Liebe Mitglieder, liebe Freundinnen und Freunde unserer Gemeinde,
eines der eher unbekannten Feste im Kirchenjahr ist das Fest der Verkündigung des Herrn am 25. März. Auch wenn in den biblischen Berichten die genaue Zeitangabe, neun Monate vor der Geburt Jesu, fehlt, so hat es die Tradition doch auf diesen Tag gelegt. Zu Weihnachten haben wir die Menschwerdung Gottes gefeiert. Nun, so ungefähr zwischen Weihnachten und Ostern, begegnet uns dieses Fest. Jeden Sonntag, wenn wir im Gottesdienst das apostolische Glaubensbekenntnis beten und die Worte „empfangen durch den Heiligen Geist“ oder „hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist“, wie es im Nizänum lautet, sprechen, dann sollte sich der/die Betende dazu ein wenig verneigen. Denn wenn Gott diesen Weg nicht gewählt hätte, um mit uns Kontakt aufzunehmen, dann wären unsere Gebete, die wir zum Thron seiner Weisheit senden, eher eine kommunikative Einbahnstraße. Dass Gott auf Augenhöhe zu uns spricht in Christus, bezeichnet ja gerade das Besondere des Christentums unter den drei großen monotheistischen Religionen. Wahrscheinlich hätte der moderne Christ eher recht, wenn er das Weihnachtsfest über das Osterfest stellt. Was da im Lichterglanz der Heiligen Nacht geschah, die Geburt des Christus, war das große Zeichen, dass Gott anwesend sein will im Hier und Jetzt. Gründonnerstag, der erste Tag der drei österlichen Tage mit der Feier des Abendmahles, unterstreicht das enorm. Aber der Karfreitag, der Tag des Leides und des Sterbens Jesu, setzt da eine große Zäsur. Nach 33 Jahren irdischer Anwesenheit des Logos (des göttlichen Wortes), das Fleisch angenommen hat (Joh.-Ev.), scheint sich für die Jünger und Glaubenden das große Tor des Himmels wieder zu schließen. Die Kirche bleibt zurück am Grab, Jesus ist davongegangen. Aber dennoch zeigt der Name dieses Todestages Jesu, Kar-Freitag (englisch: to care) etwas ganz anders an. Kaum dass Jesus ins Grab gebracht wurde, schickt der sich kümmernde Gott den wahrscheinlich gleichen Engel, der auch schon ganz am Anfang zur Jungfrau Maria sprach. Er fragte die junge Frau Maria, ob sie so stark im Glauben sei, dass durch sie Gott ins Erdenleben treten könne – quasi ob sie sich das vorstellen kann. Und zu Ostern fragt der Engel im Grab die Frauen, die den Leichnam Jesu sehen wollen und ihn nicht finden, ob ihr Glaube so stark sei, ob sie sich vorstellen könnten, dass Jesus auferstanden, d.h. nun auf einmal überall präsent sein kann. Maria ließ es zu mit den Worten: Mir geschehe nach Deinem Wort, und auch die Frauen eilten sofort mit der guten Nachricht, dass Jesus nun nicht weg, sondern omnipräsent in dieser Welt sei, zu den anderen Jüngern. Als ob die Frauen, die unter uns Menschen gebären können, instinktiv mehr vom Glauben verstünden als die Männer. So zumindest werden sie im Neuen Testament beschrieben.
Da wir alle eine Mutter haben, kann jeder Mensch nachvollziehen, wie Neues und Göttliches in diese Welt kommen. Das Fest der Verkündigung des Herrn ist eigentlich der Schlüssel zum Tor des Himmels, dass wir alle diese Botschaft hören und auch selbst zu Verkündenden werden können, wenn unser Glaube dafür reicht. Gott sagt zu uns (der Kirche), indem er Maria anspricht: Fürchte dich nicht, du hast bei mir Gnade gefunden. Es gibt einen Zugang zu Gott, er hat offene Ohren für uns. Er sagt damit: Ich bin für dich da. Mit der Freude, erneut den Engel aus Jesu Grab am Ostertag sprechen zu hören, wünsche ich Ihnen und Euch eine gesegnete Fastenzeit und dann frohe Ostern.

Euer und Ihr Pfarrer Meik Barwisch


Der komplette Gemeindebrief 2/25 (März, April, Mai 2025) kann hier heruntergeladen werden.

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