind und ohne Bevormundung die Staatsbürger in ihrer Selbstverantwortung ernst nehmen. Aus Sicht unserer Grundwerte (Christusbotschaft und Glaube der Alten Kirche) sollte der Denkzusammenhang politischer Fragen punktuell erweitert beziehungsweise ergänzt werden.

Am Ende dankten die Anwesenden dem Bischof für seine engagierte Gesprächsleitung und den Mitgliedern der Münchner Gemeinde für ihre Gastfreundlichkeit.

Harald Klein

Auf der Suche?

Wir sind eine Kirche für alle. Oder besser: für alle, die wollen.
Auch Sie? Finden Sie eine Gemeinde vor Ort.

» Zur Gemeindesuche