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Liebe Gemeindemitglieder, liebe Gäste,
in der Woche vor Ostern lenken Christen ihren Blick auf das Leiden und den Tod Jesu. Doch es geht nicht nur um ihn. Es geht auch um all die Menschen, die heute leiden und sterben.
In diesem Jahr brauchen wir uns nicht anzustrengen, um unseren Blick auf leidende und sterbende Menschen zu richten, denn diese werden uns in alltäglichen Sondersendungen bildhaft vor Augen geführt.
Und dann sind da noch all die Leidenden und Sterbenden, die wir in dieser Krisenzeit nur zu leicht aus dem Blick verlieren:
Es gibt viel Leid in unserer Welt – nicht erst durch Corona.
Manchmal ist das Leid zu viel für uns, und wir schauen gar nicht mehr oder nicht mehr richtig hin, weil wir das Gefühl haben, es nicht ertragen zu können.
In der Karwoche nehmen Christen dieses Leid aber ganz bewusst in den Blick und ins Gebet – das Leid Jesu und das Leid der Menschen. Dies tun sie aber nicht, um das Leid zu verherrlichen – auch wenn man in den vergangenen Jahrhunderten im Christentum manchmal das Gefühl haben konnte.
Wir tun dies, um die Leidenden nicht aus dem Blick zu verlieren und auch nicht unsere Verantwortung für sie. Wegschauen ist keine Option, denn davon wird das Leid nicht verschwinden.
Doch neben dem sehr existenziellen Leid, welches wir täglich über Zeitung, Internet, Radio und Fernsehen wahrnehmen, gibt es auch das ganz persönliche Leid und das der Nachbarn, Verwandten, Freunde und Freundinnen.
Viele Menschen stellen sich die Frage, WARUM ES DIESES LEID GIBT oder WIE GOTT DAS LEID ZULASSEN KANN. Viel Leid in dieser Welt ist menschengemacht oder zumindest durch Menschen verantwortet – aber diese Erkenntnis allein hilft auch nicht, um die uralte Frage nach dem Leid wirklich zufriedenstellend zu beantworten.
Wenn wir mit Blick auf unseren Glauben auf das Leid der Menschen und auch auf unser eigenes Leid schauen, dann tun wir dies aber zumindest im Vertrauen, dass Gott uns auch im Leid nicht allein lässt. Jesus selbst geht seinen Weg der Liebe und Hingabe auch durch das Leid hindurch – im Vertrauen, dass Gott, der Schöpfer des Lebens, ihn auch im Leiden und im Tod trägt und hält.
Liebe Gemeinde, liebe Gäste,
manches Mal kann aus leidvollen Erfahrungen auch viel Neues und Gutes entstehen.
Das bedeutet nicht, das Leid zu rechtfertigen oder gar gutzuheißen, sondern nur auch das Gute wahrzunehmen, das uns auch im Leid und durch das Leid hindurch geschenkt wird.
Das folgende Gedicht „Die Perle“ habe ich mir vor fast 20 Jahren auf eine künstlerisch gestaltete Leinwand geschrieben und in meine Wohnung gehängt. In einer schwierigen Lebenszeit hat das Gedicht in mir die Hoffnung wachgehalten, dass alles was jetzt schwer ist, sich eines Tages in etwas Gutes wandeln kann.
Man erzählt sich die Geschichte einer Perle hier am Strand.Sie entstand in jener Muschel durch ein grobes Körnchen Sand.Es drang ein in ihre Mitte und die Muschel wehrte sich.Doch sie musste damit leben und sie klagte: Warum ich?
Eine Perle wächst ins Leben, sie entsteht durch tiefen Schmerz.Und die Muschel glaubt zu sterben, Wut und Trauer füllt ihr Herz.Sie beginnt es zu ertragen, zu ummanteln dieses Korn.Nach und nach verstummt ihr Klagen und ihr ohnmächtiger Zorn.
Viele Jahre sind vergangen. Tag für Tag am Meeresgrundschließt und öffnet sich die Muschel, jetzt fühlt sie sich kerngesund.Ihre Perle wird geboren. Glitzert nun im Sonnenlicht.Alle Schmerzen sind vergessen, jenes Wunder jedoch nicht.
Jede Perle hilft uns beten, hilft vertrauen und verstehn,denn der Schöpfer aller Dinge hat auch deinen Schmerz gesehn.Nun wächst Glaube, Hoffnung, Liebe – sogar Freude tief im Leid.So entsteht auch DEINE Perle, SEIN Geschenk für alle Zeit.
Manches Mal kann aus leidvollen Erfahrungen auch viel Neues und Gutes entstehen.Das nehmen wir gerade in unserer Zeit wahr. Soviel Solidarität und Hilfsbereitschaft, die wir gerade erleben, war schon lange nicht mehr in unserer Gesellschaft zu beobachten.
Nicht wenige Menschen fragen sich, ob diese positive Entwicklung unsere Gesellschaft auch über die Corona-Zeit hinaus verändern und prägen kann.
Mehr Solidarität statt Egoismus – gerade in dieser Zeit spüren wir, dass uns diese Veränderung auch dauerhaft gut tun würde. Vielleicht wird ja die gewachsene Solidarität die Perle dieser schwierigen und leidvollen Corona-Zeit sein!
Alter Irischer Segen:
Nicht, dass von jedem Leid verschont Du mögest bleiben,noch, dass dein künft’ger Weg stets Rosen für Dich trageund keine bittere Träne über Deine Wangen kommedies alles, nein, das wünsche ich Dir nicht!
Mein Wunsch für Dich ist vielmehr dieser:Dass dankbar Du und allezeit bewahrst in Deinem Herzendie kostbare Erinnerung der guten Ding‘ in Deinem Leben;
Dass mutig Du stehst in Deiner Prüfung,wenn hart das Kreuz auf Deinen Schultern liegtund wenn der Gipfel, den es zu ersteigen gilt,ja selbst das Licht der Hoffnung zu entschwinden droht;
Dass jede Gottesgabe in Dir wachseund mit den Jahren sie Dir helfe,die Herzen froh zu machen, die Du liebst;
Dass immer einen wahren Freund Du hast,der Freundschaft wert, der Dir Vertrauen gibt,wenn Dir’s an Licht gebricht und Kraft;
Dass Du dank ihm den Stürmen standhältstund so die Höhen doch erreichst.
Und so sei gesegnet: Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. AMEN
Wir sind eine Kirche für alle. Oder besser: für alle, die wollen. Auch Sie? Finden Sie eine Gemeinde vor Ort.