Gemeinden Mannheim - Ludwigshafen - Hessloch

Gottes Ebenbild

Liebe Gemeindemitglieder, liebe Gäste!

In den letzten Wochen wird zunehmend darüber diskutiert, ob und wie lange die momentanen Einschränkungen aufrechterhalten werden sollen und können. Das aktuelle Politbarometer zeigt, dass sich die Deutschen inzwischen mehr Sorgen um die wirtschaftliche Lage, als um ihre Gesundheit machen.

Dabei kocht immer wieder auch die Frage hoch, ob – und wenn ja wie – man wirtschaftliche Interessen gegen Menschenleben aufrechnen darf. Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer sorgte für einen Eklat, als er – mit Blick auf die schweren Wirtschaftsschäden sagte, dass man möglicherweise Menschen retten würde, die eh bald sterben würden. Auch wenn er bei dieser Aussage wohl die Menschen im Blick hatte, die weltweit durch die wirtschaftlichen Schäden sterben könnten – so klang das in vielen Ohren so, als würde er Wirtschaft gegen Menschenleben aufrechnen. Doch nicht nur das. Der Hinweis Palmers, dass wir Menschen retten, die möglicherweise in einem halben Jahr sowieso sterben würde, erweckt(e) den Eindruck, dass das Leben eines alten Menschen weniger wertvoll ist und unter Umständen in der Abwägung mit wirtschaftlichen Interessen anders behandelt werden sollte, als das Leben eines jüngeren Menschen. Unabhängig davon, dass die Aussage von Boris Palmer – was die zu erwartende Lebenszeit der Menschen betrifft, die man zu retten versucht – als falsch widerlegt wurde, ist es verheerend, dass der Eindruck entstand, man könne Menschenleben gegen Menschenleben oder gar Menschenleben gegen wirtschaftliche Interessen abwägen und aufrechnen. Der Wert eines Menschenlebens fällt nicht mit dem Alter, oder mit einem Handicap oder mit der sozialen oder geographischen Herkunft!

Für uns Christen ist dieser Wert des Menschen in seiner Gotteskindheit und Gottesebenbildlichkeit begründet. Der oder die andere ist genau wie ich Gottes geliebtes Kind, sein Ebenbild – und daher ist er oder sie genauso wertvoll wie ich – ganz egal, ob mit fünf, mit 41 oder mit 87!

Die Botschaft, dass jeder Mensch wertvoll ist – dass ich wertvoll bin – ist für mich eine der zentralen Botschaften unseres christlichen Glaubens! Doch viele Menschen vergessen ihren eigenen Wert, den sie einfach dadurch haben, dass es sie (als Gottes geliebte Kinder) gibt. Sie machen ihr ganzes Selbstwertgefühl von anderen abhängig. Egal ob es die Schulnoten, die Beurteilung des Chefs /der Chefin, die Komplimente für das hübsche Aussehen oder das eigene Engagement sind: viele Menschen beziehen ihr Selbstwert Gefühl nur von außen und darum fällt es ihnen auch so oft schwer, mal „NEIN“ zu sagen und an sie gestellte Erwartungen nicht zu erfüllen. Sich seines eigenen Wertes bewusst sein, das hat nichts mit Arroganz oder Egozentrik zu tun, sondern führt vielmehr dazu, dass ich in mir selbst ruhen und auch den Wert und die Fähigkeiten anderer Menschen anerkennen und schätzen kann.

Wer sich seines eigenen Wertes bewusst ist, der wird sich selbst mehr zutrauen und nur so das Potential und die Talente, die ihm oder ihr geschenkt wurden, auch wirklich entwickeln und entfalten können.

Ich wünsche uns allen, dass es uns auch in schwierigen Zeiten, und wenn wir von anderen in Frage gestellt werden, gelingt, auf unsere Fähigkeiten, unsere Stärken, unsere Kraft, unsere Fantasie, unsere Kreativität und unsere Wandlungsfähigkeit zu vertrauen. Denn wenn wir uns unseres Wertes bewusst sind und auf uns selbst vertrauen, dann kann uns in unserem Leben Manches gelingen, was wir sonst nie versuchen würden!

Darum geht es auch in der folgenden Geschichte:

Ein Familienvater mittleren Alters arbeitete seit jeher bei einer großen Firma als Hausmeister. Eines Tages wurde er zum Personalchef gerufen.
»Aufgrund unserer neuen Personalrichtlinien habe ich mir Ihre Akte angesehen. Leider konnte ich keinen einzigen Ausbildungsnachweis finden.«
Unbedarft antwortete der Hausmeister: »Das ist schon richtig, ich habe keinen anerkannten Schulabschluss.«
»Dann tut es mir außerordentlich leid«, der Personalchef rang nach Worten, »Sie sind seit über 30 Jahren in unserem Unternehmen tätig, waren nie krank und haben nur beste Arbeit geleistet! Dennoch muss ich Ihnen kündigen, da Sie die Qualitätsstandards der neuen Geschäftsführung nicht erfüllen!« Der Hausmeister hängte ein letztes Mal seinen Kittel an den Haken und ging betrübt nach Hause.

»Was soll ich nun tun?«, fragte er seine Frau.  »Wie sollen wir die Raten von unserem Haus abzahlen und unsere Kinder bei ihrem Studium unterstützen?«
»Vielleicht soll dies ja ein Wink des Schicksals sein«, meinte seine Frau. »Du hattest doch früher schon den Traum, ein selbstständiger Hausmeister zu sein!«
Zuerst suchte er seinen Nachbarn auf, der Inhaber eines großen Betriebes war. »Du kannst sofort für mich arbeiten. Ich kenne deine Fähigkeiten!«, sagte dieser.
Bei den nächsten Firmen ging es ihm ähnlich. Sein guter Ruf war in der ganzen Stadt bekannt.
Innerhalb weniger Jahre stellte der Hausmeister immer mehr Personal ein, um der Flut seiner Aufträge gerecht zu werden. Er wurde zu einem angesehenen Unternehmer, mit einer mehrstelligen Summe auf der Bank.

Eines Tages bekam er Besuch vom Vorstand seiner Bank. Dieser war sehr erfreut, ihn endlich persönlich kennenzulernen.
»Es kommt ja immer nur Ihr Buchhalter, um die Bankgeschäfte zu regeln. Diesmal brauche ich jedoch Ihre persönliche Unterschrift. Möchten Sie den Vertrag noch einmal durchlesen?«
Der Hausmeister entschuldigte sich lächelnd: »Tut mir leid, ich kann nicht lesen.«
Ungläubig meinte der Bankier: »Sie sind in kürzester Zeit zu einem unserer größten Kunden geworden. Stellen Sie sich mal vor, was für eine Zukunft Sie mit einer guten Schulbildung gehabt hätten!«

Der Hausmeister antwortete mit einem herzhaften Lachen auf den Lippen: »Das kann ich Ihnen sagen: Dann wäre ich immer noch ein angestellter Hausmeister in einer großen Firma und nicht mein eigener Chef!

Liebe Gemeindemitglieder, liebe Gäste!

Gottes frohe und frohmachende Botschaft an uns lautet, dass wir nicht alles aus uns heraus schaffen müssen, sondern dass Gott an unserer Seite ist und uns stärkt, wo das Leben schwierig ist oder uns das Vertrauen in uns selbst verloren zu gehen droht.

In Psalm 18 heißt es:

1. Ich will dich rühmen, Herr, meine Stärke, *
Herr, du mein Fels, meine Burg, mein Retter,

2. mein Gott, meine Feste, in der ich mich berge,*
mein Schild und sicheres Heil, meine Zuflucht.

3. Mich umfingen die Fesseln des Todes, *
mich erschreckten die Fluten des Verderbens.

4. In meiner Not rief ich zum Herrn *
und schrie zu meinem Gott. —

5. Er griff aus der Höhe herab und fasste mich, *
zog mich heraus aus gewaltigen Wassern.“

6. Er führte mich hinaus ins Weite, *
er befreite mich, denn er hatte an mir Gefallen.

7. Du, Herr, lässt meine Leuchte erstrahlen, *
mein Gott macht meine Finsternis hell.

8. Mit dir erstürme ich Wälle, *
mit meinem Gott überspringe ich Mauern.

9. Du schaffst meinen Schritten weiten Raum, *
meine Knöchel wanken nicht.

10. Darum will ich dir danken, Herr, vor den Völkern, *
ich will deinem Namen singen und spielen. —

11. Ehre sei dem Vater und dem Sohn *
und dem Heiligen Geist,

12. wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit *
und in Ewigkeit. Amen.

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