Gemeinden Mannheim - Ludwigshafen - Heßloch

Predigtgedanken zum 5. Sonntag der Osterzeit

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott, und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten? Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. Und wohin ich gehe – den Weg dorthin kennt ihr. Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen? Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Schon jetzt kennt ihr ihn und habt ihn gesehen. Philippus sagte zu ihm: Herr, zeig uns den Vater; das genügt uns. Jesus antwortete ihm: Schon so lange bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater? Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch sage, habe ich nicht aus mir selbst. Der Vater, der in mir bleibt, vollbringt seine Werke. Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist; wenn nicht, glaubt wenigstens aufgrund der Werke! Amen, amen, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen, und er wird noch größere vollbringen, denn ich gehe zum Vater. (Joh 14,1-12)

Liebe Gemeinde, liebe Gäste!

In dieser Corona-Zeit spüren viele von uns in besonderer Weise, wie wichtig ein Zuhause ist, in dem man sich wohlfühlt. Ich habe in den letzten Wochen oft gedacht: Bin ich froh, dass ich eine so schöne und geräumige Wohnung habe. Eine Wohnung, in der ich gerne bin und in der ich mich Zuhause fühle. Vielleicht ist das auch der Grund dafür, warum viele Menschen die freie Zeit dazu genutzt haben, in den eigenen vier Wänden zu renovieren, und die Wohnung neu zu gestalten. Wenn man plötzlich viel mehr Zeit in der Wohnung verbringt, dann sollte man sich dort auch möglichst wohl fühlen und gerne aufhalten. Ein bisschen mehr Farbe an den Wänden, eine neue Tapete, ein paar Dekorationen, oder auch einfach nur ein paar Pflanzen und Blumen kann da schon unglaublich viel bewirken.

Im heutigen Evangelium, das uns vor Augen führen möchte, dass wir in der Gestalt Jesu, in seiner Botschaft und in seinem Handeln, Gott selbst sehen und erfahren können, geht es auch um Wohnungen. Genauer gesagt um Wohnungen, die einfach himmlisch sind – im wahrsten Sinne des Wortes.

Eines Tages, so verheißt es uns das heute Evangelium, werden im Haus Gottes alle solch eine Wohnung beziehen, wird für uns alle bei Gott ein Platz vorbereitet sein. In diesen Wochen nach Ostern geht es in den Lesungen des Gottesdienstes immer wieder um Auferstehung und den Auferstandenen. Dabei macht das heutige Evangelium auf besondere Weise deutlich, dass es nicht nur um Jesus und seine Auferstehung geht, sondern dass diese Hoffnung für uns alle gilt, auch wenn sie für uns schwer zu verstehen und zu begreifen ist und das Bedürfnis nach einem Beweis groß ist. Das machen die Einwände der Jünger deutlich: „Herr, wir wissen nicht, wohin Du gehst, wie sollen wir dann den Weg kennen?“ oder auch die Forderung: „Herr, zeig uns den Vater; das genügt uns“.

Diese Fragen und Zweifel, diese Unsicherheit und das Bedürfnis nach einem Beweis, welche hier durch die Jünger zum Ausdruck gebracht werden, sie stehen für unsere Fragen und Zweifel, für unsere Unsicherheit und unseren Wunsch nach einem beweisbaren Glauben.

Doch wir alle wissen, im Bereich des Glaubens kann uns niemand solche Beweise liefern, auch wenn sich das der eine oder die andere wünschen würde. Der heute Abschnitt aus dem Johannesevangelium ist für mich persönlich aber eine der schönsten Hoffnungsbotschaften und Verheißungen, die uns durch den Glauben geschenkt werden. Bei fast jeder der über 500 Beerdigungen, die ich bisher gestaltet habe, habe ich deshalb diesen Text aus dem Johannesevangelium aufgegriffen. Denn das Bild von einer Wohnung, die ich nach meinem irdischen Leben bei Gott beziehen darf, ist für mich unglaublich schön und tröstend. Denn es geht bei dem Einzug in eine Wohnung nicht nur um irgendeinen Raum, der mich vor Hitze, Regen oder Kälte schützt, sondern es geht dabei um ein Zuhause, das ich dort finden kann.

Doch wie im irdischen Leben auch, steht vor dem Leben in dieser neuen (himmlischen) Wohnung erst mal ein Umzug an. Und Umzüge sind keine schöne Sache, sie sind anstrengend und nicht selten nervenaufreibend. Die meisten von Euch werden das sicher aus eigener Erfahrung kennen. Selbst, wenn man schon umzugserfahren ist – bleibt jeder Umzug eine Herausforderung, zumindest ist das meine Erfahrung. Beim Umzug merkt man erst mal, was sich im Laufe der Jahre so alles angesammelt hat. Jeder Umzug heißt neu zu entscheiden: Was brauche ich? Was will mitnehmen? Wovon will oder muss ich mich trennen? Und wenn diese Entscheidung getroffen ist, dann muss alles sicher eingepackt werden und möglichst auch noch so, dass man in der neuen Wohnung schnell alles wiederfindet und die Kisten nicht zu schwer werden. Wer ohne Spedition umzieht, der darf danach Möbel und Kisten schleppen – meist bis zur Erschöpfung. In Coronazeiten können dabei nicht einmal Freunde und Verwandte helfen – diese Erfahrung hat ja auch eines unserer Gemeindemitglieder machen müssen. Doch selbst wenn Freunde und Verwandte mithelfen, so bleibt ein Umzug doch oft mit viel Anspannung verbunden. Ist die neue Wohnung auch rechtzeitig fertig? Sind am Umzugstag auch alle pünktlich da? Reicht die Zeit aus, um den ganzen Hausstand rechtzeitig in die neue Wohnung zu bringen, bevor das Umzugsauto wieder abgegeben werden muss? Bleiben die Möbel und das Inventar unbeschädigt oder geht etwas zu Bruch?

Ein Umzug, ganz egal ob ein kleiner oder ein großer, das ist und bleibt eine Herausforderung, die oft mit Spannungen, Sorgen und Ängsten verbunden ist. Umziehen das ist für meisten Menschen wohl ein notwendiges Übel, an das man am liebsten überhaupt nicht denken möchte, um das aber manchmal nicht drumherum kommt oder dass man zugunsten einer schöneren Wohnung notgedrungen in Kauf nimmt.

Im Johannesevangelium vergleicht Jesus das Sterben und den Tod des Menschen gewissermaßen mit einem Umzug und die Auferstehung mit dem Bezug einer himmlischen Wohnung in Gottes Gegenwart. Jesus verspricht seinen Jüngern – und damit auch uns – dass er zu Gott geht, um dort für uns eine Wohnung herzurichten und uns einen Platz zu bereiten. Sterben, das ist für Jesus gewissermaßen so etwas wie ein Umzug in ein himmlisches Zuhause.

Ein schönes und passendes Bild wie ich finde. So wie ein Umzug in dieser Welt oft mit Fragen, mit Druck, mit Anstrengungen, mit vielen Sorgen, Ängsten, und dem Problem des Los- und Zurücklassens von Liebgewonnen verbunden ist, so gilt dies meist auch für das Sterben.  Auch für gläubige Christen ist das Sterben keine leichte Angelegenheit. Darum dürfen auch wir vor dem Sterben Angst haben, vor diesem Umzug, der uns allen eines Tages bevorstehen wird, ohne dass wir uns dafür vor anderen rechtfertigen oder unseren Glauben in Frage stellen lassen müssen.

Aber es gibt auch Dinge, die uns einen Umzug erträglicher machen. Dazu gehören vor allem die Hoffnung und die Vorfreude auf ein schönes, neues Zuhause, in dem wir uns wohlfühlen und gut leben können. Und dazu gehören auch gute Architekten oder Handwerker, die zuverlässig sind und die uns durch ihr Tun einen Ort schaffen, der auf unsere Bedürfnisse abgestimmt ist und der unsere Sehnsüchte und Wünsche erfüllt. Und dazu gehören Freunde, die uns beim Umzug helfen und die für uns da sind, wenn wir sie brauchen.

Auch das dürfen wir auf das Bild vom Umzug in das neue Leben bei Gott übertragen. Die Bibel verheißt und dort nicht nur eine himmlische Wohnung, ein neues ZUHAUSE und damit eine neue HEIMAT, sondern auch einen Ort, an dem Gott alle Tränen abwischen und kein Leid und Scherz mehr sein wird. Die Garantie dafür übernimmt nach dem heutigen Evangelium kein Geringerer als Jesus selbst. Er ist der Architekt dieser himmlischen Wohnung, er ist der Architekt dieses neuen Lebens. Er selbst ist der zuverlässige Handwerker, der uns verspricht, dieses neue Zuhause bei Gott für uns herzurichten.

Und mehr noch: im Johannesevangelium ist Jesus nicht nur der Architekt dieses neuen Lebens, sondern auch der Freund, der uns bei diesem Umzug nicht alleine lässt, sondern der uns begleitet und der uns in unser neues himmlisches Zuhause führen wird – wenn das mal keine frohe Botschaft ist!

MEDITATIONSTEXT

Gott, Du bereitest eine Wohnung für uns.
Eine Wohnung, in der wir leben dürfen in alle Ewigkeit,
eine Wohnung, die uns ein Zuhause sein wird,
eine Wohnung, in der wir Dich von Angesicht zu Angesicht sehen werden.

Gott, Du bereitest eine Wohnung der Hoffnung,
für alle, die in dieser Welt ihre Hoffnung verloren haben,
für alle, die in dieser Welt alle Hoffnung aufgeben haben,
und für alle, deren Hoffnungen brutal zerstört wurden.

Gott, Du bereitest eine Wohnung der Geborgenheit,
für alle, die in dieser Welt in großer Einsamkeit leben,
für alle, die sich in dieser Welt verloren fühlen,
und für alle, deren Sehnsucht nach Geborgenheit unerfüllt geblieben ist.

Gott, Du bereitest eine Wohnung der Heimat,
für alle, die in dieser Welt auf der Flucht sind,
für alle, die in dieser Welt sich nirgends beheimatet fühlen,
und für alle, deren Heimat unbewohnbar geworden ist.

Gott Du bereitest eine Wohnung des Friedens,
für alle, die in dieser Welt unter Gewalt und Krieg leiden,
für alle, die in dieser Welt täglich getötet werden,
und für alle, die in ihrem Inneren unruhig und friedlos sind.

Gott, Du bereitest eine Wohnung der Liebe,
für alle, die sich in dieser Welt ungeliebt fühlen,
für alle, die in dieser Welt Hass und Ablehnung erfahren,
und für alle, deren liebendes Herz gebrochen wurde.

Gott Du bereitest eine Wohnung für mich,
in der ich finden kann, was ich vermisse,
in der ich erleben darf, wonach ich mich sehne,
Gott, Deine Wohnung für mich wird einfach himmlisch sein!

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