Wort des Bischofs

Liebe Schwestern, liebe Brüder, diese Zeilen schreibe ich am 18. März. Es scheint mir wichtig, dies zu erwähnen, denn die Lage im Zusammenhang mit der Ausbreitung des Coronavirus ändert sich täglich. Was gestern noch undenkbar schien, wird plötzlich Wirklichkeit.

Am vergangenen Freitag, am 13. März, hat unsere Synodalvertretung beschlossen, dass bis auf weiteres keine Gottesdienste und Gemeindeveranstaltungen stattfinden. Wir alle haben deutlich gespürt, dass wir in der Verantwortung stehen und es eine Frage der Solidarität mit jenen ist, die als Risikogruppen gelten. Zu dieser Solidarität sind wir alle nicht nur im kirchlichen Kontext, sondern auch im Alltag angehalten.

Bischof Dr. Matthias Ring

Während ich bei schönstem Frühlingswetter in meinem Arbeitszimmer sitze und auf die von der Sonne beschienenen Gärten blicke, passt das sich mir bietende, geradezu idyllische Bild nicht zu dem, was mich zuinnerst beschäftigt.  Allein in der kommenden Woche hätte ich gleich an fünf Tagen Sitzungen und Termine außer Haus gehabt, die ja nicht nur Arbeit bedeuten, sondern oft interessante Begegnungen mit sich bringen, von den inhaltlichen Impulsen, die ich dabei mitnehmen kann, ganz zu schweigen. Doch jetzt ist Häuslichkeit angesagt.

Als Menschen sind wir ganz elementar auf Beziehung, Kommunikation und menschliche Gemeinschaft angelegt, vom ersten Lebenstag an. Und nun soll menschliche Begegnung möglichst gemieden werden. Wir alle, nicht nur in Kirche und Gemeinden, werden nach Wegen suchen müssen, wie wir in dieser Situation Gemeinschaft, Kommunikation und Begegnung leben können – auch wenn dies oft nicht von Angesicht zu Angesicht möglich ist. In vielen Gemeinden wird darüber nachgedacht, wie man anstelle der sonntäglichen Gottesdienste über das Internet wenigstens eine virtuelle geistliche Gemeinschaft schaffen kann. Die ersten haben damit schon begonnen. Aber vergessen wir jene nicht, die nicht „im Internet unterwegs sind“, für die ein Telefonanruf oder ein klassischer Brief ein wohltuendes Zeichen der Gemeinschaft wäre. Halten Sie untereinander Kontakt, bleiben Sie in Verbindung! Es soll in dieser Zeit niemand allein bleiben – das sollte uns eine Christenpflicht sein und damit sollten wir – erlauben Sie mir dieses große Wort – als Christinnen und Christen Vorbild sein. Unser aller Phantasie ist gefragt.

Da Sie diese Zeitung zu Beginn der Karwoche in Händen halten werden, darf ich Ihnen schon heute ankündigen, dass wir überlegen, an den Kar- und Ostertagen aus der Bischofskirche in Bonn wenigstens einen kurzen Impuls, ein Zeichen der Gemeinschaft an Sie alle zu senden. Wie das genau aussehen wird, kann ich heute noch nicht sagen.

Gerade unsere Kirche ist mit ihrer synodalen Struktur auf Begegnung angelegt. Das griechische Wort „Synode“ bezeichnet ja ursprünglich das Zusammentreffen auf dem Weg und die sich daraus entwickelnde Weggemeinschaft, weshalb es sich als Bezeichnung für Versammlungen eingebürgert hat. Das synodale Leben ist Gott sei Dank nicht völlig lahmgelegt, denn die Kirchenvorstände und Gremien können via Telefonkonferenz tagen. Bitte nutzen Sie diese Möglichkeiten auf allen Ebenen unserer Kirche! Und trotzdem ist leider manches im Moment nicht möglich. In einigen Gemeinden konnten die Gemeindeversammlungen mit Kirchenvorstandswahlen und der Verabschiedung des Haushaltplans nicht durchgeführt werden. In Kempten wurde sogar die Pfarrerwahl abgesagt. Synodenanträge wurden nicht beraten und verabschiedet. Die Synodalvertretung sucht für all diese Fragen nach Lösungen und wird die Gemeinden und die Pfarrerinnen und Pfarrer Schritt für Schritt informieren. Aber bitte haben Sie Verständnis, dass wir nicht gleich auf alles eine Antwort haben. Und lassen Sie mich noch ergänzen: Die Synodalvertretung wird auch wöchentlich die Lage neu bewerten und wenn nötig, Entscheidungen treffen.

„Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ Dieses Wort aus dem 2. Timotheusbrief (1,7) habe ich mir vor zehn Jahren als Leitwort für meine Bischofsweihe gewählt. Heute lese ich es als Wort, das mich herausfordert, und zugleich als Zuspruch. Ja, Verzagtheit und Angst spüren wohl viele von uns; da nehme ich mich nicht aus. Lassen Sie uns deshalb Sonntag für Sonntag, Tag für Tag miteinander um den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit beten. Und bleiben wir miteinander auf vielfältige Weise verbunden, vor allem auch im Gebet!

Gottes Segen wünscht Ihnen allen

Ihr

Bischof Matthias

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