Am 16. Februar 2025 lud die alt-katholische Gemeinde zum jährlichen Geistlichen Frühschoppen ein. Zu Gast war Rainer M. Müller, Priester im Ehrenamt aus der Gemeinde Passau. Müller, im Hauptberuf Psychotherapeut, hielt nach dem Gottesdienst ein packendes Referat zum Thema „Die dunklen Schatten Gottes“.

Ausgehend von der biblischen Erzählung von Kain und Abel machte sich der Referent auf eine spannende Spurensuche nach den schwierigen Seiten im Gottesbild, die sowohl Altes und Neues Testament wie auch die persönliche Glaubenserfahrung kennen: ist Gott wirklich grausam? Löscht er wirklich Völker und Nationen aus? Erwartet er wirklich, dass jemand sein Kind opfert? Lässt er wirklich seinen Sohn grausam am Kreuz krepieren? Befürwortet Gott, dass in seinem Namen Muslime und Christen Kriege führen? Diese und ähnliche Fragen nahm Müller zum Ausgangspunkt seiner Überlegungen. Er skizzierte zuerst die Erzählung von Kain und Abel (Gen 4) und ging dann der Frage nach Schuld und Verantwortung Gottes in dieser Geschichte nach. Um aber wirklich dem „Wesen“ Gottes in diesem Kontext auf den Grund zu gehen, müsse man über die Erzählebene hinausgehen, so Müller: „Kain und Abel hat es so nie gegeben. Es sind als Symbol gestaltende Repräsentanten für eine Erfahrung, die das Volk Israel im und nach dem Exil gemacht hat. Die Art und Weise, wie hier von Gott gesprochen wird, ist keine real faktische, keine historische, keine, die irgendjemand beweisen kann.“ Die Menschen reden seit jeher auf menschliche Weise von Gott, weil das nun einmal die einzig mögliche Weise menschlichen Redens sei. „Im Alten Testament wird Gott funktional beschrieben. Im Neuen Testament durch den Mund ist Jesus relational, also beziehungsmäßig. Wie ist er für dich, für mich?“ An dieser Frage gelte es sich abzuarbeiten im Glaubensleben. Und mit diesem so vielfältig erfahrbaren Gott müssen wir Gläubigen unsere persönlichen Erfahrungen, die schönen wie die schweren, in Beziehung setzen. Dass dabei nicht immer fertige Antworten stehen, sondern so mancher Schatten stehen bleibt, sei dabei nicht ausgeschlossen. Entscheidend sei vielmehr, an der Beziehung als solcher festzuhalten.

Nach einer Diskussionsrunde mit vielen Fragen und viel an persönlichem Nachdenken, ließen die Gemeindemitglieder und Gäste den Sonntag noch bei Kaffee und Kuchen gemütlich ausklingen. Ein Audiomitschnitt zum Nachhören kann gerne übers Pfarrbüro angefordert werden.

(Fotos: Hans-Peter Landsmann)

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