Schlosskirche Mannheim

Seit 1874 ist die Mannheimer Schlosskirche
Hauptkirche der alt-katholischen Christen
von Mannheim und Ludwigshafen.

Die Schlosskirche früher …
… und heute

Geschichte

Jahrhundertelang lag das alte, beschauliche Fischerdorf Manninheim an Neckar und Rhein. Schon im Jahre 766 wurde es im Lorscher Codex erwähnt.

Am 17.03.1606 legte Kurfürst Friedrich IV., der Vater des späteren Winterkönigs, den Grundstein zur Festung Mannheim. Schon im Januar 1607 wurde Mannheim zur Stadt erhoben und mit Privilegien ausgestattet. Erstmals im Dreißigjährigen Krieg (1622) und erneut im Pfälzer Erbfolgekrieg (1689) wurde die junge Stadt zum Kriegsschauplatz. Dabei wurde sie nahezu völlig zerstört.

Religionsstreitigkeiten mit dem Reformierten Kirchenrat in Heidelberg veranlassten den katholischen Kurfürsten Carl Philipp, seine Residenz nach Mannheim zu verlegen. Am 2. Juli 1720 legte er den Grundstein zum neuen Residenzschloss der Superlative nach dem Vorbild von Versailles. Mit dem Areal der zerstörten Friedrichsburg bot sich ein ideales Gelände für die grandiosen Pläne. Erste Entwürfe zur Anlage stammten von Johannes Kaspar Herwarthel aus Mainz und Louis Remy de la Fosse, dem Hofarchitekten des Landgrafen von Darmstadt. Der Plan zum Bau der Schlosskirche wurde bereits im ersten Bauabschnitt von umgesetzt, da sie als Grablege für den im fortgeschrittenen Alter stehenden Kurfürsten gedacht war. Sein Leichnam wurde dort 1743, neun Jahre nach seiner dritten Gemahlin Violanta Theresia von Thurn und Taxis in der Gruft beigesetzt. Damit hat Carl Philipp die Vollendung des Schlosses im Jahre 1760, nach 40 Jahren Bauzeit, selbst nicht mehr erlebt. Das blieb seinem Nachfolger Carl Theodor vorbehalten. Jedoch bereits 1778 übersiedelte er nach dem Tode des bayerischen Kurfürsten nach München. Damit endete die Blütezeit der Stadt Mannheim und somit auch des Schlosses.

Das Schloss verfiel in einen Dornröschenschlaf bis es 1819 von Großherzogin Stephanie von Baden als Witwensitz bezogen wurde. Nach ihrem Tode im Jahre 1860 hatte man keine Verwendung mehr für die leerstehenden Räumlichkeiten. Das Geld, das für die Unterhaltung der Gebäude aufgebracht werden musste, belastete den Stadthaushalt enorm. Also suchte man nach neuen Nutzungsmöglichkeiten.  Diese boten sich zum Beispiel, als das Rote Kreuz im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 Räumlichkeiten für sein Hauptdepot suchte. Von nun an stapelten sich Decken und Verbandsmaterial in der Kirche. Nur 150 Jahre nach der Grundsteinlegung war aus der kurfürstlichen Hofkirche der Lagerraum einer Hilfsorganisation geworden.

1874 wurde die Schlosskirche durch den Großherzog von Baden der jungen alt-katholischen Gemeinde von Mannheim zur Nutzung als Gotteshaus überlassen.

Von außen gesehen hatte sich seit dem Bau der Schlosskirche so gut wie nichts verändert. Aber im Inneren war durch verschiedene Umbauten ein anderes Interieur entstanden.  Bereits 1780 hatte man den Chorraum erstmalig umgestaltet und durch klassizistische Elemente ergänzt. In dieser Ausstattung wurde das Gotteshaus bis zur Zerstörung im  2. Weltkrieg genutzt.  Im Zweiten Weltkrieg wurden Schloss und Schlosskirche so schwer zerstört, dass man ernsthaft darüber nachdachte, die gesamte Ruine abzureißen, um Platz für innerstädtische Wohnungen und eine bessere Verkehrsanbindung nach Ludwigshafen zu schaffen.

Der promovierte Kunsthistoriker Dr. phil. Hugo Roder war seit 1951 Pfarrer der alt-katholischen Gemeinde von Mannheim. Er setzte sich mit allen Mitteln für den Wiederaufbau der barocken Anlage ein, so dass am 1. Juli 1956 die Schlosskirche zu Ehren der Allerheiligsten Dreifaltigkeit neu geweiht werden konnte. Wegen seiner Verdienste um den Wiederaufbau wurde er, seinem Wunsche entsprechend, in der Gruft „seiner“ Schlosskirche beigesetzt.

Der Wiederaufbau der Schlosskirche ist überall einmütig als Musterbeispiel deutscher Denkmalpflege anerkannt, obwohl, oder gerade weil einige stilistische Ungereimtheiten, die sich im Laufe der Jahrhunderte eingeschlichen hatten, nicht wieder hergestellt wurden.  Bei baulichen Veränderungen ging man sehr sensibel zu Werke: Die Orgel verlegte man vom Altarraum weg an die Stelle der zerstörten Kurfürstenloge.  Auch der Altarraum selber musste neu gestaltet werden. Auf die ehemalige Orgelempore über und hinter dem Hochaltar wurde verzichtet und statt dessen auf einen Altarentwurf zurückgegriffen, der vermutlich auf Paul Egell aus dem Jahre 1740 zurückgeht. Das Altargemälde zeigt heute eine meisterhafte Kopie des Gemäldes „Die Anbetung der Heiligen Drei Könige“ von Giovanni Battista Tiepolo, das dieser im Original 1753 für das Kloster Schwarzach in Franken geschaffen hat. Die Kopie wurde von Prof. August Bresgen gemalt. Das Deckengemälde, das ursprünglich von Cosmas Damian Asam stammte, schuf Carolus Vocke aus dem nahen Ladenburg,  einer der ganz wenigen Künstler, der noch die Kunst der Deckenmalerei beherrschte. Viele Teile der Außenmauern und Fassade sind trotz der Zerstörung noch original erhalten geblieben, so zum Beispiel das eindrucksvolle Giebelrelief von Paul Egell (1691 – 1752), das die Allerheiligste Dreifaltigkeit darstellt. Die Kurfürstengruft blieb im Originalzustand erhalten. Die Stukkaturen, deren Schöpfer nicht bekannt sind (es werden Paul Egell und Egid Quirin Asam vermutet), wurden 1954 – 56 vom Stukkateur Hans Weishaupt liebevoll  originalgetreu restauriert und ergänzt.

Bis heute wird die so wiederhergestellte Schlosskirche von der Alt-Katholischen Gemeinde als Gotteshaus genutzt. 

Glocken

In der Glockenstube, einem kleinen Holzgebäude auf dem Flachdach über der Schlosskirche, hängen drei Glocken, darunter zwei Barockglocken aus der Bauzeit des Mannheimer Schlosses.

  • Glocke 1 h, Durchmesser 814 mm, 319 kg, 1731 vom Mannheimer Glockengießer Blasius Sattler gegossen
  • Glocke 2 dis, Durchmesser 640 mm, 141 kg, 1731 von Blasius Sattler gegossen
  • Glocke 3 fis, Durchmesser 546 mm, 113 kg, 1956 von Friedrich Wilhelm Schilling in Heidelberg gegossen
    Die kleine Glocke dient als Ersatz für die im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzene historische Glocke, die im Jahr 1722 (eventuell erst 1732) ebenfalls von Blasius Sattler gegossen wurde (Durchmesser 750 mm, Schlagton um cis2).

Die unter Denkmalschutz stehenden Glocken wurden nunmehr fachkundig überprüft. Sie erhielten neue Holzjoche und vor allem neue Klöppel. Nunmehr klingen Sie wieder voll und schön. Am schönsten klingen sie natürlich vor dem Gottesdienst. Wer sich das Glockenläuten aber schon vorher ansehen und anhören möchte, kann dies tun unter www.youtube.com/watch.

Beleuchtung der Schlosskirche

Mitte September 2010 wurde eine neue Beleuchtung in der Schlosskirche installiert, die das Deckengemälde nunmehr angemessen ausleuchtet. Wir sind sehr froh, dass nach Jahre langen Bemühens unsererseits das Amt Vermögen und Bau des Landes Baden-Württemberg die Ausführung und die Kosten übernommen hat.

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