Gemeinden Mannheim - Ludwigshafen - Hessloch

Vater, Sohn und Heiliger Geist

In jenen Tagen stand Mose am Morgen zeitig auf und ging auf den Sinai hinauf, wie es ihm der Herr aufgetragen hatte. Der Herr aber stieg in der Wolke herab und stellte sich dort neben ihn hin. Er rief den Namen Jahwe aus. Der Herr ging an ihm vorüber und rief: Jahwe ist ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig, reich an Huld und Treue. Sofort verneigte sich Mose bis zur Erde und warf sich zu Boden. Er sagte: Wenn ich deine Gnade gefunden habe, mein Herr, dann ziehe doch mein Herr mit uns. Es ist zwar ein störrisches Volk, doch vergib uns unsere Schuld und Sünde, und lass uns dein Eigentum sein!

[aus dem Buch Exodus]

Liebe Gemeindemitglieder, liebe Gäste,

die Lesung aus dem Buch Exodus widerspricht dem oft genannten Vorurteil, dass der Gott des Alten Testaments ein grausamer und rachsüchtiger Gott ist, während der Gott des neuen Testaments – der Vater Jesu Christi – als liebender und gnädiger Gott angesehen wird. „Jahwe ist ein mitfühlender und wohlwollender Gott, langmütig, reich an Gunst und Treue“. Diese Aussage der Exodusgeschichte zeigt, wie das Volk Israel ihren Gott erfahren hat.

Doch die kurze Lesung zeigt auch noch etwas anderes. Auch wenn Mose durchaus einräumt, dass sie ein störrisches Volk sind, so bittet er Gott darum, dass er mit Ihnen zieht, so dass sie selbst zu Gottes Eigentum werden. Das heißt, Mose – und damit das Volk Israel – vertraut darauf, dass Gott nicht nur der Heilige und Unnahbare ist, sonder zugleich auch der nahe und barmherzige Gott.

Wir Menschen sind es gewohnt, in Gegensätzen zu denken: Hell oder dunkel, kalt oder warm, fern oder nah, und ganz aktuell: schwarz oder weiß. Und darum fällt es uns auch so schwer, Gott wirklich im Denken zu erfassen. Denn in Gott fallen alle Gegensätze zusammen – weil alles was ist, in ihm aufgehoben ist! Aus dieser philosophischen Überlegung heraus kann Gott dann auch zugleich der Heilige und Unnahbare und der nahe und barmherzige Gott sein.

Was uns im Denken oft so schwer fällt – weil wir sehr stark in Gegensätzen denken – konnte das Volk Israel viel leichter in ihr Gottesverständnis integrieren. Gerade auch in den Psalmen können wir immer wieder lesen, dass das Volk Israel mit Gott ganz unterschiedliche Dinge in Verbindung gebracht hat: Krankheit und Heilung, Tod und Leben, Gottverlassenheit und die Gewissheit, dass er sich seinem Volk wieder zuwenden wird.

Für uns, mit unserem europäischen Denken, wirkt das Alte Testament vermutlich auch deshalb oft so widersprüchlich, weil uns genau dieses Denken fremd ist. In unserem Denken gilt: entweder das Eine oder das Andere! Dieses „ODER-Denken“ wird bei einer weiteren theologischen Frage noch verschärft – nämlich bei der Frage nach der Dreifaltigkeit Gottes, die am heutigen Dreifaltigkeitssonntag besonders in den Mittelpunkt gestellt wird.

Es ist für unser Denken kaum möglich, nachzuvollziehen, was die christlichen Kirchen seit 2000 Jahren über Gott aussagen: Gott ist zugleich einer und doch dreifaltig! Gott ist unterscheidbar in Vater, Sohn und Geist – und doch sind diese eines Wesens – ungetrennt – aber auch unvermischt. Gott ist der ganz Andere und Jenseitige, und zugleich hat er als Mensch in dieser Welt gelebt.

Liebe Gemeindemitglieder, liebe Gäste,

wenn Sie von mir erwarten, dass ich Ihnen diese Aussagen so erkläre, dass sie jede und jeder nachvollziehen kann – dass ich sie Ihnen also quasi wirklich beweise – so muss ich Sie leider enttäuschen. Das kann ich nicht und ich glaube, dass auch kein anderer Theologe oder Theologin dies wirklich kann, egal wie viele Worte er oder sie darüber machen würde. Auch mein Denken tut sich schwer mit der Dreifaltigkeit, zumindest damit, sie wirklich bis ins Detail hinein erfassen und verstehen zu können.

Aber auch wenn wir die Dreifaltigkeit im strengen Sinne vielleicht nie wirklich mit unserem Verstand erfassen und verstehen werden, so können wir doch versuchen, uns dieser zu nähern.

Für mich gibt es drei Dinge, die an der Lehre der Dreifaltigkeit ganz zentral sind:

  1. Gott, der Vater, ist zugleich der Schöpfergott, von dem die Bibel uns berichtet. Das heißt: alles was ist, existiert aus Gott und ist in ihm – das All, die Erde, die Lebewesen und jeder und jede einzelne von uns. Dieser Schöpfergott ist ein mitfühlender und wohlwollender Gott, langmütig und reich an Gunst und Treue – so wie wir es in der Lesung aus Exodus gehört haben. Er ist ein Gott, der sein Volk, der uns Menschen begleiten will.
  2. Genau diese Begleitung und Nähe drückt sich ganz besonders in Jesus Christus aus. Wie auch immer die Gottessohnschaft Jesu genau zu verstehen sein mag – nur wenn Jesus wirklich mehr ist als nur ein frommer und guter Mensch, können wir sagen, dass in ihm Gott das Leben von uns Menschen geteilt hat – sogar bis in den Tod hinein. Wenn wir davon ausgehen, dass Jesus nicht nur Mensch war, sondern auch Gott ist– und das ist ja das spezifische an unserem christlichen Glauben gegenüber dem Judentum und auch gegenüber den Muslimen – dann ist Gott in Jesus für uns Menschen begreifbar und angreifbar geworden. Jesus selbst hat laut den Evangelien immer wieder betont, dass er und der Vater eins sind. Wenn wir dies ernst nehmen, dann ist gerade in ihm erfahrbar geworden, wie ernst Gott seine Liebe zu uns Menschen meint und wie groß seine Güte und Treue zu uns ist. Dann dürfen wir darauf vertrauen, dass Gott seinen Sohn in diese Welt gesandt hat, um uns zu retten, weil er selbst der Retter für uns ist und sein will.
  3. Diese radikale Liebe und Treue Gottes zu uns Menschen endet aber nicht mit dem Tod Jesus – sondern dieser Geist der Liebe und der Hingabe existiert auch weiter in unserer Welt. Überall dort, wo wir Menschen nach dem Beispiel Jesu handeln, ist sein Geist – und damit Gottes Geist – in unserer Welt lebendig. Dieser Geist erwächst aus Vater und Sohn, in diesem Geist sind Vater und Sohn miteinander verbunden und in diesem Geist können wir heute Gott immer noch erfahren und ihn der Welt erfahrbar machen, wenn wir uns von ihm ergreifen lassen.

Vater, Sohn und Heiliger Geist – auch wenn sie sich unterscheiden, so sind sie doch eines: Gott.

Wie bereits gesagt, im Denken ist dies schwer zu erfassen. Im Wissen, dass wir über Gott nichts sicher wissen, können wir uns dieser Wesenheit Gottes immer nur annähern. Um die Dreifaltigkeit besser verstehen oder zumindest erahnen zu können, können wir als Vergleich auf das Wasser schauen. Wenn ich Wasser ins Gefrierfach gebe, dann wird es zu Eis. Eis ist etwas anderes als Wasser und doch besteht es genau aus diesem. Wenn ich das Wasser erwärme bekomme ich Wasserdampf. Auch dieser ist etwas anderes als Wasser und doch besteht er aus genau diesem Wasser. Eis, Wasser und Wasserdampf – drei unterschiedliche Dinge und doch sind gewissermaßen eins – bestehen aus der gleichen Substanz – sind wesentlich dasselbe. Vielleicht kann uns dieses Bild ein wenig helfen, uns die Dreifaltigkeit vorzustellen. Gott hat uns geschaffen, ist in Jesus Mensch geworden und ist in seinem Geist immer noch in unserer Welt – und in unserem Leben – gegenwärtig. Auch wenn wir die Dreifaltigkeit nicht bis in Detail verstehen können – so lohnt es sich doch, dieser wundervollen Zusage Gottes glauben zu schenken. Denn das Wissen, dass ich Gottes geliebtes Geschöpf bin, dass Gott aus Liebe zu uns ALLES zu geben bereit ist und dass er uns niemals von der Seite weichen wird – dieses Wissen und diese Hoffnung kann für mich ein Rettungsanker in meinem Leben sein! Auch und gerade in diesen schwierigen und unsicheren Zeiten. AMEN

MEDITATION

Da bist DU, Gott Vater,
DU bist eins mit DEINEM Sohn –
für uns Menschen unverständlich.

Da bist DU, Jesus Christus der Sohn,
DU bist eins mit DEINEM Vater –
für uns Menschen unverständlich.

Da bist DU, Heiliger Geist,
DU bist eins mit Gott Vater und SEINEM Sohn –
für uns Menschen unverständlich.

Unbegreifliche Dreifaltigkeit, DU bist da!

Wenn das Leben mir alles abverlangt,
wenn ich der Sorgen und Probleme müde bin,
wenn ich mich erbärmlich und klein fühle,
dann bist du da –
Schöpfergott, Vater und Mutter.
Du neigst dich liebevoll herab
Du kommst mir ganz nahe,
ich spüre deinen Atem
Du greifst mir unter die Arme.

Wenn mich in meinem Leben Fragen und Zweifel quälen,
wenn ich nicht mehr weiß, woran ich mich festmachen kann,
wenn ich mich heil-los und am Boden fühle,
dann bist Du da –
Gottessohn und Menschensohn: Jesus Christus.
Du beugst Dich zu mir herab,
umfängst mich ganz unten
und trägst mich in der Tiefe.

Wenn das Leben mich mehr Kraft kostet, als ich habe,
wenn im Alltag meine Energie und Lebendigkeit verloren geht,
wenn ich mich traurig und am Ersticken fühle,
dann bist DU da –
Heiliger Geist – Kraft aus der Höhe.
Du tröstest mich,
Du belebst mich,
Du erfüllst mich
du Atem Gottes – Du machst mich lebendig.

Unbegreifliche Dreifaltigkeit, DU bist da –
gestern, heute und in alle Ewigkeit. AMEN!

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