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geschrieben von Paula Kugler
Gemeinsam ist alles Rømøglich oder Eine Dänemakellose Reise
Gemeinschaft und Nähe haben wir fast alle in letzter Zeit irgendwann vermisst, obwohl wir sie dringend gebraucht hätten. Groß war also die Freude, nachdem nach langer Unsicherheit feststand: die Sommerfahrt findet statt.
Für mich war es die erste Begegnung mit dem baj überhaupt. Als Teilnehmerin aus der östlichsten Gemeinde unseres Bistums, war die altkatholische Jugend für mich immer etwas weiter weg. Im Nachhinein bin ich aber unglaublich froh, dass ich diese (38) tollen, jungen Menschen kennenlernen durfte. In einer kleinen Bungalowsiedlung auf der dänischen Insel Rømø, nur ein paar Kilometer nördlich von Sylt konnten wir zwei Wochen, trotz katastrophaler Wettervorhersagen, bei fast dauerhaftem Sonnenschein gemeinsam verbringen. (Was nicht nur die Umsetzung des Hygienekonzepts erleichtert hat.)
Von vergangenen baj-Fahrten und Projekte haben sich viele der Teilnehmer schon gekannt, weshalb ich mir erst Gedanken darüber gemacht hatte, wie und ob man so als Neuankömmling aufgenommen wird. Völlig überflüssig wie sich herausstellte. Denn die Vertrautheit der Einen, hat sich auf alle neuen Teilnehmer übertragen und jeder hat sich, ganz im Sinne unserer Kirche, angenommen und willkommen gefühlt. Zwei Wochen können auf solchen Fahrten eine sehr intensive Zeit sein. In gemeinsamen Gesprächen haben wir es als die „baj-Blase“ bezeichnet, und genau wie eine eigene Blase hat sich diese Sommerfahrt angefühlt. Die Zeit vergeht in einem ganz eigenen Tempo, man baut ganz andere und besondere Beziehungen zu den anderen auf, man erlebt ganz anders und der Blick auf alles außerhalb der Blase verändert sich. Ganz besonders gespürt habe ich bei vielen, einschließlich mir selbst, wie sehr wir die Nähe zu anderen Menschen genossen haben, und die Leichtigkeit und Unbeschwertheit der Gemeinschaft, die uns allen lange gefehlt hat. Im Grunde war diese Fahrt schon durch die bunte, tolerante und liebevolle Gemeinschaft ein Geschenk. Dass wir trotz Hygienekonzept dann auch noch ein wunderbares Programm geboten bekommen haben, war natürlich die Krönung. Es gab Kreativeinheiten, Sport- und Strategiespiele, Sonnenauf- und -untergänge am Strand, Watt- und Dünenwanderungen oder auch einfach einen entspannten Spa-Tag mit gemütlichem Brunch.
Jeden Abend hat ein gemeinsames Abendlob abgeschlossen. Und Lob war durchaus wörtlich zunehmen, weil wir für jeden dieser wunderschönen, gemeinsamen Tage nicht genug danken konnten.
Ich danke für die wunderbare Gemeinschaft, die Leichtigkeit und die Wertschätzung. Und ich bedanke mich bei allen Leitern, die diese Fahrt organisiert und möglich gemacht haben, die mit Gesundheitsämtern telefoniert haben, Pflaster geklebt haben, kurzerhand ein Testzentrum im Lager errichtet haben, Programm geplant haben und einfach immer mit vollem Einsatz dabei waren.
Und ich bedanke mich bei Ulli, die für uns die Küche geschmissen hat und für jeden noch eine Extra-(soja)-wurst parat hatte. Mir ist auf Dänemark einmal mehr bewusst geworden, wie sehr wir alle solche kleinen Blasen im Alltag brauchen, in denen alles ein bisschen anders ist, in denen man andere Menschen trifft, in denen man sich selbst und andere neu erfahren kann. In diesem Sinne freue ich mich schon auf die nächsten Projekte und Fahrten des baj und kann nur jeden ermutigen beim nächsten Mal auch mit dabei zu sein.
Wir sind eine Kirche für alle. Oder besser: für alle, die wollen. Auch Sie? Finden Sie eine Gemeinde vor Ort.