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Das Herzensgebet ist ein christlicher Weg der Versenkung. Seine Tradition reicht über das frühe ägyptische Mönchtum bis zu den Ursprüngen des Christentums zurück. Das Herzensgebet führt die Übenden über ihre Vorstellungen, Gedanken und Spekulationen, die sie über Gott anstellen, hinaus in die Erfahrung seiner Wirklichkeit.
Ein Gebetswort wird innerlich im Rhythmus des Atems unablässig wiederholt und verhilft dazu, in der eigenen Mitte anzukommen. So können wir ein Gespür bekommen für unser inneres Heiligtum. Das ist der Ort, an dem Gott schon längst in uns wohnt, die Quelle, aus der „Ströme lebendigen Wassers“ hervorgehen.
Das Herzensgebet stärkt Lebenskraft und Lebensfreude. Es eröffnet tiefere Einsichten in den Sinn des Lebens und führt allmählich zu immer deutlicherer Wahrnehmung der Gegenwart Gottes in allem, was lebt und geschieht.
Wir treffen uns um 19 Uhr im Gemeindezentrum: 25 Minuten stilles Sitzen, 5 Minuten meditatives Gehen, 25 Minuten stilles Sitzen. Wer Interesse hat, das Herzensgebet in Gemeinschaft zu üben, ist herzlich willkommen! Meditationsmatten und Hocker sind vorhanden. Bitte bequeme, nicht allzu bunte Kleidung tragen.
Die Teilnahme am Dienstag Abend setzt eine Einführung in das Herzensgebet voraus. Einführungen finden in der Regel an jedem 1. Dienstag im Monat um 18 Uhr nach Bedarf und Anmeldung (0511-664508) statt.
Nach altem Brauch wird der Jahreslauf viermal durch besondere Besinnungstage unterbrochen: die Quatembertage. „Asche, Pfingsten, Kreuz, Luzei, die Woch darauf Quatember sei.“ Wir nutzen die Quatembersamstage, um für mehrere Stunden, von 10-16 Uhr zu üben. Die Übung wird ergänzt durch weiterführende Worte zum Weg. (Termine 2022: 12. März, ) Gerade die Samstage bieten sich auch für Teilnehmende aus anderen Gemeinden oder Regionen an. Wir können einige einfache Übernachtungsplätze anbieten.
In den vergangenen Jahren hat diese Übungswoche auf der Halbinsel Holnis an der Flensburger Förde stattgefunden. Kurz vor dem Advent haben wir uns dort von Montag bis Freitag ins Schweigen zurückgezogen.
Suche einen Ort auf, an dem Du ungestört sein kannst. Stelle einen Wecker oder Kurzzeitmesser. Am Anfang eignen sich 15 Minuten, später 20 oder 25 Minuten.
Setze dich auf den Boden (Meditationshocker) oder auf einen Stuhl, ohne dich anzulehnen. Sitze mit aufrechtem Rücken, den Kopf leicht nach vorn geneigt. Lass die Schultern locker. Die Hände können zu einer Schale ineinander gelegt worden oder auf den Oberschenkeln ruhen.
Wichtiger als eine ganz bestimmte Haltung ist, dass dein Leib in eine Ruhe findet, in der du ganz gegenwärtig und aufmerksam sein kannst. Schließe die Augen oder schaue mit halb geöffneten Augen vor dir auf den Boden.
Beginne dann zunächst, deinen Atem zu beobachten; nimm wahr, wie er kommt und geht, ganz von selbst. Manipuliere ihn nicht. Sammle dich in der Beobachtung des Atems; nichts anderes ist jetzt wichtig! Aber du wirst merken, wie viel in dir passiert, wie aktiv dein Geist ist. Schau die Bewegungen der Gefühle und Gedanken in dir an, akzeptiere sie, aber dann lass sie los. Kehre immer wieder zurück zur Beobachtung des Atems.
Lege in den Atem ein Gebetswort hinein: Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner. Sprich innerlich immer wieder „Herr Jesus Christus“ beim Einatmen, „erbarme dich“ beim Ausatmen und „meiner“ in der Pause vor dem neuen Atemzug.
(Andere Gebetsworte:
„O Gott, komm mir zu Hilfe / Herr, eile mir zu Hilfe“;
„Du in mir – ich in dir“)
Wenn Gedanken aufkommen, kehre immer neu zum Atem und zum Gebetswort zurück. Das gilt auch für ‚fromme’ Gedanken über Gott und gute Dinge, die du tun könntest; lass sie los, denn sie sind noch nicht die Wirklichkeit, die du im Herzensgebet suchst!
Atem und Gebetswort bilden gedanklich eine Art Seil, an dem du dich entlang hangelst, um immer wieder in eine wache Gegenwärtigkeit zurück zu finden.
Wenn die Gebetszeit zu Ende geht, verneige dich ehrfürchtig, und nutze die gewonnene Haltung der Ruhe zum Beispiel für ein Vater Unser oder das Lesen in der heiligen Schrift.
Wiederhole die Übung täglich ein- oder auch zweimal und widme ihr eine gute, wache Tageszeit.
Das Herzensgebet erschließt sich nicht, wenn man es einmal „gemacht hat“. Es ist vielmehr ein lebenslanger Übungsweg. Allmählich wirst du immer bereiter, Gott in seiner Wirklichkeit zu begegnen und zu lieben.