Dank sei Dir, oh Gott

Mit Dankbarkeit und Hoffnung blicken wir „Frauen in Bewegung“ auf den Weg unserer Kirche zur Gleichberechtigung

Beim letzten BAF-Treffen in unserer Gemeinde am 16.11.24 kamen wir (wieder einmal) auf die Frage, wie gleichberechtigt die altkatholische Kirche in der Praxis denn wirklich ist.
Dass es in dieser Kirche ebenso wie in unserer Gesellschaft noch „Luft nach oben“ gibt bei diesem Thema, das spüren wir Frauen ja immer wieder mal. Auch die Synode hat dies zur Kenntnis genommen anhand der soziologischen Studie der Altkatholikin Dr. Katja Hericks. (Der Bericht zum 3. Synodentag, an dem es eben auch um Geschlechtergerechtigkeit ging, findet sich hier: https://www.alt-katholisch.de/synode-spricht-sich-deutlich-gegen-rechtsextremismus-und-rassismus-aus.)
In unserem Austausch haben wir aber zunächst mal gesammelt, wofür wir dankbar sind, insbesondere in unserer Gemeinde: Frauen sind bei uns ja wirklich gut präsent. Wir sind aktiv, wir sind im Kirchenvorstand gut vertreten, wir haben eine weibliche KV-Vorsitzende, wir erleben die Redebeteiligung bei Gemeindeversammlungen als durchaus gleichgewichtig. Und mit Sara Sust feiern wir gerade, dass Frauen sich gleichberechtigt berufen fühlen und ihren Weg in dieser Kirche finden.
Und doch wissen und erleben wir, dass es für Frauen immer noch schwierig ist, aus der Berufung auch den Beruf zu machen – weil die Strukturen in der Kirche wie auch in unseren Köpfen immer wieder im Alten verharren. Weil die Vorbilder immer noch rar sind. Weil es Kraft kostet, neue Wege zu gehen.
Doch wir Frauen wünschen uns sehr, dass Gleichberechtigung irgendwann heißt, dass ähnlich viele Frauen wie Männer unseren Gemeinden und unseren Gottesdiensten vorstehen. (Und natürlich auch, dass Platz ist für Menschen, die sich nicht als männlich oder weiblich verorten.)
Was können wir dazu tun, haben wir uns gefragt.
Wie kann sich unsere Gemeinde weiterentwickeln, damit wir die Gleich­wertig­keit aller Geschlechter leben und erleben?
Ein paar Ideen haben wir gesammelt:
Vielleicht finden wir noch mehr zu einer Sprache, die uns immer wieder daran erinnert, dass Gott größer ist als alle Geschlechter. Dass ihm – oder ihr – das Weibliche ebenso innewohnt wie das Männliche. Dass wir vielleicht Jesus weiter als „Herrn“ anreden mögen, aber dass für die alles umfassende gött­liche Kraft Begriffe wie Herr oder Vater zu klein sind – und sie gleichzeitig viel dazu beitragen, dass wir eine Geschlechterhierarchie immer noch nicht vollständig hinterfragen.
Praktisch kann das heißen:
Wir nutzen regelmäßig die Bibel in gerechter Sprache.
Wir halten nach Liedern und Texten Ausschau, die Gott nicht nur als Mann darstellen. Beginnen könnten wir z.B. damit, dass wir nach der Lesung zukünftig „Dank sei dir, oh Gott!“ singen und an dieser Stelle auf den „Herrn“ verzichten.
Und wir könnten noch mehr darauf achten, dass Frauen nicht nur in der Gestaltung der Gemeinde, sondern auch im Gottesdienst ebenbürtig sichtbar sind, z.B. bei der Lesung oder auch bei den Predigten. Mit Sara gelingt das zurzeit ja sehr gut, aber vielleicht kann das auch weiter gelingen, wenn wir mal keine hauptamtliche Mitarbeiterin mehr haben.
Liebe Männer, versteht uns nicht falsch! Wir möchten uns nicht beschweren. Wir fühlen uns gut gesehen von euch. Wir nehmen wahr, dass auch euch die Gleichberechtigung am Herzen liegt.
    Wir träumen von einer Welt, in die, alle gleichermaßen einbringen können, was sie zu geben haben. Und wir sind dankbar, in einer Kirche zu sein, die diesen Traum teilt, und in einer Gemeinde, die ihn schon ins Leben bringt.

    Lasst uns gemeinsam weiter daran bauen!

                                                                                                                               Dorothee Mack