Alt-Katholische Gemeinde Augsburg

Archiv - 2018-2020

Archiv 2018-2020

13.06.2022

Hier finden Sie Berichte über Veranstaltungen und Aktionen in der Gemeinde aus den Jahren 2018-2020.

2020

BAF-Stadtführung am 11. Oktober 2020

Hofgarten (Augsburger Allgemeine)

Unterschiedliche Jahrhunderte, drei Frauen – alle drei auf ihre Weise bedeutend, wenngleich es eine mit der Wahrheit nicht so genau nahm

1. Station: Hofgarten – Maria Kunigunde von Sachsen (1740 – 1826)
Nach der sonntäglichen Eucharistiefeier auf dem Kirchenvorplatz trafen sich einige Frauen unserer Gemeinde in Augsburg am Eingang zum Hofgarten. Ein herbstlicher Nachmittag erwartete uns. Am mächtigen Ginkgo-Baum direkt hinter dem schmiedeeisernen Tor hatten sich erst einige Blätter gelb verfärbt. Noch empfing er die Besucherinnen in sattem Grün. Zwar regnete es (noch) nicht, aber von goldenem Herbst konnte trotzdem keine Rede ist, es war nämlich unangenehm kalt.
Nicht zum ersten Mal durften wir Martina Berthold als kompetente Stadtführerin erleben, und uns erwartete trotz der unwirtlichen Temperaturen eine spannende Zeit.
Die erste Frau, die uns nahegebracht wurde, war Maria Kunigunde von Sachsen, die sich 1792 bis 1793 in Augsburg aufhielt. Als Tochter von August II, dem König von Polen und Kurfürsten von Sachsen, genoss sie den Vorteil einer privilegierten Kindheit mit guter medizinischer Versorgung, Nahrung, Kleidung, Wärme und einer hervorragenden Ausbildung.  So bekam Maria Kunigunde Unterricht in Latein, Französisch, Polnisch, Philosophie, Geografie, Religion, Zeichnen, Musik und Tanz. Als junges Mädchen wirkte Maria Kunigunde sogar an Opernaufführungen und Singspielen mit.
Trotz allem waren die Gestaltungsmöglichkeiten in ihrem Leben sehr begrenzt.
Da es nämlich um die sächsischen Finanzen  nicht gerade zum Besten bestellt war, wurde Maria Kunigunde, wie so viele Fürstenkinder, eine Figur auf dem Schachbrett dynastischer Heiratspläne und dem Habsburger Erzherzog Joseph von Österreich, dem späteren Kaiser Joseph II, als Braut angeboten. Aber bei einem Treffen der beiden brachte die Prinzessin fast kein Wort heraus. Da sie ihm zu schüchtern war, verlor Joseph das Interesse an ihr und wählte stattdessen eine andere Braut. Ein Affront – denn damit war Maria Kunigunde auf dem europäischen Heiratsmarkt „verbrannt“.
Um den Nachteil einer entgangenen Ehe mit einem zukünftigen Kaiser zu entschädigen, wurde für Maria Kunigunde der Posten einer Reichsäbtissin im Kloster Essen ausgehandelt –  übrigens gegen den Widerstand der dortigen Stiftsdamen. Als Fürstäbtissin hatte sie Sitz und Stimme im Reichstag, alle Rechte und Pflichten einer Reichsfürstin, wie etwa niedere Gerichtsbarkeit, Steuerrecht, Gesetzgebung, Münzprägung und Heeresfolge, und sie genoss Immunität gegenüber der weltlichen Gewalt. Maria Kunigunde nahm an, lebte aber nicht in „ihrem“ Kloster, da es dort kalt und feucht war und vor allem äußerst provinziell. In Essen wäre ein kulturelles Leben, so wie sie es schätzte, nicht möglich gewesen.
Darauf aber wollte sie auf keinen Fall verzichten. Lieber zog sie zu ihrem Bruder Clemens Wenzeslaus von Sachsen, der inzwischen der Kurfürst von Trier war, denn zu ihm hatte sie ein sehr enges Verhältnis. Schon in ihrer Kindheit am Hof von Dresden wurden die beiden Geschwister „les inséparables“, die Unzertrennlichen, genannt.
Dass sie jetzt wieder zusammen sein konnten, hatten sie dem Papst zu verdanken, der Maria Kunigunde netterweise von der Residenzpflicht befreit hatte. Es ging ihr jedoch nicht nur um ein angenehmes Leben. Obwohl sie nicht im Kloster in Essen lebte, sorgte sie dort trotzdem für das Wohl ihrer Untertanen, denn sie war eine gebildete Frau und hatte die Ideen der Aufklärung, die von Menschenrechten und der Gleichheit der Menschen vor dem Gesetz handeln, verinnerlicht.
Sie erließ eine Verordnung für Wundärzte und Hebammen, führte die Schulpflicht ein und gründete eine Mädchenschule für höhere Töchter. Wirtschaftlich handelte sie ebenfalls klug, ließ Straßen bauen und Bergwerke gründen.
Auch auf die politischen Entscheidungen in Trier hatte sie großen Einfluss, denn ohne sie traf ihr Bruder keine Entscheidungen.
Als die beiden wegen der französischen Revolutionsarmee gezwungen waren, aus Trier zu flüchten, ließen sie sich unter anderem in Augsburg nieder, wo Clemens Wenzeslaus einen Posten als Fürstbischof (ebenfalls in Abwesenheit) innehatte. Hier konnten sie weiter das kulturelle Leben genießen, vor allem die Musik, der Maria Kunigunde so zugetan war.
Der Hofgarten, der zur Fürstbischöflichen Residenz gehörte, war ein Ort, wo die beiden mit Sicherheit des Öfteren lustwandelten. Den Grundsätzen eines Barockgartens entsprechend, der die streng gegliederte Gesellschaft abbilden sollte, war er 1739 bis 1744 angelegt worden.
Nach dem Tod ihres Bruders lebte Maria Kunigunde noch eine Weile bei ihrer Kusine in Neuburg an der Donau und kehrte dann nach Dresden zurück, wo sie 85-jährig starb und in der Hofkirche begraben liegt.

St. Gallus-Kapelle (Wikipedia)

2. Station:  St. Gallus Kapelle – Ellensind bzw. Elesinde  (10. Jh. nach Christus)
Wir verließen die Zeit des Barock und landeten im Mittelalter. Das romanische Galluskirchlein war unser nächstes Ziel. Von hier aus ging unser Blick einem mit Büschen und Bäumen wild romantischen Abhang hinunter auf den Stadtgraben, der die Stadt ehemals begrenzte. St. Gallus wurde vermutlich auf den Resten eines heidnischen Tempels errichtet und ist die älteste noch erhaltene christliche Kultstätte in Augsburg. Bereits in der Spätantike hatten hier Gottesdienste stattgefunden.
Ellensind war eine Einsiedlerin, deren Name sich aus Ellen = Glanz und Sind = Pfad, Weg zusammensetzt.
Über Ellensinds Herkunft wissen wir nichts, aber wahrscheinlich stammte sie aus einer adeligen Familie. Mit Unterstützung der Familie des Archidiakons Amalrich richtete sie in der Nähe von St. Gallus eine Zelle ein, um ein erbauliches Leben zu führen. Sowohl Kirche als auch ihre Zelle befanden sich damals außerhalb der Stadt, vor der nordöstlichen Stadtmauer.
Im frühen Mittelalter bedeutete Mönch („monacos“) sein, sich aus der menschlichen Gesellschaft zu entfernen und allein in der Wildnis auf die Suche nach Gott zu gehen. In der mittelalterlichen Gesellschaft waren diese Menschen, zu denen auch Ellensind gehörte, hoch angesehen.
Von den Menschen in Augsburg wurde Ellensind um Rat und geistlichen Beistand gefragt und mit dem Lebensnotwendigen versorgt. Auch Ulrich (ahd. Uodalrîh) von Wittislingen, von 923 bis 973 Bischof von Augsburg, suchte oft die Klause von Ellensind auf, um sich geistlichen Rat zu holen. Sich bei Frauen Rat zu holen, kannte er bereits von seinem Studienort, der Eliteuniversität St. Gallen, wo die Einsiedlerin Wiborada lebte. (Wiborada ist die latinisierte Form des althochdeutschen „Wiberat“, was so viel heißt wie „Weiberrat“.) Ulrich hat auf den „Weiberrat“, den Rat einer Frau, viel gegeben. Vermutlich war es auch der Einfluss seiner geistlichen Ratgeberinnen, dass er selbst enthaltsam wie ein Mönch lebte und den Armen gegenüber freigebig war. Seine seelsorgerischen und staatlichen Aufgaben nahm Bischof Ulrich sehr ernst, was man nicht von allen Bischöfen sagen kann, weder damals noch heute.
969 gründete er bei der St. Gallus-Kirche das Kanonissenstift  St. Stephan und ernannte Ellensind zu dessen erster Äbtissin. Dort lebte sie bis zu ihrem Tod, ihre Grabstätte befindet sich am Fuß des Altars in der St.Gallus-Kirche. Zu erwähnen wäre noch, dass Bischof Ulrich auf Ellensinds Wunsch hin den Kanonissen gestattete, nach deren Hinscheiden sich selbst eine neue Äbtissin zu wählen.
Mir scheint es bemerkenswert zu sein, dass es der Bischof war, der sich bei Ellensind Rat holte, nicht umgekehrt. Davon ist allerdings in der Öffentlichkeit wenig bekannt.
Für mich ist es immer wieder erstaunlich zu sehen, mit welch einer Selbstverständlichkeit die Leistung einer Frau in der Geschichtsschreibung wenig beachtet wurde und leider oft auch noch wird – als gäbe es sie nicht. Als hätte die Frau nicht existiert. Immerhin ist eine Straße in Haunstetten nach ihr benannt.

Heilig-Kreuz-Straße 4 (Foto des bayrischen Baudenkmals)

3. Station: Hl.-Kreuz-Straße – Anna Laminit (1480 – 1518)
Vom Mittelalter begaben wir uns in die Zeit der Reformation. In der Hl.-Kreuz-Straße mit ihren historischen Häusern, einer evangelischen und katholischen Kirche – beide in trauter Eintracht – erwartete uns eine ganz besondere „Heilige“ – Anna Laminit, neben deren Elternhaus wir uns versammelten.
Anna wurde als Tochter von ehrbaren Handwerkern geboren, in einer Zeit, als es gewaltige gesellschaftliche Umbrüche gab.
Schon sehr früh benahm sie sich nicht so, wie es damals von einem Mädchen erwartet wurde. Als sie 16 Jahre alt war, wurde sie wegen „Bübereien“ (Prostitution) zu Rutenhieben verurteilt und der Stadt verwiesen. Ein Jahr später bekam sie die Möglichkeit zur Resozialisierung und durfte im Seelhaus der Afra Hirn leben und arbeiten.
Bei Seelhäusern handelte es sich um Stiftungen, wo verarmte Frauen mietfrei unterkommen konnten. Diese sogenannten Seelfrauen (mhd. selnunnen) mussten allerdings ein Aufnahmegeld zahlen und sich fromm, friedfertig und nützlich verhalten. Sie pflegten sowohl kranke Mitglieder des eigenen Seelhauses als auch die der jeweiligen Stifterfamilien,  mussten Sterbenden beistehen, Totenwache halten und für das Seelenheil der Toten beten.
Jetzt hätte Anna eigentlich ein friedliches Leben führen können. Aber das war nicht ihre Art. Statt sich „normal“ zu verhalten, fiel sie durch ihre extrem zur Schau getragene Frömmigkeit auf: Sie trug ein Büßergewand und behauptete, eine Heilige zu sein, da sie nichts zu sich nehme als die tägliche Hostie. Vermutlich ging sie mit diesem Verhalten den anderen Seelfrauen gehörig auf die Nerven.
Schließlich musste Anna das Seelhaus wieder verlassen. Sie wurde ins Elternhaus zurückgeschickt, von wo aus sie eine Art religiöse Dienstleistungsfirma betrieb, indem sie Pilger empfing, mit diesen betete und sie segnete. Und dabei nahm sie eine beträchtliche Menge an Geld ein. Selbst Kaiser Maximilian, der direkt nebenan ein Haus besaß, suchte sie auf. Als Martin Luther dagegen in Augsburg verweilte, nahm er diese „Heilige“ genauer in Augenschein und befand, dass „alles Bescheisserey“ sei.
Die Schwester Kaiser Maximilians, Kunigunde von Bayern, war allerdings nicht so leichtgläubig  wie ihr Bruder und ließ die „Heilige“ beobachten. Anna wurde entlarvt, als man sie dabei erwischte, wie sie als Kunigundes Gast in München heimlich Pfefferkuchen und getrocknete Früchte aß.
Daraufhin wurde Anna ins Gefängnis geworfen. Aber durch ihre Gabe, Menschen für sich einzunehmen, erreichte sie bald ihre Entlassung. Sie konnte aus Augsburg fliehen und kam in einem Kloster in Memmingen unter. Dabei half ihr der reiche Kaufmann Anton Welser – vermutlich aus Eigennutz -, denn eines von Annas mindestens fünf Kindern war von ihm. Im Kloster trat sie weiterhin als Hungermärtyrerin auf. Weil ihr Schwindel auch hier bald aufflog, musste sie das Kloster wieder verlassen. Sie zog weiter nach Kaufbeuren, wo sie einen verwitweten Armbrustmacher traf, mit dem sie nach Freiburg in die Schweiz zog. Dass sie ihn dort heiratete, hatte aber unangenehme Folgen für sie. Denn nun forderte Anton Welser seinen Sohn zurück, da er die rechtliche Handhabe über sein Fleisch und Blut nicht verlieren wollte. Allerdings wusste er nicht, dass das Kind schon seit einigen Jahren tot war. Anna hatte ihm dies wohlweislich verschwiegen, um weiterhin jährlich 30 Gulden Unterhalt für den Buben zu erhalten. Und jetzt nahm das Verhängnis seinen Lauf. Um den Betrug zu vertuschen, versuchte Anna, ihm ein altersmäßig passendes Kind aus der Kinderschar ihres neuen Ehemannes unterzuschieben. So dumm war Anton Welser jedoch nicht. Er entdeckte den Betrug und zeigte Anna an.
Nun kam alles auf. Im Verlauf der Verhöre gab Anna alle ihre früheren Betrügereien zu und wurde zum Tod durch Ertränken verurteilt. Im Mai 1518 wurde das Urteil in der Saane vollstreckt.
Man schickte ihre umfangreiche Prozessakte nach Augsburg, wo sie jedoch mysteriöserweise verschwand. Vielleicht hatte der junge, neu angestellte Stadtschreiber Konrad Peutinger da seine Hand im Spiel?  Denn er war mit Anton Welsers Tochter Margarete verheiratet und wollte wohl nicht, dass auf seine Schwiegerfamilie ein Schatten fiel.
Mit dem Lebensbild von Anna Lamenit endete eine Frauen-Führung, die wieder einmal spannend und interessant war.
In der Zwischenzeit hatte es auch einmal geregnet, sodass wir währenddessen unter dem Torbogen des Nachbarhauses Schutz suchen mussten. Mittlerweile waren wir doch etwas durchgefroren. Nicht nur deshalb wären wir gern noch miteinander zum Kaffeetrinken gegangen. Aber Corona ließ das leider nicht zu.
(Quellen:  Martina Berthold und diverse Quellen aus dem Netz)
Birgit Mair

Ein „Tag wie in Taizé“

Gemeinschaft, neue Leute kennenlernen, Singen: Das sind für mich drei Gründe, warum ich nach Taizé fahre. Da dieses Jahr unsere alljährliche Fahrt nicht stattfinden konnte, organisierte unsere Pfarrerin Alexandra Caspari einen „Tag wie in Taizé“.
Gemeinsam trafen wir uns am 6. August 2020 um 12:30 Uhr am Kirchenvorplatz. Wir begannen mit einer kleinen Vorstellungsrunde, denn es waren nicht nur bekannte Gesichter dabei. Auch konnten Taizé-Erfahrene den anderen, welche sich nichts unter dem Begriff „Taizé“ vorstellen konnten, einen kleinen Einblick in den Alltag und die Idee Taizés näherbringen. Ein leckeres Mittagessen von unseren beiden Köchen Ali und Edi schloss die Vorstellungsrunde kulinarisch ab. Gestärkt konnten wir uns dann der nächsten Einheit widmen. Diese beschäftigte sich mit uns selbst. Eine „Seelenlandschaft“ sollte einem dabei helfen zu beschreiben, wie es uns gerade ging – auch in der außergewöhnlichen Situation der Corona-Pandemie. Begriffe wie „verbotener Wald“, „high feeling Point“ oder „Ekelecke“ brachten uns alle zum Schmunzeln. Beendet wurde diese Einheit mit einem sehr bekannten Klatschspiel aus Taizé. Wie auch in Taizé gab es um 14:00 Uhr eine Bibeleinführung und im Anschluss daran hatten wir die Möglichkeit, uns in kleinen Gruppen auszutauschen. Nach einer intensiven und schönen Gesprächsrunde spielten wir zur Auflockerung nochmal die Klatschspiele mit Abstand.
Dann startete die zweite Einheit, die sich nun mit der Zukunft beschäftigte. Was das Kennenlernen neuer Menschen angeht, war unser „Tag wie in Taizé“ nämlich ganz besonders: Mit Elmas und Seyma waren zwei Muslima unter uns.
Zusammen mit Elmas gestalteten wir ein Plakat, auf dem jeder seine Zukunftswünsche um eine gemalte Weltkugel schreiben durfte. Worte wie „Achtsamkeit“ oder „die Welt wahrnahmen“ brachten uns alle zum Nachdenken. Um die Zukunft nun „aufblühen“ zu lassen, malten oder klebten wir Blumen und Pflanzen aus der Natur zwischen die Wörter.
So entstand ein interreligiöses Zukunftsbild!
Das Taizé-Gebet auf dem Kirchenvorplatz, gemeinsam mit anderen Gemeindemitgliedern, schloss unseren „Tag wie in Taizé“ ab.
Dorothea Täufer und Mia Mühlbauer

Gemeinsam unterwegs mit „Männerspiritualität“





Im September fuhren aus der BAM-Gruppe Ernst Hehl, Gabriel Seidl, Hannes Conrad, Klaus Hoffmann, Rainer Brand und ich nach Münsterschwarzach. Wir wollten uns mit P. Anselm Grün OSB und weiteren 22 Männern auf die Suche nach Formen einer Spiritualität begeben, die uns Männern entspricht.
Biblische Männerbilder und ihre Botschaften für uns
Pater Anselm bot uns verschiedene spirituelle Männerfiguren aus der Bibel an:
❧ Abraham, der Pilger: „sich frei gehen“ (d. h. im Laufen verabschieden) von Abhängigkeiten, von den Erwartungen anderer, vom Druck, den man sich oft selbst macht, hineingehen in die Freiheit und Weite Gottes, aber auch Grenzen erfahren. Im Pilgern erfahren viele Männer Gott als den, der mit ihnen auszieht aus dem Land der Gefangenschaft, hinein in das Gelobte Land. Der Auszug aus Ägypten war für das Volk Israel die entscheidende Gotteserfahrung. Gott ist auch heute der, der uns wie Abraham auffordert, auszuziehen aus dem Heimatland bzw. der Vaterstadt. Die frühen Mönche sahen darin einen dreifachen Auszug: 1. Ausziehen aus Abhängigkeiten, aus alten Gewohnheiten, aus Bindungen, die mich einengen und nicht leben lassen. Hineingehen in „meine eigene Gestalt“. 2. Ausziehen aus den Gefühlen der Vergangenheit, aus dem Jammern über alte Verletzungen, aber auch aus der Verherrlichung der Vergangenheit und Hineingehen in die Gegenwart, damit ich ganz präsent sein kann. 3. Ausziehen aus dem Sichtbaren, aus dem Äußeren und auf das Unsichtbare, auf Gott zugehen. (Letztendlich gehen wir immer auf eine endgültige Heimat zu – auf Gott.)
❧ Elija, der Prophet: Er macht die Erfahrung, dass er das Böse in seinem Umfeld bekämpft, aber selbst auch nicht besser ist als seine Väter. Als er das feststellt, will er sterben. Für ihn wurde klar: Das, was ich bekämpfe, ist auch in mir.
❧ David, der König: Was bedeutet „König“ für mich? König ist der freie Mensch. Ich habe eine Würde, die mir niemand nehmen kann. Jesus will uns für ein alternatives König-Sein gewinnen: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt.“ Jesus, der „integrierte Mann“: Er predigt aus dem Sein heraus, d. h. er lebt in Einheit von Sein, Sprechen und Handeln.
Viele weitere Männer stellte uns P. Anselm vor. Uns wurde deutlich: Die Bibel zeigt uns keine Idealbilder von Männern. Männer haben (auch in der Bibel) ihre Stärken und ihre Schwächen. Und alle Männer sind auf einem Weg der Wandlung. Das ermutigt auch uns. Es geht nicht darum, perfekte Männer zu sein, sondern auf dem Weg zu bleiben, auszuwandern aus falschen Bildern und immer mehr hineinzugehen in die „eigene Wahrheit“, in die eigene Einmaligkeit, in das einzigartige Bild, das Gott sich von mir gemacht hat. Gemeinsam unterwegs mit „Männerspiritualität“
Was einzelne von uns in diesen Tagen besonders bewegte
❧ „Für mich war es der Segen, den wir uns gegenseitig spendeten: ‚Gott segne meine Hände mit Kraft und Klarheit. Gott segne meine Hände, damit von meinen Händen Segen ausgeht.‘“
❧ „Lauter Männer mit Anselm Grün und Austausch über unterschiedlichste biblische Männergestalten, das war ein bewegendes Wochenende! Sich als Blinder von einem unbekannten anderen Mann ohne Zusammenstoß mit den vielen anderen durch den Raum bewegen zu lassen, war eine gute Erfahrung zum Thema Vertrauen.“
❧ „Das persönliche Gespräch mit P. Anselm in der Mittagspause. Ich: ‚Was kann ich tun, um Entscheidungen treffen zu können?‘ Er: ‚Es gibt verschiedene Alternativen. Die frühen Mönche sagten, ich sollte mir vorstellen, wie sich diese verschiedenen Alternativen auswirken würden – zum Beispiel auf mein Leben in zehn Jahren. Und dann gibt es vier Kriterien, die mir helfen, zu wissen, wofür ich mich entscheiden soll. Dort, wo mehr Lebendigkeit, Freiheit, Friede und Liebe entsteht – in diese Richtung sollte ich mich entscheiden.‘“
❧ „Der Satz von Augustinus: ‚Das Wort Gottes ist der Gegner deines Willens. Sei dein eigener Freund. Dann ist auch das Wort Gottes mit dir im Einklang
Worte für den weiteren Weg
Auf unseren Wunsch hin gab P. Anselm uns noch drei Bibelworte mit auf den Weg:
❧ 1. Johannesbrief 3, 20: „Wenn das Herz uns auch verurteilt, Gott ist größer als unser Herz. Er weiß alles.“
❧ Joh 5, 8: „Steh auf, nimm dein Bett und geh!“ (Bett = Angst, Unsicherheit, Hemmungen)
❧ Joh 10, 10: „Ich bin gekommen, dass sie das Leben haben und dass sie es in Fülle haben.“
Stärkende Worte, die uns weiter auf dem Weg der Wandlung bleiben lassen.
Eduard Frede

Radtour zu zwei Wegkapellen um Lauingen





Anfang Juli hat sich eine Radelgruppe bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen von Lauingen aus auf den Weg gemacht, um zwei Wegkapellen zu erkunden, die Teil eines Projektes von sieben Kapellen sind, die allesamt aus Holz gebaut wurden. Zu unserer großen Freude radelte der Architekt unserer Apostelin-Junia-Kirche, Frank Lattke, mit.
Nach gut einstündiger Fahrt erreichten wir unser erstes Ziel: Bei Bachhagel steht an einer Weggabelung die von Herrn Lattke entworfene Kapelle.
Sie steht auf einem freien Hang und war deshalb auch für uns schon von weitem zu sehen.
Der Standort ist ein ganz besonderer – von hier kann der Blick in ein weites Tal schweifen.
Herr Lattke erzählte uns, wie der Platz für die Kapelle gefunden wurde: Drei Grundstücke standen zur Auswahl. Der heutige Standort war die zweite Möglichkeit – und gleich war Frank Lattke von der Weite und der Einzigartigkeit des Tals überwältigt.
Als Architekt stellte er  sich  die Frage, wie man an diesem Ort eine Kapelle inszeniert, damit sie in der Weite der Landschaft Halt bietet.
Überall sind von dieser Stelle aus Kirchtürme und Klöster zu erkennen.
So wurde ihm schnell klar, dass die Kapelle gegenüber den anderen Sakralbauten in der Landschaft nicht bestehen kann. Um das zu erfüllen, so sagt er, hätte er einen Turm von zwanzig Metern Höhe bauen müssen. Aber darum geht es nicht – vielmehr war es ihm wichtig, einen Ort der Einkehr zu schaffen, einen Ort mit einer inneren Stärke. Frank Lattke gab uns am Entstehungsprozess Anteil, indem er davon sprach, dass er einen Ort schaffen wollte, der einen schönen Ausblick hat. Die Kapelle aber besitzt, wie auch unsere Apostelin-Junia-Kirche,  kein Fenster zum Rausschauen. Vielmehr gibt es ein paar Schlitze, durch die das Licht einfallen kann. Es geht also nicht um das Thema rausschauen zu können.
Was er mit dem schönen Ausblick dann wohl gemeint hat? Das durften wir im Erleben des Raums und des Ortes selbst erfahren:
Wenn man die Kapelle betritt, wird man von warmem Licht, welches vom Holz reflektiert wird, empfangen. Ein schlichtes braunes Stahlkreuz in der einen Ecke, in der anderen vier schmale Holzbalken, die sich nach oben hin weiten: Ein Raum der Ruhe, der Kontemplation, ein Raum der Halt gibt und einen einlädt, die eigene innere Schönheit zu finden.
Und dann ist da noch etwas… : Wir haben gesungen, draußen vor der Kapelle mehrstimmig und drinnen alleine, im Ohr den draußen singenden Chor: In der wunderbaren Akustik des Raums war das eine ganz besondere Erfahrung.
So im Inneren gestärkt sind wir dann weiter gefahren, um uns bei einer Mittagseinkehr auch körperlich zu stärken.





Nach der Mittagspause ging es noch zu einer zweiten Kapelle. Sie liegt am Radweg zwischen Gundelfingen und Offingen an einem Weiher und ist auf eine ganz andere Weise schön als die Kapelle, die wir vor ein paar Stunden sahen. „Die Kapelle hat einen kreuzförmigen Grundriss (5,06 x 5,06 m), der einen offenen Raum bildet und sich differenziert in eine religiöse Mitte und zwei Sitznischen. Zwölf gedrechselte Rundsäulen aus verleimtem Lärchenholz tragen ein flaches Holzdach.“ (Zitat aus 7Kapellen.de Abschnitt Kapellen)
Erbaut wurde sie von dem Architekten Hans Engel und erinnert an einen antiken Tempel.
Zwischen den Holzsäulen hängen mit Aphorismen bedruckte Glastafeln. Die Aphorismen regen zum Nachdenken an.
In dieser Kapelle fühlt man sich eingebunden in die Umgebung und diedort vorhandene Natur.
Mir hat die Unterschiedlichkeit der Kapellen besonders gefallen, da sie in mir die unterschiedlichen Empfindungen wachgerufen hat – das Außen und das Innen braucht seinen Raum zu seiner Zeit…
Mit der Rückfahrt an der Donau entlang zum Ausgangspunkt ging ein schöner Tag zu Ende, der uns mit vielen äußeren und inneren Eindrücken bereichert hat.
Ein kurzer Exkurs zu der Entstehung der Wegkapellen:
Für das Projekt „sieben Kapellen“ wurde von Elfriede und Siegfried Denzel, einem Unternehmerehepaar aus Wertingen, 2016 eine Stiftung gegründet. Ihre Intention war Kunst, Geschichte, Religion und Kultur zu fördern.
In gemeinsamen Gesprächen entwickelte Dr. Peter Fassl, der Bezirksheimatpfleger dann die genaueren Ideen. An neu entstandenen Radwegen sollten sieben Wegkapellen entstehen um die RadlerInnen zum Halten, Rasten und zur Besinnung einzuladen und ihnen Schutz zu bieten. Warum gerade sieben? Damit wird auf die Bedeutung der Zahl sieben im christlich-jüdischen Kontext verwiesen.
Es sollten nicht nur sieben Wegkapellen entstehen, sie sollten auch von sieben eigenständigen Architekten entworfen werden und damit die Tradition des Kapellenbaus in zeitgenössischer Gestaltung weiterentwickeln.
Als Vorgabe für die Kapellen stand lediglich der Baustoff fest: Die Kapellen sollten aus Holz gebaut werden, da das Ehepaar Denzel aus der Holzwirtschaft kommt, und an einem Radweg stehen, ansonsten hatten die Architekten freie Hand. (Exkurs inhaltlich entnommen aus 7Kapellen.de Abschnitt: das Projekt)

Jutta Gigler

Die Fugger – Händler im Himmel und auf Erden





Mehr als nur eine Stadtführung

Corona. Wer hätte das noch vor einem Jahr gedacht? Eine Pandemie? Hier – in Europa? Im 21. Jh.? Epidemien gab es früher einmal und wenn heute, dann doch nur in Asien oder Afrika. Aber bei uns? Und doch hat es uns erwischt und uns vom Sockel unserer westlichen Selbstherrlichkeit  heruntergeholt.
Fakt ist, wir müssen jetzt mit diesem Virus leben, der ja auch nichts anderes will als wir, nämlich überleben. Hübsch ist er ja, mit seinen Krönchen. Aber leider auch ganz schön heimtückisch, dieser ungebetene Gast. An und für sich pflegen wir Christen ja die Gastfreundschaft. Aber alles, was recht ist, das hat dann doch auch seine Grenzen.
Allzu viel wissen wir noch nicht, was dieses kleine Ding angeht. Aber eines scheint sicher zu sein, nämlich, dass die Gefahr, sich in geschlossenen Räumen anzustecken, wesentlich höher ist als draußen.
Und so wurde unser Gemeindeleben Schritt für Schritt nach draußen verlegt. Singende Andachten, Eucharistiefeiern und – Ausflüge. Einer davon trug uns durch die Innenstadt von Augsburg. Unsere Frauengruppe hatte ja schon Erfahrung mit Stadtführungen, wobei der Fokus vor allem auf Frauengestalten in Augsburg gerichtet war. Dieses Mal durften also zum ersten Mal auch Männer mit. Aber auch in dieser Führung spielten die Frauen eine wichtige Rolle – wie auch anders, sie machen schließlich die Hälfte der Menschheit aus, mehr oder weniger.
1. Station: Römermauer
Uns blühte ein wunderbarer Tag – Sonnenschein und die prächtige Innenstadt von Augsburg, wo man auf Schritt und Tritt über historisches Pflaster stolpert.
Wir trafen uns an der Römermauer beim Dom – hinter uns die ehemals fürstbischöfliche Residenz, heute Sitz der Regierung von Schwaben, davor der Fronhof, in früheren Zeiten Turnier- und Exerzierplatz, nun eine Gartenanlage mit bunten Blumenrabatten und altem Baumbestand, darunter ein Ginkgo oder ein Blauglockenbaum. Im Schatten der mächtigen Bäume lassen sich die AugsburgerInnen gern nieder, zum Picknick, zum Lesen oder einfach zum Entspannen oder an manchen lauen Abenden zu einem Konzert. Im MA hatte man hier weniger Spaß. Das Volk versammelte sich hier – eher unfreiwillig – und der Vogt trieb die Steuern ein, Fron genannt.
Heute sollten wir in den Genuss einer Stadtführung zu den Fuggern kommen. Und wir wurden an diesem Sonntag nicht nur von der Sonne reich beschenkt. Unsere Stadtführerin Martina Berthold vom Frauengeschichtskreis erzählte mit solch einer Begeisterung von dieser für Augsburg so bedeutenden Familie, dass wir uns glücklich schätzen konnten, dabei zu sein. Auch gebürtige Augsburger erfuhren da noch interessante Details, die für sie neu waren.
Die Geschichte der Fugger von der Lilie beginnt mit Hans Fugger, einem Weber aus dem Augsburger Umland, der mit seinem Bruder Ulrich Mitte 14. Jh. nach Augsburg übersiedelte, um dort das Bürgerrecht zu erwerben. Dabei handelte es sich um eine gute Investition, denn „Stadtluft macht frei“ – so lautete ein Rechtsgrundsatz in der mittelalterlichen Ständegesellschaft. Wer ein Jahr und einen Tag in der Stadt verbrachte, bekam das Bürgerrecht.
Und jetzt kommen die Frauen ins Spiel. Denn wie so vieles im Leben gab es das Bürgerrecht nicht umsonst. Aber Hans war nicht dumm. Er wählte die billigere Variante und erheiratete sich das gewünschte Privileg. So ehelichte er Clara Widolf, die Tochter des Meisters der Weberzunft. Damit erhielt Hans Fugger neben dem Augsburger Bürgerrecht auch noch das Recht, Meister zu werden.  Der erste Schritt war getan.
2. Station: Maximillianstraße 21
Nach Claras frühem Tod wählte Hans wiederum klug. Jetzt heiratete er die Goldschmiedetochter  Elisabeth Gfattermann, die ihrem Mann ein stattliches Vermögen an Mitgift in die Ehe brachte. Damit konnte er sich einen Platz im Stadtrat leisten und ein Haus in der Oberstadt kaufen, und zwar im „Haus am Rohr“, jetzt Maximilianstraße, Nähe Judenberg. Heute steht dort ein moderner Neubau mit einem Bekleidungsgeschäft im Erdgeschoss. Eine Tafel an der Hauswand erinnert noch daran, dass hier auch  Jakob Fugger, später der Reiche genannt, 1459 geboren wurde.
Trotz des modernen Stadtlebens, das mich umgab, versuchte ich mir vorzustellen, wie die Menschen hier damals wohl gelebt hatten. Ich fragte mich, was aßen sie, was tranken sie, wie schliefen sie, welche Tätigkeiten verrichteten die Frauen? Wie sah der Alltag in einer spätmittelalterlichen Stadt aus? Eine Zeitreise hätte mir gefallen, nur für einen Tag.
Hans Fuggers zweite Frau Elisabeth war nicht nur reich, sie war auch eine kluge Frau. Als Witwe, die ihren Mann um 28 Jahre überlebte, erwies sie sich als äußerst geschäftstüchtig. Sie bestand darauf, dass die Söhne zwei Berufe erlernten: das Weber- und das Goldschmiedehandwerk – eine gute Investition.
Zwei Frauen, Clara Widolk und Elisabeth Gfattermann, waren es also, die es Hans Fugger, dem Großvater Jakobs des Reichen, ermöglichten, in der Hierarchie der Stadtgesellschaft aufzusteigen. 
Mit Elisabeths Sohn, Jakob d.Ä., ging der soziale Aufstieg der Fugger weiter. Wagemutig missachtete er die Ständeordnung, die zu jener Zeit noch strengen Gesetzen unterlag. „Schuster bleib bei deinem Leisten“ lautete das Gebot. Jakob jedoch pfiff auf das Verbot der Zunft und verkaufte nicht nur seine eigene Produktion an Stoffen, sondern kaufte auch zu und trieb Handel. Und er kam damit durch. Jetzt machten die Fugger den Schritt vom Handwerker zum Kaufmann.
Wie schon sein Vater Hans wählte auch Jakob seine Ehefrau klug. Er ehelichte Barbara Bäsinger, die Tochter eines Silberhändlers. Sie stammte aus einer der reichsten Familien der Stadt. Aus dieser Ehe gingen 11 Kinder hervor, von denen immerhin zehn das Erwachsenenalter erreichten, damals eher  ungewöhnlich.
Als Jakob d.Ä. relativ früh starb, lag auf Barbara Fugger-Bäsinger  die Verantwortung für die große Familie, das Geschäft und das Vermögen. Umsichtig lenkte sie die Geschicke der Familie. Sie kümmerte sich um die vielfältigen Ausbildungen der Söhne und verheiratete ihre Töchter in die Patrizierfamilien Augsburgs. Das mag nach heutigem Denken merkwürdig  erscheinen, aber damals im 15. Jh. heiratete man nicht unbedingt aus Liebesgründen, bei einer Ehe handelte es sich eher um eine Investition. Wenn dann noch die Liebe dazu kam, auch recht, das musste aber nicht unbedingt der Fall sein.
Barbara hielt nicht nur das Vermögen zusammen, sondern trieb auch erfolgreich Handel und mehrte ihren Grundbesitz. Ihr sozialer Aufstieg zeigte sich schließlich im Erwerb eines Kirchstuhls, was eine große Ehre bedeutete. So war es wieder eine Frau, die für das Weiterkommen der Fugger sorgte – beachtenswert, wie ich finde.
Elisabeth Fugger-Gfattermann und Barbara Fugger-Bäsinger sind zwei typische Beispiele für den sozialen Aufstieg  einer Webersfrau zur Kaufmannsfrau bzw. selbständigen Geschäftsfrau in der Reichsstadt Augsburg.  Ihr Leben spiegelt die veränderte Rolle der Frau in der mittelalterlichen Stadt. Stadtluft machte nicht nur Männer frei, sondern auch Frauen, die aus der Vormundschaft ihrer Männer hervortraten und sich ihr Leben in der Stadt und in vielen Berufen verdienten. Vor allem in der Weber- und Kaufmannszunft wurden Frauen in Augsburg nachgewiesen.
3. Station: Reiterhof im Fuggerpalais
Von der Maximilianstraße ging es weiter durchs Apothekergässchen zum Zeugplatz. Durch ein Tor betraten wir den Familiensitz der Fugger, ein Gebäude mit vier Innenhöfen, dessen vorderes Tor an der Maximilianstraße liegt. Im hinteren Innenhof des Fugger-Stadtpalastes, dem Reiterhof, empfing uns auf einmal Stille. Die dicken Mauern halten den Großstadtlärm ab.  Martina stellte sich in den Schatten einer mächtigen Linde, die inmitten des Hofes aufragt und weit ihr Blätterdach ausbreitet. Wir ließen uns auf den Stufen zur Eingangstür eines bewohnten Flügels nieder, sichtbar an den Namensschildern und den Blumen in den Fenstern. Stimmen drangen aus der unteren Wohnung.
Durch das Tor konnten größere Pferdegespanne ein- und ausfahren. Ich stellte mir vor, wie hier einmal reges Treiben herrschte, wie Handwerker, Händler und Fuhrleute tätig waren, wie ein- und ausgeladen wurde. Fast vermeine ich das Rufen der Männer zu hören, das Scharren der Pferde, das Klappern der Hufe. In diesem beeindruckenden Familiensitz der  Familie Fugger gingen Kaiser, Könige und Künstler ein und aus.
Martina erzählte uns nun vom jüngsten Sohn der Barbara Fugger-Bäsinger, Jakob, dem berühmtesten der Dynastie. Eigentlich war er für den geistlichen Stand vorgesehen gewesen.  Aber als er 19 Jahre alt war, waren vier seiner sechs Brüder gestorben, und er gründete mit Ulrich und Georg eine Handelsgesellschaft. Er überredete reiche Kirchenfürsten, ihm ihr Geld als Einlage gegen Zins zu geben und belieh damit den frischgekürten Kaiser Maximilian von Habsburg. Als Gegenleistung ließ sich Jakob Fugger Bergwerksrechte und Münzrechte übertragen, denn das Geld bekam er nicht zurück.
Durch seine persönlichen Qualitäten stieg Jakob Fugger innerhalb  der nächsten 20 Jahre zum reichsten Mann Europas auf. Auf sein Wort war Verlass. Ein Vorfall mit Kaiser Maximilian I. zeigt das deutlich. Mit seinem Gefolge hatte der Kaiser auf dem Weg nach Burgund in Augsburg Zwischenstation gemacht. Für seine bevorstehende Hochzeit ließ er hier verschiedenste Waren anfertigen, darunter kostbare Stoffe für seine Braut. Als er und sein Gefolge die Stadt verlassen wollten, ohne für Kost, Logis und Waren zu bezahlen, hinderten ihn die selbstbewussten Augsburger Handwerker daran. Einer von ihnen griff Maximilian sogar in die Zügel. Es war Jakob Fugger, der ihnen versprach, die Rechnungen zu begleichen und dieses Versprechen auch hielt.
Ab seinem 60. Lebensjahr regelte er seinen Nachlass und zwar klug und umsichtig, so wie er ein Leben lang gehandelt  hatte. Da seine Ehe mit der Patriziertochter Sybilla Arzt kinderlos geblieben war, wählte er seinen Neffen Anton Fugger zum Nachfolger für die Firma aus und bewies damit seine gute Menschenkenntnis.
Und er sorgte für die Ewigkeit vor. Zusammen mit seinem Bruder Ulrich ließ er eine Grabkapelle in St. Anna bauen, damals noch Teil eines Karmelitenklosters. Das Besondere daran ist, dass im Laufe der Reformation St. Anna evangelisch wurde, die Grabkapelle jedoch katholisch blieb. Noch heute gehört sie den Fuggern, die auch für den Unterhalt aufkommen. Bedeutende Künstler haben sich hier verewigt: Albrecht Dürer, Jörg Breu d.Ä. oder Hans Daucher. Als Jakob Fugger 1525 im Alter von 66 Jahren starb, wurde er dort beigesetzt.
Die Stiftung, die Jakob Fugger jedoch weltweit berühmt machen sollte, war die Fuggerei. 1516 begann der Bau einer kleinen Siedlung in der Unterstadt, dort, wo die Armen damals wohnten. Die Menschen, die dort leben wollten, mussten folgende Voraussetzungen erfüllen: Besitz des Augsburger Bürgerrechts, Ehrbarkeit und unverschuldete Armut. Als Jahresmiete war ein Rheinischer Gulden zu zahlen, damals etwa der Wochenlohn eines Handwerkers. Dabei beließ man es über die Jahrhunderte. Die Bewohner zahlen noch heute als Kaltmiete lediglich den Umrechnungswert des damaligen Guldens – derzeit jährlich 88 Cent. Darüber hinaus verpflichteten sich die Bewohner, für die Stifter und ihre Familie täglich ein Vaterunser, ein Ave Maria und das Apostolische Glaubensbekenntnis zu beten. Auch dies gilt noch immer. Und noch immer wird die älteste Sozialsiedlung der Welt aus dem Stiftungsvermögen Jakob Fuggers unterhalten.
4. Station: Fuggerei
So endete die Führung – wie könnte es anders sein – in der Fuggerei. Nur einige von uns hielten allerdings so lange durch. Diejenigen, die übrig geblieben waren, fühlten sich gleich ins 16. Jh. versetzt. Trotz der Besucher herrscht hier eine friedvolle Stimmung. Efeuberankte Reihenhäuschen mit grünen Fensterläden flankieren die idyllischen Gässchen. An der Hauptkreuzung spendet ein steinerner Brunnen erfrischendes Wasser.
Während wir durch die Gassen schlenderten, erfuhren wir unter anderem, dass der spezielle Ockeranstrich nur von den Fuggern benutzt werden darf und warum die Klingelgriffe alle unterschiedlich geformt waren. Denn in früheren Zeiten gab es noch keine Lichtverschmutzung und die Nacht war rabenschwarz.
Nach dem Museumsbesuch mussten wir uns natürlich noch im Biergarten stärken. So endete dieser anregende Tag mit dem Gefühl, der eigenen Stadtgeschichte ein Stück nähergekommen zu sein. 
Was blieb mir von der Stadtführung? Es blieb die Erkenntnis, dass die von der Geschichtsschreibung eher vernachlässigten Frauen der Fugger eine wichtige Rolle beim sozialen Aufstieg der Familie spielten. Wie bedeutsam sie waren, erwähnte  bereits 1949 der Fugger-Biograph Götz Freiherr von Pölnitz: „Nicht nur die Väter, auch die Mütter haben das Werden der Fugger gestaltet.“
Es blieb auch die Erkenntnis, dass Jakob Fugger, der Reiche, eine vielschichtige Persönlichkeit war, mehr als nur der „Erfinder“ des Kapitalismus. Er war auch Mäzen und Wohltäter und ein Mensch, auf den man sich verlassen konnte. Sein Reichtum basierte auch auf seinem guten Ruf, der in der Handels- und Finanzwelt Gold wert war.
Neben seiner Geldpolitik wurde er jedoch vor allem durch seine Stiftungen bekannt. Dies entsprach dem Selbstverständnis einer Gesellschaft, für die Gemeinnutz vor Eigennutz ging, und das war Jakob nachweislich wichtig. Aber noch etwas anderes spielte eine Rolle – der Handel mit Gott.
Seine Stiftungen dienten auch dazu, fürs Jenseits vorzusorgen. Denn wenn man kein Heiliger war und nicht gerade im Stande einer Todsünde starb, musste die Seele zur Läuterung ins Fegefeuer. So lautete die mittelalterliche Theologie. Aber es gab Möglichkeiten. Man konnte sich monetär loskaufen – eine raffinierte Art der Kirche an Geld zu kommen für das schönste und größte Gotteshaus der Welt, den Petersdom. Dafür erhielten die reuigen Sünderinnen und Sünder einen Ablassbrief, ganz im Sinne von „Wer glaubt, wird selig“. Auch durch Gebete konnte man sich vor langen Qualen retten und – ganz praktisch – das Beten an andere delegieren. Fugger ließ also beten.
So gesehen musste er ja nach seinem Tod quasi  per Schleudersitz in den Himmel gelangt sein, vor allem auch wegen der unzähligen Gebete, die heute noch die Bewohner der Fuggerei täglich für seine Seele beten. Und der ewige Gott, der keine Zeit kennt, wusste damals schon um all die Gebete, die noch kommen würden.Mit der Arroganz der Nachgeborenen mögen wir heutigen diese Praxis belächeln. Aber der Glaube, der Verzehr der geweihten Hostie würde ein tückisches Virus verbrennen, scheint mir nicht minder seltsam zu sein.(Quellen: Martina Berthold; Martha Schad, Frauen des Hauses Fugger“; www.Fugger.de)

Birgit Mair

Alle Vögel sind schon da…
Gottesdienste in Zeiten der Pandemie





Einen Bericht über unsere Gottesdienste zu schreiben, das wäre uns in „normalen“ Zeiten, sprich vor Corona, kaum eingefallen. Wie soll man denn über etwas schreiben, was sich wie ein Uhrwerk regelmäßig an jedem Sonntagvormittag ereignet? Über das Zähneputzen oder Bettenmachen lohnt es sich ja auch nicht, extra zu berichten.
Plötzlich aber war das Altgewohnte nicht mehr da, es war einfach weg. Lockdown, Versammlungsverbot, in den eigenen vier Wänden bleiben, kein persönlicher Kontakt mehr mit Freundinnen und Freunden – so hieß es jetzt.
Die Abwesenheit von etwas machte uns erst deutlich, was für uns wichtig ist: der sonntägliche Gottesdienst, die gemeinsame Eucharistiefeier, das gemeinsame Singen –  unsere Kraftquelle für die kommende Woche. Wir haben auch die Freude, alle wiederzusehen, vermisst, beim Kirchenkaffee zu plaudern, kurzum, sich als Teil einer Gemeinschaft zu fühlen.
Die Corona-Pandemie lehrte uns vor allem, voneinander Abstand zu halten, etwas, das uns als Gemeinde schwerfällt. Sie hat uns auch dazu gebracht, aus dem behüteten Kirchenraum hinaus einen Schritt in die Weite zu machen, wenn wir nun den Gottesdienst auf dem Kirchenvorplatz feiern. Wenn wir dort beim Empfang der Hostie in einem weiten Kreis stehen, spüren wir im Hintergrund die Halt gebenden festen Mauern der Kirche und wir erinnern uns an den Innenraum als Ort der Geborgenheit und der Sammlung.
Unser Blick geht hinüber zu den Wiesen des Sheridan-Parks, wir erfreuen uns an den bunten Blumen und duftenden Kräutern, an den Sträuchern und hohen Bäumen. Darüber spannt sich der unendliche Himmel, blau mit dicken weißen Sommerwolken.
Das ist nun unser Ort, an dem wir Gottesdienst feiern.
Zu ersten Mal geschah das an Pfingsten, nach einer langen Zeit des disziplinierten Daheimbleibens, in der wir uns durch die Hausgottesdienste zwar miteinander verbunden fühlten, aber das physische Zusammensein fehlte. Einander zu sehen, mit den anderen zu sprechen – das fehlte sehr. Es musste also etwas geschehen. Am Pfingstsonntag war es dann soweit, dass alle organisatorischen Konzepte standen und wir durch die Umsicht unserer Pfarrerin draußen zum gemeinsamen Gottesdienst zusammenkommen konnten.
Viele helfende Hände sind nötig, den reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Als erstes ist ein Doodle zu nennen, zwar keine Hand, aber äußerst nützlich, um eine Liste der Teilnehmenden zu erstellen (Ach, unsere berühmt-berüchtigten Listen beim Kirchenkaffee …). Außerdem hat sich inzwischen jede und jeder mit einem Möbelstück ausgestattet, das leicht zu transportieren und stabil genug ist, um darauf eine Stunde zu sitzen. Längst haben wir uns an den Anblick unseres Gegenübers mit Maske gewöhnt. Wir wissen jetzt auch, wo und wann auf den nummerierten Plätzen die Sonne scheint. Und wie gut, dass es unseren dicken Kirchturm gibt, der so angenehm Schatten spendet! Wir haben auch gelernt, dass größere Kieselsteine ein überaus nützliches Requisit sind, damit beim Wehen des Geistes nicht die Textblätter oder die Geldscheine im Kollektenkörbchen wegfliegen.
Finden wir hier Gott? Ich meine: „Ja.“
Als wir zum ersten Mal draußen die Eucharistie feierten, hörten wir im Evangelium, dass sich Gott schon im Alten Testament dem Elija nicht über die Ratio wahrnehmbar gemacht hat, sondern über die Sinne:
Die Ewige zeigte sich ihm, indem Elija einen leisen Wind verspürte.
Wenn wir hier draußen Gottesdienst feiern, öffnen wir unsere Sinne und auch wir spüren den Wind auf unserer Haut, wir genießen den Duft der blühenden Linden, hören das Vogelgezwitscher. Wir sehen die dahinziehenden Wolken und beobachten sie jetzt genauer: Bringen sie uns Regen oder können wir unbesorgt hier draußen den Gottesdienst feiern? Die Abhängigkeit vom Wetter macht es uns wieder einmal bewusst, dass wir nicht alles in der Hand haben, sondern von Kräften abhängig sind, die wir nicht beeinflussen können.
An Mittwochabenden feiern wir zusätzlich zur sonntäglichen Eucharistiefeier noch eine „singende Andacht“, damit die Sangesfreude unserer Gemeinde gestillt werden kann. So enttäuscht wir auch sind, wenn sie buchstäblich ins Wasser fallen muss, so kann ein Innehalten auch guttun und uns sogar demütig stimmen, dass wir eben nicht alles machen können, was wir uns so vorstellen. Die Natur schenkt uns beides, Freud und Leid.
Wohlige Freude schenken uns die Rotschwänzchen, die im Treppenaufgang zur Sakristei nisten, nicht zum ersten Mal übrigens. Während der Messfeier ertönt das hungrige Gezwitscher der vier Jungen, die einfach nicht sattzukriegen sind. Und immer wieder begleiten uns Vögel, die sich auf den Bäumen hinter uns niedergelassen haben, bei unseren Liedern. Manche Gottesdienstbesucher können genau sagen, um welche Vogelarten es sich dabei gehandelt hat. Die ganze Natur stimmt in den Lobgesang Gottes ein. Welch eine Wonne!  
Hier draußen gibt es noch etwas, was anders ist: Wir nehmen unsere Glocken besonders intensiv wahr. Man hört deutlich, wie sie, ehe der Klöppel an die Glockenwand schlägt, erst einmal hörbar Anlauf nehmen, um uns zu signalisieren: Gleich geht es los. Andächtig lauschen wir dem Zusammenklang der unterschiedlichen Tonhöhen von Dankbarkeit, Mitgefühl, Frieden und Liebe mit all den Obertönen dazwischen, und mich erfüllt jedes Mal eine große Dankbarkeit, dass wir den Bau des Campanile mit den vier Glocken in einem großen finanziellen Kraftakt gestemmt haben.
Anders ist auch der Friedensgruß: Wir drehen uns um und nehmen die Menschen um uns herum bewusst mit unseren Augen wahr und nicken ihnen liebevoll zu.  Wir sehen auch die, die weiter entfernt stehen, und spüren unsere Gemeinschaft.
Das Besondere unseres alt-katholischen Glaubens ist, dass die Einladung zur Eucharistie an alle Anwesenden geht, es ist nicht eine Kirche, die einlädt, es ist Christus selbst. Zum Empfang des Brotes stellen wir uns – natürlich im gebührenden Abstand – in einem weiten Kreis auf, der bis auf den Grasigen Weg reicht. Wir schauen uns an und spüren, dass wir durch das Teilen des Brotes und im Bewusstsein, dass Christus mitten unter uns ist, miteinander verbunden sind. 
Der Segen, mit dem wir in die Woche entlassen werden, umfasst auch die vielen Menschen im Park. Denn wir verschließen uns nicht, sondern tragen einzig durch unser Sosein unseren Glauben in die Welt. Jede und jeder ist willkommen!
Die Einschränkungen lehren uns etwas Entscheidendes, nämlich, dass Begrenzung zu Freiheit führen kann, einer neuen Freiheit, die Kreativität freisetzt und uns erfahren lässt, dass sich in der Natur die mütterliche Ausdrucksform Gottes zeigt, die voller Schönheit, Zärtlichkeit, Sanftheit und Güte ist.
Und so können wir in eines unserer Jubellieder einstimmen:
„Geh aus mein Herz und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben, schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben… „ (Eingestimmt 658)

Marianne Hollatz

Unser Gemeindeleben in Zeiten von Corona – eine Zwischenbilanz (18. April 2020)













 „Angesichts der Ausbreitung des Coronavirus hat die Synodalvertretung eine Notfallverordnung erlassen, die ab sofort gilt. Alle öffentlichen Gottesdienste sowie alle Gemeindeveranstaltungen und Gremiensitzungen werden bis auf weiteres eingestellt. …..   Euer Bischof Matthias“
So lautete die Botschaft unseres Bischofs am 13. März 2020.

Von da an war alles anders. Keine gewohnten Gottesdienste mehr, kein Gemeindeleben, kein Kirchenkaffee, kein Chor, keine baf- und bam-Gruppe – alles abgesagt.
In den folgenden Tagen wurde wohl vielen von uns erst richtig bewusst, wie wichtig uns Gemeinschaft  und menschliche Nähe ist, jetzt, da wir sie nicht mehr leben konnten.  Jetzt wurde uns klar, wie selbstverständlich wir immer alles genommen hatten, jetzt, wo es uns fehlt. Trotz aller inneren Verbundenheit.
Unsere Pfarrerin musste sich also etwas ausdenken, um das Loch, das sich auf einmal auftat, mit Hoffnung und dem Gefühl von Gemeinschaft wieder zu schließen. Da sich die Gemeinde einer völlig neuen Situation gegenübergestellt sah, stellte sich die Frage – Althergebrachtes bringen oder neue Wege gehen? Pfarrerin Caspari entschied sich für neue Wege. Kreativität war also gefragt.
Statt einsame Gottesdienste per Video-Stream zu veranstalten, ließ sie den Gemeindemitgliedern regelmäßig Vorlagen per E-Mail zukommen. Die Idee dahinter war und ist, dass sie uns für spirituell reif genug hält, uns individuell an neuen Formen des Gottesdienstes zu beteiligen, auch ohne die persönliche Anwesenheit einer Priesterin. Dass wir auf die Dauer ohne sie auskommen könnten oder wollten, davon kann natürlich nicht die Rede sein. Zum einen wird die Pfarrerin weiterhin passende Impulse für uns gestalten, solange die räumliche Trennung anhält, und zum andern ist sie sowohl per Mail als auch per Telefon ständig in Kontakt mit ihren Gemeindemitgliedern. Außerdem würden wir nicht für immer auf eine Eucharistiefeier verzichten wollen.
Als erstes erhielten wir die „Klingende Verbundenheit“. Die Glocken unseres Kirchturms sollen ja weiter läuten und von nun an auch im Internet zu hören sein. Unser Geläut – etwas, das wir kannten und schätzten. Zu seinem Klang versorgte uns die Pfarrerin  mit  Impulsen zu Dankbarkeit und Mitgefühl. Sie ermunterte uns dazu, Gottes Frieden und Liebe in uns wahrzunehmen und spendete Worte des Trostes.
Seitdem gibt es regelmäßig Impulse für Sonn- und Feiertage – Gebete, Bibeltexte, Gedichte und die Gedanken der Pfarrerin dazu, warmherzig und frei von jeglichem moralischen Zeigefinger – keine stereotypen Worte, sondern kleine Anregungen zum Innehalten, zum Nachdenken, um Zuversicht zu fassen und Verbundenheit zu spüren, mit uns selbst, mit anderen, mit der Natur, mit Jesus, mit Gott.  
Zu den gewohnten Zeiten – Sonntag 10 Uhr, Gründonnerstag 19 Uhr, Karfreitag 15 Uhr, Ostermorgen 6:30 Uhr zum Sonnenaufgang – konnten wir zuhause allein „gemeinsam“ Gottesdienst feiern im Bewusstsein, dass jetzt viele Mitglieder unserer Gemeinde genau dasselbe tun würden. Ein tröstlicher Gedanke.
Aber es sollte ja auch etwas bleiben. Deshalb wurden wir angeregt, Fotos von unseren Hausaltären oder der aufgehenden Sonne am Ostermorgen zu machen und an die Pfarrerin zu schicken. Und jedes Mal wurde dann eine Collage davon angefertigt und allen zugeschickt. Die Collagen werden seit dem Ostersonntag in unserer Kirche aufgehängt, auf den Wandteppichen hinter dem Altar, als Zeichen unseres weiterhin bunten „Gemeindelebens“ und unserer Verbundenheit.
Was zeigen diese Collagen? Einen Stein, Palmbuschen, eine Schale mit Wasser, einen Teller mit Brot, ein Kreuz, die aufgehende Sonne – und immer eine brennende Kerze. Symbole für unsere Trauer und Ängste, aber auch für Hoffnung und Frieden und Dankbarkeit.
Am Palmsonntag wurden wir angeleitet, den Palmentanz zu tanzen, so wie wir ihn jedes Jahr gemeinsam vor der Kirche tanzen. Wir wurden angeregt, Brot zu backen für Gründonnerstag und ein Kreuz aus Naturmaterialien zum Karfreitag zu gestalten. Und Peter Schneider, Priester i.E., gestaltete unsere diesjährige Osterkerze mit einer aufgehenden Sonne.
Tröstlich ist, dass wir uns darauf verlassen können, weiterhin mit Impulsen versorgt zu werden, die stets mit einem Segensgebet enden, das uns über die Zeit halten und tragen kann. Es werden weiterhin Collagen unserer Bilder angefertigt werden.  Und nach wie vor wird ein Gebet des Schweizer Mystikers Franz-Xaver Jans-Scheidegger beigefügt sein.
Hier das Gebet zum Ostermorgen:

                                                                             Was suchst du?

ICH bin da,
auch wenn du MICH nie fassen kannst.
Berührt dich ein Strahl MEINES Lichtes,
so leuchtet eine ganze Sonne im Blickpunkt
deines Schauens.
Wie kannst du so MEINEN Strahl noch
unterscheiden.
Verwechsle MICH nie mit der Sonne,
die du schaust,
aber vergiss nicht,
dass MEIN Licht die Sonne erfüllt,
und dass ein Strahl MEINES Lichts
auch in der Mitte deines Herzens als Sonne
Aufleuchtet.
Schaue und verweile in MEINEM Lichte,
du, MEIN Ebenbild!

Vielen von uns bedeuten diese Impulse sehr viel. Sie leiten uns durch eine schwierige Zeit, lassen aber auch Raum für Individualität. So können wir weiterhin Gemeinschaft leben und uns miteinander verbunden wissen. Die zahlreichen positiven, dankbaren Rückmeldungen zeigen, dass die Gemeinde auf einem guten Weg ist.

Birgit Mair

 

Besuch auf dem Hühnerhof von Anna und Jörg

Baf-Frauengruppe auf dem Bio-Hasenberghof in Adelsried





„Für uns bedeutet Bauer sein pures Glück.“
So ein Satz war in den letzten Monaten von den wenigsten Landwirten zu hören. Eher beklagten sie ihre schwierige Lage (viel Arbeit und wenig Gewinn) und/oder blockierten aus Protest mit ihren Traktoren die Straßen.
Für manche aber gilt dieser Satz nach wie vor. Und an diesem Glück wollten wir teilhaben. So machten wir, eine baf-Frauengruppe, uns an einem zwar kalten, aber sonnigen Märzsonntag auf den Weg, um im Landkreis Augsburg einen auf Hühner spezialisierten Bio-Landwirtschaftsbetrieb zu besuchen.
Die Bäuerin Anna, eine junge Frau, empfing uns und erzählte uns mit Leidenschaft und Begeisterung, aber auch mit Sinn für Betriebswirtschaft, von ihrem Leben.
Aus einer Schülerliebe hatte sich zwischen Anna und Jörg eine tiefe Verbundenheit entwickelt. Sie verband auch das gemeinsame Interesse, den traditionsreichen bäuerlichen Familienbetrieb zu übernehmen. Und sie wollten eine besondere Landwirtschaft, eine, die die Bedürfnisse der Tiere und der Natur in den Mittelpunkt stellt, damit hochwertige Produkte entstehen.
Die beiden verstehen ihre Arbeit als einen Teil der Gemeinschaft und der Natur. Ihr Ziel ist, den betrieblichen Kreislauf zu schließen, die Futterzufuhr von außen so gering wie möglich zu halten und die Ressourcen zu schonen.
Das Futter für die Hühner wird selbst produziert (Mais, Gerste, Weizen, Ackerbohnen) und selbst gemischt. Auf chemisch synthetische Pflanzenschutzmittel wird verzichtet und die Ackerböden werden ausschließlich mit dem eigenen Mist gedüngt (der z.B. bei der Hühnerhaltung anfällt) und mechanisch bearbeitet.
Bereits beim Stallbau haben Anna und Jörg darauf geachtet, dass die Hühner ihrem artgerechten Verhalten nachgehen und so leben können, wie es die Natur vorgesehen hat. Beispielsweise, dass sie genügend Auslauf im Freien haben und dass sie sich mit ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Sandbaden, ihre Zeit vertreiben können. Es wurden sogenannte Nester angelegt, in die sie sich zurückziehen können. Mit diesen Maßnahmen gehen die beiden über die Bioland-Verbandrichtlinien weit hinaus. Die Folge ist, dass die Hühner gesund sind und das Risiko zu erkranken, gering gehalten wird.
Die Eier von ca. 6000 Hühnern müssen sortiert, verpackt und vermarktet  werden. Sie sollten die am Markt gewünschte Größe und einen schönen gelben Dotter haben, und die Schale sollte nicht zu dünn sein. Eier sind ein sehr empfindliches Gut. Die Sortierung erfolgt durch eine Maschine, und wenn ein Ei bricht, muss sehr viel Zeit aufgewendet werden, um sie zu reinigen.
Wichtig ist für das Ehepaar, dass keine Tiere durch ihre Arbeit leiden. Deshalb praktizieren sie die sogenannte Zweinutzung. Das heißt, die männlichen Küken werden nicht geschreddert, wie das allgemein üblich ist, sondern die „Bruderhähne“ dürfen leben. Das bedeutet einen hohen Kostenaufwand. Erst wenn sie nach 10 Wochen ihre Maximalgröße erreicht haben, werden sie verkauft. Sie sind dann halb so groß wie handelsübliche Hähnchen, aber das Fleisch schmeckt sehr lecker. Davon konnten wir uns selbst überzeugen, da fast alle Teilnehmerinnen im Hofladen neben Eiern auch ein „Bruderhähnchen“ kauften.
Nach der Besichtigung des Stalls und dem Einkauf im Hofladen zeigten sich alle Teilnehmerinnen sehr beeindruckt, mit welcher Liebe zu den Tieren und zur Natur und damit auch zu den Menschen die beiden Landwirte ihren Betrieb führen und ihre Arbeit tun. Für uns als Verbraucherinnen wurde deutlich, was es heißt, Bauer oder Bäuerin im ganzheitlichen Sinne zu sein und die Menschen mit guten Lebensmitteln zu versorgen. Dafür gebührt ihnen unser Dank und unsere Wertschätzung.

Ingrid Thalhofer
Quelle: www.bio-hasenberghof.de

 

Ein jüdisches Ensemble in einer christlichen Kirche – eine beglückende Einheit

Junia-Konzert des Ensembles Feygele am 18. Januar 2020





Was war das für ein wunderschöner Abend, dieser Samstag im Januar! Die Sonne war  schon vor mehr als 45 Minuten untergegangen, also war der Schabbat beendet, und das Konzert  des jüdischen Ensembles Feygele konnte in unserer christlichen Apostelin-Junia-Kirche  stattfinden. Freilich mussten die Vorbesprechung und der Aufbau der Technik schon am Freitagnachmittag bis zum Beginn des Schabbats beendet sein. Dieses Zeitlimit beschleunigte sicher auch einige Entscheidungen technischer Natur. Am Samstagabend war dann alles perfekt, auch die neue stimmungsvolle Beleuchtung, die nicht nur unsere Wandteppiche, sondern auch die Musikerinnen und Musiker ins rechte Licht rückten. Dank an alle Beteiligten, vor allem an Alexandra, die so schnell gehandelt hatten!
An diesem Abend stimmte alles. Unser Kirchenraum mit seiner super Akustik – die Freude aller, die dort Musik machen -, eine vollbesetzte Kirche, die Menschen, die sich von der so abwechslungsreichen Musik mitnehmen ließen und umgekehrt auch das Ensemble wieder animierten. Ein Geben und ein Nehmen. Das Ensemble Feygele wurde vor elf Jahren von seinem Leiter Josef Strzegowski ins Leben gerufen. Die Musikerinnen und Musiker sehen sich als Botschafter des interreligiösen Dialogs und des friedlichen Miteinander von Menschen verschiedener kultureller Herkunft. Feygele möchte die Schönheit fast vergessener jüdischer Melodien wieder zum Leben erwecken.
Christina Drexel mit ihrem wandlungsfähigen Sopran, Kristina Dumont, Violine, Roland Höffner, Bass, Gislinde Nauy, Klarinette, und Josef Strzegowski, Perkussion, bildeten eine wunderschöne Einheit. Fast hätte das Konzert abgesagt werden müssen, weil der Pianist erkrankt war, wenn nicht Stephanie Knauer in letzter Minute noch eingesprungen wäre und souverän ihren Part gemeistert hätte.

Ein beglückender Abend, den uns das „Vögelchen“, das „Feygele“, geschenkt hat.
Wir freuen uns auf das nächste Jahr, sie wollen wieder kommen.

Marianne Hollatz

 

Älter werden, weiter wachsen – ein Erfahrungsbericht





Altkatholische Männer können nicht nur Weißwurst und Schafkopf. Beim ersten Treffen unserer Männergruppe schon wuchs der Gedanke, sich intensiv mit essentiellen Fragen zu beschäftigen. So kam es, dass sich vier von uns einigermaßen spontan in Schloss Craheim, Begegnungsstätte Lebenszentrum für die Einheit der Christen zum Seminar „Älter werden, weiter wachsen“ angemeldet haben. Mit ganz unterschiedlicher Biografie und Sozialisierung machten wir uns auf den Weg; vormals lutherisch evangelisch, freikirchlich evangelisch oder römisch katholisch hatten wir uns in der altkatholischen Kirche gefunden. Die gut dreistündige Autofahrt ermöglichte uns schon guten Austausch.
Craheim im Kreis Hassberge in Unterfranken gelegen, empfing uns entgegen schlechtem Wetterbericht mit thematisch passender herbstlicher Stimmung in einer Abwechslung  aus dunklen Wolken und strahlenden Lichtformationen am Himmel und einem grandiosen Blick vom Schlossberg aus in die weite Landschaft, von dem man sich nur wünschen konnte, dass er bildhaft für unseren Blick aufs Leben steht. Auch das Schloss fügte sich symbolisch ins Thema. Es strahlte, herrschaftlich auf dem Hügel, einen beeindruckenden Glanz aus. Aus der Nähe betrachtet sah man dann, wie der Zahn der Zeit nagt. Die nach Süden ausschreitende  freitragende Außentreppe war nur auf einer Seite begehbar, auf der anderen Seite gesperrt und von unten mit Balken gestützt. Das Betreten des Balkons im Kuppelsaal war wegen Einsturzgefahr verboten. Am ersten Abend gab es kein warmes Wasser.
Das Abendessen, man streckte die Fühler aus. Neben uns „Alten“ lief ein Seminar für  Männer, die beten,  und eins für (junge) Frauen mit Power. Nach dem Essen noch zwei Stunden mit einer Vorstellungsrunde. Große Bandbreite. Seminarleiter waren das über 80-jährige Ehepaar Endres, Pfarrer mit Frau, der früher 18 Jahre geistlicher Leiter auf Craheim war und seit 18 Jahren mit viel Seminararbeit im Ruhestand ist. Insgesamt waren wir 35, weit mehr, als geplant. Schlaglichter zu einigen Teilnehmern:  Ein Arzt, der im Rentenalter seinen Beruf noch liebt,  eine Apothekerin, Lehrerinnen, eine Verkäuferin, die die Kunden mag, Mitglieder einer christlichen Lebensgemeinschaft, ein Physiotherapeut, der seinen Beruf als Handwerk im besten Sinn versteht, ein Bildhauer, Erzieherinnen, Menschen, die noch im Beruf sind und solche, die schon weiter sind, Paare, Alleinstehende, Verwitwete …. Die Vorstellungsrunde zeigte unterschiedliche Erfahrungen und Blicke aufs Älterwerden, die wir mitbringen. Die Spannung stieg. Aber zunächst gab es einen geselligen Ausklang im Schlosskeller.
Die Tage hatten dann einen wohltuenden Rhythmus. Um 08.00 Uhr eine halbe Stunde Morgenandacht, ein guter Einstieg in den Tag, nicht zuletzt wegen des gemeinsamen Singens, das von allen kräftig mitgetragen wurde und sich auch in den Arbeitseinheiten wiederfand. Dann thematische Arbeit, gutes Mittagessen, lange Mittagspause, die Freiraum ließ, mir zum Beispiel für zwei Stunden schöne Wanderung auf dem Rennweg. Dann wieder thematische Arbeit, Abendessen, nochmals Arbeit und wieder in den Schlosskeller, ohne aber dort zu versumpfen. Wir haben ja doch schon Alter und Erfahrung?
Keine erholsamen, sondern anstrengende Tage? Mitnichten. Jeder von uns ist um gute Erfahrungen reicher heimgekommen. Klaus, von dem die Idee kam, nach Craheim zu fahren und der seit zwei Jahren im Ruhestand ist, hat zeitlich den großen Bogen gespannt und aus seiner heutigen Sicht bis zurück in die Zeit reflektiert, in der er als junger Zivildienstleistender auf Craheim war. Hannes war etwas enttäuscht, dass das Seminar des 82-jährigen Leiters zu wenig Gruppenarbeit bot, hat das aber dadurch ausgeglichen, dass er immer mal wieder an anderen Tischen gegessen hat und dort gute Gespräche geführt hat. Ich selbst habe viel Evangelisches kennengelernt und erfahren, dass es zwischen dem Eintritt in den Ruhestand und dem richtigen Altwerden heute eine Generation gibt, die es früher nicht gab.
Den Sonntagvormittag hat der Gottesdienst geprägt und auch zeitlich ausgefüllt. Umrahmt von Wortgottesdienst und Abendmahl hatten wir eine Thomas-Messe, Untertitel: Der Gottesdienst für Suchende, Zweifelnde und andere gute Christen. Im Seminarraum waren verschiedene Stationen aufgebaut. Mit meditativer Musik im Hintergrund konnten die Teilnehmer frei von Station zu Station wechseln und beliebig verweilen. Es bestand die Möglichkeit, zu den Themen Gedanken auf Zettel zu schreiben (die anonym blieben) oder anhand hinterlegter Texte zu meditieren. Stationen waren beispielsweise: „i. R.“ (im Ruhestand), „Lieber Mensch, ich kenne dich ganz genau“, „Wer bin ich?“, “ Der erste Sinn meines Lebens“,  eine Station mit einer Wand aus Ziegelsteinen, in die man Zettel mit seinem Ärger stecken konnte und weitere. Dann gab es eine Station, in der man sich die Hände salben konnte und schließlich die Mitte. Die war dem Thema Dankbarkeit gewidmet und hat jeden von uns auf unterschiedliche Weise stark angesprochen. Die Menschen, die anschließend wieder in die Kapelle gingen, um mit dem Abendmahl den Gottesdienst zu beenden, waren andere. Beeindruckend!
Dann gemeinsames Mittagessen und Heimfahrt. Was haben wir mitgenommen? Es waren vier Tage, die ihre Zeit und das Geld wert waren.

Rainer Brand

2019

Sommerlager 2019 – Das erste Mal als…

… Leiterin.

Dieses Jahr war die Sommerfreizeit an der Altmühl etwas ganz Besonderes für mich.
Ich war das erste Mal in einer neuen Rolle dabei: als Nachwuchsleiterin. 
Schon viele Jahre bin ich als Teilnehmerin bei den Sommerfreizeiten der Dekanatsjugend Bayern dabei gewesen. Ich dachte immer, so eine Freizeit planen ist total einfach und geht schnell…. Aber im Gegenteil, es ist sehr viel mehr Arbeit als man denkt. Von der Vortour zum Zeltplatz, über das Einkaufen bis zum Vorbereiten des Kreativprogramms war für mich alles dabei. Auch wenn all dies viel Zeit gekostet hat, hat es mir viel Spaß gemacht und meine Vorfreude gesteigert. Allerdings fuhr ich mit einem mulmigen Gefühl los, da ich dachte, dass es vielleicht zu viel Verantwortung für mich sei und mein Durchsetzungsvermögen nicht ausreichen könnte. Aber jetzt, nach der Freizeit, kann ich sagen: Meine Sorgen wären nicht nötig gewesen!
Mich hat sehr beeindruckt, wie gut die Kids mit mir zusammengearbeitet haben. Egal ob beim Aufbauen, Kanufahren, Spülen, Klettern, Abbauen oder einfach Zusammensitzen und Spielen: Wir waren immer ein Team. Für mich war es eine sehr schöne Erfahrung, als Nachwuchsleiterin dabei gewesen zu sein, und ich konnte auch viel lernen.
Im Herbst mache ich einen Jugendleiterinnenkurs – so dass ich nächstes Jahr noch besser vorbereitet wieder dabei sein kann!                                                          

Mia, 16 Jahre

Das erste Mal als…

…Teilnehmer 

Ich fand mich schon ganz schön mutig: Aber nachdem Alexandra Caspari mir die Ausschreibung für das Sommerlager der Dekanatsjugend Bayern in die Hände gedrückt hatte, meldete ich mich einfach an. Obwohl ich sonst noch niemanden kannte!
Von Anfang an fühlte ich mich in der Gruppe gut aufgenommen. Ich versuchte mich überall einzubringen, wo Hilfe vonnöten war – und das ist bei einem Zeltlager, bei dem auch selbst gekocht wird, ganz schön oft!
Auch die Ausflüge schweißten unsere Gruppe zusammen: Ob bei Sonnenschein mit dem Kanu auf der Altmühl oder bei Regen im Klettergarten – wir hatten immer unseren Spaß!
Dass ich am zweiten Kanutag mit den beiden Nachwuchsleiterinnen in einem Boot fahren durfte, war mega!
Die Tage an der Altmühl waren für mich ein großer Spaß und etwas anderes als am Handy zu spielen. Nächstes Jahr soll es nach Taizé und Assisi gehen: Das wäre ein neues Erlebnis, und dafür gebe ich den Urlaub mit meinem Papa auf.            

Aaron, 13 Jahre

125 Jahre alt-katholische Gemeinde in Augsburg: Feiern zwischen Vergangenheit und Zukunft









Anlässlich des 125-jährigen Bestehens der alt-katholischen Kirchengemeinde Augsburg feierten wir zwei sommerliche Feste: Wir begannen am 19. Mai mit dem Patrozinium (Matrozinium) zu Ehren der Apostelin Junia, die bereits im Paulusbrief an die Gemeinde in Rom als beherzte Mitbegründerin der frühchristllichen Gemeinde gelobt wird.
Sängerinnen und Musiker aus den eigenen Reihen ließen im Festgottesdienst die Missa Brevis in D-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart erklingen. Nach dem Gottesdienst erfreute ein Buffet mit Sektempfang.
Und auch am Abend war unser Kirchenraum noch einmal von Musik erfüllt: Takeo Sato an der Gitarre und Tenor Fredrik Ahnsjö führten uns durch ein ganz besonderes Programm mit englischer Musik von John Dowland (1563 – 1626) und Benjamin Britten (1913 – 1976).
Den Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten aber bildete das Sommerfest am 6. und 7. Juli. Eröffnet wurde es mit einem Orgel-Open-Air-Konzert am Samstagabend. Der Kirchenmusiker Werner Zuber spielte an der weltweit einzigen Open-Air-Orgel Musikstücke aus vier Jahrhunderten sowie zwei eigene geistreiche Kompositionen. Sogar die Vögel sangen dabei mit. Dass kurz vor dem Konzert ein Gewitter über uns hinweg zog, war schnell vergessen. Am Ende ließ Sonnenglanz die Prospektpfeifen der Orgel wie in kostbarem Gold erstrahlen. Auch ein Blick in das Innere der Orgel war gestattet, eines Meisterwerkes mit 1830 Pfeifen.
Zwischen Bangen und Hoffen wegen der Wetterkapriolen begannen wir am nächsten Morgen den Festgottesdienst zum 125-jährigen Jubiläum. Dass der Gottesdienst in der Kirche und nicht auf dem Kirchenvorplatz stattfand, stellte sich als richtig heraus: Zum Schlussgebet donnerte und grollte es – und die Himmelsschleusen öffneten sich.
Zum Glück waren dies die letzten Regentropfen des Tages, so dass sich bei wunderbar milden Temperaturen das Fest vor der Kirche entfalten konnte. Und was für ein Fest wurde es! Beglückt und bereichert vom dichten Gottesdienst, in dem Menschen aus allen Generationen ihre Träume und Visionen von Kirche, Glauben und Welt mit allen teilten, wurde fröhlich gefeiert. Dass viele Jugendliche schon beim Gottesdienst und dann auch beim Fest sichtbar waren und mit anpackten, lässt uns alle einen hoffnungsvollen Blick in die Zukunft unserer Gemeinde richten. Na, wenn das nach einer wechselhaften Geschichte von 125 Jahren kein Grund zum Feiern ist! So wurden fleißig Lose verkauft, Architekt Frank Lattke führte fachkundig durch unsere Kirche und alle Gäste genossen die appetitlich angebotenen Leckereien. Um 13 Uhr wurde es quirlig auf unserem Kirchenvorplatz. Mittlerweile schien immer mal die Sonne und die Open-Air-Orgel konnte noch einmal in Betrieb genommen werden, dieses Mal durch Elisabeth Römer, Kirchenmusikerin an Herz Jesu. Das Familienkonzert verzauberte Klein und Groß – und besonders Klein wollte danach unbedingt auch mal in die Tasten hauen.
Aber da wartete ja noch ein ganz besonderes Highlight: Die Verlosung der Hauptgewinne unserer Tombola sorgte für viel Jubel.
So gingen die meisten Festbesucher reich beschenkt nach Hause: Mit allerlei Tombolagewinnen unter den Armen und beglückt und bereichert durch viele gute Gespräche und Begegnungen.
Ein unvergessliches Fest!

Uta Brinkmann und Alexandra Caspari

Via cordis – der Weg des Herzens…





Wie jedes Jahr am 1. Mai wanderte die baf-Gruppe (20 Frauen) eine Etappe des Stauden-Meditationswegs. Der Weg wurde von unserer Pfarrerin Alexandra Caspari strukturiert mit Meditationstexten und mehrstimmigen Liedern von Helge Burggrabe: „Via cordis, in meinem Herzen Mitgefühl, in meinem Herzen tiefe Liebe, in meinem Herzen Frieden.“                                                                                                         

Dieser Weg nach innen öffnete zugleich den Blick nach außen: ein beglückend schöner Maientag mit Licht-durchflutetem Grün, blühenden Bäumen und Wiesen. Dazu das Vogelgezwitscher im Wald. Raubvögel kreisten über uns im strahlend blauen Himmel. Der Klapperstorch begleitete uns ein Stück des Weges.     
Wege des Schweigens, Schauens, Lauschens und Erzählens.                                                                                               

An drei Stationen übten wir uns anhand von Meditationstexten in der Achtsamkeit:
Station 1: Geh-Meditation (Via cordis). Suche nach Entspannung, Leichtigkeit, Freiheit von allem Belastenden, nach innerem Gleichgewicht im Rhythmus des Gehens.                  
Station 2: Der Atem Gottes (Ruach) in unserem Atem, dem wir bewusst nachspüren im Ein und Aus. Klänge der Sprache, der tiefen und hohen Vokale, die wir in verschiedenen Körperregionen wahrnehmen: Bauch, Herz, Kopf.                                                                
Station 3:“Hineni, hier bin ich.“ Meine Antwort auf das Gerufen-Werden. Ganzheitlich, wach, geöffnet und bereit, da zu sein im Hier, im Jetzt.

Sonnenverbrannt, am Brunnen erfrischt, gut genährt im Gasthof zum Adler in Mittelneufnach und müde kehrten wir heim, rundum dankbar, an Seele und Leib gestärkt.

Uta Brinkmann

Vier bayerische Ministerpräsidenten und die Kanzlerin in der Apostelin-Junia-Kirche in Augsburg!





„Ja, wen soll ich denn nun eigentlich begrüßen?“ fragte Pfarrerin Alexandra Caspari am Abend des 13. Januar in unserer vollbesetzten Kirche. „Edmund Stoiber oder Horst Seehofer? Günter Beckstein? Aktueller wäre allerdings Markus Söder.
Na, dann sage ich doch einfach: Wolfgang Krebs, herzlich willkommen!“ –
Im Rahmen unserer Junia-Konzerte kein Konzert, sondern der Kabarettist Wolfgang Krebs mit einem Kabarettabend in einer Kirche?
Unsere Pfarrerin fand auch dafür eine Antwort: „Das bedeutet doch, dass in einem Kirchenraum das gesamte Leben seinen Platz finden darf. Und so kann dieser Abend unter dem Motto von Gilbert Chesterton stehen: „Gott hat Humor, denn er hat den Menschen geschaffen.“
Wie sich dann Wolfgang Krebs alias Schorsch Scheberl als schlitzohriger Geschäftsmann um Tradition, Gemütlichkeit und Lebensqualität seiner geliebten bayerischen Heimat sorgt, wie er Gepflogenheiten und Bräuche des Landlebens augenzwinkernd auf den Arm nimmt, aber gleichzeitig wortreich ihr Verschwinden bedauert, was ihn jedoch nicht daran hindert, dies geschäftstüchtig zu vermarkten, das lässt sich nicht so einfach hier auf „Schriftdeutsch“, wie es in Oberbayern heißt, wiedergeben.
Der Scheberl Schorsch sagt also der Landflucht den Kampf an und veranstaltet einen Motivationsabend, der unter dem Motto steht: „Geh zu, bleib da“. Es ist ihm gelungen, zu diesem wichtigen Thema prominente Politiker, Kulturschaffende, Einheimische und „Zuagroaste“ zu Wort kommen zu lassen.
Zu unserer Überraschung hat sich an diesem Abend unsere Junia-Kirche in die Wirtschaft „Zur Toten Hose“, das einzige Lokal weit und breit, verwandelt.
Wir haben hohen Besuch: Edmund Stoiber, Horst Seehofer, Günther Beckstein und Markus Söder sind in persona anwesend. Ob sie damit einverstanden sind, dass ihre wohlgesetzten Worte bei uns immer wieder Lachstürme entfachen? Hubert Aiwanger tritt zwar nicht persönlich auf, ist aber mit ein paar Einwürfen zu hören. Meggy Montana lockert die Veranstaltung mit Tanz und Gesang auf. Sogar die Bundeskanzlerin Angela Merkel ist anwesend und bekennt freimütig, dass ihr bei einem Besuch in der Oberpfalz die bellenden Laute der Bevölkerung unheimlich vorgekommen sind und sie mit dem Verstehen ihre Schwierigkeiten hatte. Die Augsburger, abgesehen von ein paar Preußen, haben damit freilich keine Probleme und amüsieren sich königlich.
Köstlich war auch, wie Wolfgang Krebs die Tatsache, dass in unserer Kirchengemeinde eine Pfarrerin das Sagen hat, mit einem schrägen Seitenblick kommentierte. Und unseren neu gebauten Kirchturm als „Bimmelturm“ zu bezeichnen, das war doch wirklich die Höhe!
Dieser hat im übrigen an diesem ungemütlichen Sonntagabend bravourös den verschärften Stresstest bestanden: Vier Glocken, orkanartige Sturmböen, Regen und dazu das Gelächter der mehr als hundert Zuschauer aus dem vollbesetzten Kirchenraum! Und er blieb stehen! Wir haben in jeder Hinsicht Grund, dankbar zu sein! Dankbar auch dafür, dass uns Wolfgang Krebs seine Vorstellung als Benefizveranstaltung schenkte. Unglaublich! 

Ilse Kerler, Marianne Hollatz

2018

Taizé mit dem Fahrrad: Ein kleiner Gedanke – eine große Reise!









Ich weiß nicht, wie unsere Pfarrerin, Alexandra Caspari, auf den Gedanken kam, mit dem Fahrrad nach Taizé zu fahren. Ob sie sich ein Beispiel an Frère Roger, dem Gründer von Taizé genommen hat? Denn auch er war das erste Mal mit dem Fahrrad nach Taizé gefahren, als er ein Haus für eine Gemeinschaft suchte. Oder fand Alexandra einfach nur etwas mehr Bewegung für unsere Gruppe gut?
Kurzum sind wir also tatsächlich an der Grenze Frankreichs mit unseren Fahrrädern losgefahren. Auch ein paar kleine Pannen, wie eine gesprungene Kette, ein verlorener Schlüssel oder eine störrische Satteltasche, die gleich mehrere Male abgefallen ist, konnte uns von unserem Ziel nicht abbringen. Bis dahin hatte fast keiner von uns ein klares Bild von Taizé. Unsere Pfarrerin hatte uns natürlich im Voraus davon erzählt, unter anderem auch von einem durchgeplanten Tagesablauf. Noch wussten wir nicht, was wir davon halten sollten.
Nach einem letzten steilen Anstieg sind wir schließlich schweißgebadet (es war während unserer Radwoche wirklich seeeeehr heiß) angekommen. In Taizé sind wir auf unsere zweite Gruppe gestoßen, welcher die Idee, mit dem Fahrrad anzureisen, zu waghalsig gewesen war, und die lieber mit dem Bus kam. Auch Leuten, denen wir über die Woche hinweg von unserer Radtour erzählt haben, schauten uns nur entsetzt an.
Nun waren wir also angekommen und ließen uns auf diesen ganz besonderen Taizé-Rhythmus ein:
Unser Tag bestand letztendlich aus drei Gottesdiensten und einigen Besprechungen mit gemischten Themen, in denen es um die Bibel, aber auch um unser Leben ging. Zum Frühstück gab es eine Semmel mit einem Stückchen Schokolade. Wie macht man daraus Nutella? Einfach in den heißen Tee oder Kakao tauchen! Klingt erst einmal fragwürdig, hat den meisten von uns aber gut geschmeckt.
Nach einem langen Tag konnten sich alle abends noch am OYAK treffen. Dort wurde zu Musik getanzt, man spielte verschiedene Spiele oder redete mit den anderen. Taizé ist ein Ort der Gemeinschaft mit viel Offenheit und Verbundenheit.
Wir waren alle begeistert und haben eine wunderbare Zeit erlebt. Es war ein sehr schönes Erlebnis, wir konnten neue Freundschaften schließen und ich bin sicher, dass jeder nächstes Jahr gerne wieder dabei sein möchte! Ein herzlicher Dank an Alexandra und unsere Leiter, die uns mit viel Geduld begleitet und ertragen haben!

Lina Dorner

Läuteordnung der Apostelin-Junia-Kirche





Seit einigen Wochen vervollständigt nun der hölzerne Turm das Bild der Apostelin-Junia-Kirche. Der elegante, schlanke Campanile erinnert an die Worte des Apostels Paulus an die Gemeinde in Kolossai: „[…] strebt nach dem, was oben ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt!“ (Kol 3, 1). Gleichzeitig laden die vier Glocken mit ihrem feierlichen Klang ein, die Via Cordis, den Weg des Herzens mit Dankbarkeit, Mitgefühl, Frieden und Liebe zu gehen.
Um die Glocken stimmig einzusetzen, wurde in Zusammenarbeit mit Pfarrerin Alexandra Caspari eine Läuteordnung erstellt. Dabei wurden auch die umfangreichen musikalischen Möglichkeiten des sogenannten Parsival-Motivs, in dem das Geläute erklingt, berücksichtigt.
Die große Glocke DANKBARKEIT ertönt jeden Abend um 18.00 Uhr für zwei Minuten und ermuntert mit ihrem Läuten, dankbar auf all das Gute zurückzublicken, das uns untertags von Gott geschenkt wurde. Kurz vor Verklingen der großen Glocke mischt sich die zweitgrößte Glocke MITGEFÜHL mit ins Geläute. Ihr Klang erinnert weitere zwei Minuten daran, auch all jener zu gedenken, die Leid zu tragen haben oder die im Laufe des Tages verstorben sind.
Die nächstkleinere Glocke läutet täglich um 12.00 Uhr mittags drei Minuten lang. Ihr Name FRIEDEN ist dabei Programm. Während zeitgleich die anderen Kirchen im Umfeld das traditionelle Angelus- (röm.-kath.) bzw. Betzeitläuten (evang.) durchführen, verkündet ihr Läuten ein wichtiges Anliegen: für den weltweiten Frieden zu beten. Der Zeitpunkt ist dabei eine Hommage an das sogenannte Nagelkreuz- bzw. Versöhnungsgebet von Coventry. Dieses wird seit 1959 jeden Freitag um 12.00 Uhr in der Ruine der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kathedrale von Coventry gebetet.
Auch die kleinste Glocke LIEBE hat eine solistische Funktion. Donnerstags nach dem Abendläuten weist sie auf jenes Gebot hin, das uns Christus beim Abendmahl gegeben hat: „Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. (Joh 18, 34-35). Wie übergroß diese Liebe ist, wird deutlich, wenn er selbst am Kreuz betet: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lk 23, 34). Die Glocke läutet deshalb auch zur Todesstunde Jesu am Freitag um 15.00 Uhr. 
So bewusst die Einzelglocken im Tages- und Wochenverlauf eingesetzt werden, so differenziert erklingen sie auch zu den Gottesdiensten. Das Vorläuten eine Viertelstunde vor Beginn der Sonn- und Feiertagsgottesdienste erfolgt stets mit der größten Glocke. Das Zusammenläuten hingegen wurde musikalisch auf die Festzeiten abgestimmt, um den jeweiligen liturgischen Charakter zu unterstreichen:
– Im Jahresfestkreis ertönt das feierliche „Te-Deum-Motiv“ der Glocken 1, 2 und 3. Es handelt sich dabei um die Anfangstöne des gregorianischen Te Deum (Großer Gott wir loben Dich).
– Im Advent und in der Fastenzeit läuten Glocke 1, 3 und 4, was einem ernsten Moll-Motiv entspricht. Dieselbe Tonfolge wird auch für Trauergottesdienste verwendet.
– Die Freudensonntage Gaudete und Laetare (3. Advent- bzw. 4. Fastensonntag) nehmen die Freude der Festzeiten vorweg. Dies unterstreicht das Läuten der Glocken 1, 2 und 4, ein strahlend-fröhliches Dur-Motiv.
– In der Weihnachts- und Osterfestzeit, zu Festen, Taufen, Hochzeiten sowie besonderen Anlässen wird das Plenum aller Glocken geläutet. Das Vollgeläute erklingt auch, wenn Auszug geläutet wird und an Silvester um 00.00 Uhr.
– Die Festgottesdienste an Weihnachten, Ostern, Pfingsten und zum Patrozinium werden besonders festlich angezeigt, indem zuerst jede Glocke einzeln und anschließend alle Glocken gemeinsam geläutet werden.
– Zu Taizé-Gebeten und den Lichtvespern im Advent läuten die Glocken 2, 3 und 4 („Gloria-Motiv“).

Ich freue mich, wenn die verschiedenen Motive zu einem noch tieferen Feiergefühl und einem noch intensiveren Glaubenserlebnis beitragen können. Mögliche Anregungen richten Sie bitte an piccolo.floete(at)gmx.at oder Pfarrerin Alexandra Caspari.

Julian Ramerstorfer aus Pfersee, Theologiestudent und Mitglied beim Verein „Österreichisches Glockenarchiv“

Berührt werden – Glockenweihe in der Apostelin-Junia-Kirche in Augsburg













Zuerst war das Schwingen der Glocke im Glockenstuhl zu hören. Die Spannung der mehr als vierhundert Menschen auf dem Kirchplatz war zum Greifen nahe. Man sah’s  auch in den Gesichtern! Und dann: der erste Klang der kleinsten Glocke, immer stärker, immer intensiver!
Für alle, die nicht wissen, um was es eigentlich geht:
In Augsburg hat sich in der Apostelin-Junia-Kirche etwas ganz Besonderes ereignet! Die Kirche, die bislang ohne Turm war, hat einen „Campanile“ bekommen. Das ist ein Glockenturm, der separat neben einer Kirche steht. So was gibt es eigentlich sonst nur in Italien. Wer mal in Venedig war, weiß, wovon die Rede ist. Am 15. Juli  2018 war es dann soweit. Die Glocken werden von Bischof Dr. Matthias Ring geweiht.
Mich berührt das Schwingen der Glocke so stark, dass ich fast das Atmen vergesse: Das erste Mal, dass man hier auf diesem Platz den nahen Klang einer Glocke hört –  vom 18 m hohen Turm. Einige fangen an zu klatschen! Andere haben nasse Augen. Neben mir steht eine Frau, die weint…
Bevor der erste Ton der kleinsten Glocke mit dem Namen Liebe zu hören ist, hat jemand auf dem Kirchenvorplatz Gedanken über Liebe vorgelesen. Beim letzten Wort unseres Bischofs, der jede einzelne Glocke segnet, beginnt sie zu läuten; sie ruft hell, zart und doch eindringlich und zieht alle Umstehenden in ihren Bann! Ich habe nicht geglaubt, dass mich dieses Ereignis so mitnehmen würde! Auf der zweiten Glocke steht Frieden. Eine Jugendliche liest Gedanken zum Frieden, der Bischof  spricht das Gebet. Endlich darf sie klingen, die zweite Glocke, die zum Frieden aufruft, die jeden berührt! Ich glaube, diese Glocke ist weit zu hören. Vielleicht hat sie bald Wiedererkennungswert als Friedensglocke!
Die Worte zur dritten Glocke fordern ebenfalls auf, fordern auf zu Mitgefühl. Ohne Mitgefühl überlebt keine Gemeinschaft. Jede Gruppe, die Familie, die Gemeinde, die soziale oder politische Gruppe ist auf Mitgefühl der einzelnen Mitglieder angewiesen. Ich merke, dass ich es kaum erwarten kann, den Klang der dritten Glocke zu hören. Und wieder ist zuerst das Schwingen des Glockenstuhls wahrzunehmen. Dann der neue Klang, ganz anders als die beiden ersten Glocken. Ein dunkler, voller Klang erfasst und durchdringt mich. Ich glaube, dass jedem auf dem Kirchplatz Mitgefühl auf eine neue, andere Art vermittelt wird: durch den Klang einer Glocke!
Ich bin gespannt, ob die vierte Glocke noch eine Steigerung bringen kann. Dann fängt sie an zu läuten, erst schwer und langsam; dann immer stärker, viel tiefer in ihrem Klang als die ersten drei. Dankbarkeit als Ausdruck des Erreichten: eine Kirche mit einem Kirchturm und vier Glocken, die jetzt regelmäßig die Menschen rufen werden, aber auch erinnern.
Als schließlich alle vier Glocken im Quartett läuten, kann man die Dankbarkeit der Menschen auf dem Kirchplatz wahrnehmen. Ich hätte nicht geglaubt, dass mich Glockengeläut so in seinen Bann ziehen könnte. Die gute Stimmung steht den Menschen in die Gesichter geschrieben. Viele klatschen und lachen.
Nach der Rückkehr in die Kirche erwartete uns ein neuer Höhepunkt: Das Gloria aus einer Messe von Christopher Tambling. Dabei wurde der Chor von Bläsern und Röhrenglocken begleitet. Eine außergewöhnliche Kombination, wie gemacht für einen Tag, wie diesen. Diese Musik berührte zutiefst, wie eben auch zuvor schon die Glocken. Die Bedeutsamkeit von Berührung wurde auch im Evangelium und in der Predigt thematisiert. Ich hatte den Eindruck, das, was sich draußen auf dem Kirchplatz abgespielt hatte, wurde im Kirchenraum gespiegelt und verinnerlicht – ein wundervoller Vormittag!
Jetzt kommt ein harter Übergang – würde unser Bischof sagen. Wie komme ich jetzt vom Sakralen, dem Spirituellen zum Irdischen, zum Leiblichen. Denn das gehört ja auch zu so einem Festtag. Es war wie bei einer fürstlichen Hochzeit – ein Fest vom Feinsten. Alles wurde aufgefahren: ein riesengroßes Salatbuffet, ein ebenso großes Kuchenbuffet, Getränke aller Art, Bratwürste… und eine Betonmischmaschine, die neben dem Kirchturm stand. Die meisten dachten, ‚eine vergessene Baumaschine‘. Im Gegenteil! Sie wurde mit Absicht dort hingekarrt, um einerseits den Neubau des Campanile zu symbolisieren (obwohl er, wie die Kirche, fast ausschließlich aus Holz besteht). Aber diese Betonmischmaschine wurde gnadenlos zweckentfremdet. Sie wurde zwar ordnungsgemäß angeworfen. Aber es war kein Beton in der Trommel, sondern die Losnummern der Hauptgewinne der Tombola. Diese wurden beim Drehen tüchtig durcheinandergewirbelt. Und wer durfte die Hauptgewinne ziehen? Ja, wer wohl: unser Bischof Matthias. Er zog einen Hauptgewinn nach dem anderen aus der „Lostrommel“. Wenn ein Gewinner sich nicht sofort meldete, steckte er die Gewinn-Nummer lachend in seine Hosentasche. Ich habe nicht gewusst, was ein Bischof neben seiner sakralen Tätigkeit noch so alles machen muss. Und ich glaube, es hat ihm sogar Spaß gemacht!
Dieser wundervolle Tag hatte ganz viele Facetten, die es durchaus noch lohnen würde detaillierter zu beschreiben: die rockige Volksmusikgruppe ScheinEilig, die historische Tanzgruppe Augustana edle Patrizia. Alle haben dazu beigetragen, die Menschen zu berühren und in Schwingung zu versetzen. Die Glocken selbst aber waren an diesem Tag die Hauptpersonen.
Jürgen Roth, Corinna Graßl-Roth

Der Kirchturm wurde samt eingebauter Glocken aufgestellt – in vier Stunden!









Ein Studientag – spannend und motivierend

Heute darf ich Ihnen von meinen Eindrücken zu unserem Studientag mit dem Thema „Vom Protest zur Alt-Katholischen Kirche“ berichten. Einen herzlichen Dank an den Professor für alt-katholische Theologie an der Universität Bonn, Herrn Prof. Dr. Andreas Krebs, dass er uns von der Entstehungsgeschichte unserer Kirche erzählt hat. In einer Atmosphäre von Spannung und Wissbegier ließ sich beobachten, wie die Zuhörer quasi an den Lippen von Prof. Krebs hingen. Wie Kinder in der ersten Klasse sogen wir sein Wissen auf. Seine Fähigkeit, doch eher trockenen Geschichtsstoff mit Leben zu füllen, schuf einen Tag, der wie im Fluge verging. Man denke nur an die Randbemerkung, wie Döllinger durch die Damen der Münchner Gesellschaft verehrt wurde!
Es entstanden in den Pausen viele anregende Gespräche, welche von einer Begeisterung über die Gestaltung des Tages, aber auch über die Errungenschaften der Menschen, die unsere Kirche gegründet haben, erfüllt waren.
Mehrfaches respektvolles Erstaunen war über die demokratischen Sätze der Münchner Konferenz zu hören. „Und das vor über hundert Jahren“, war einer der Sätze. 
Ebenfalls Erstaunen bewirkte unsere mittägliche Stärkung. Ein veganes Gericht, Auberginen – Süßkartoffel – Curry mit Gewürzreis und Soja-Joghurt-Sauce, bewirkte viel mmmhhs und aahhs, so dass auch Nachschläge geholt und am Schluss noch Plastikboxen mit den Resten für zu Hause gefüllt wurden.
Die besondere Fähigkeit Herrn Prof. Krebs‘ uns zu fesseln, zeigte sich am Nachmittag erneut. Es wurde genauso engagiert in Gruppen zum Thema „Alt-Katholische Kirche heute“ gearbeitet wie vormittags, ohne Tief durch das Mittagessen. Wer kennt das nicht, gutes Mittagessen und starke Müdigkeit am Nachmittag? Jedoch nicht mit uns! Es gab viel Energie und Spaß, Visionen für unsere Kirche zu erarbeiten.
Ehrlich gesagt, fand ich es schade, dass der Tag so schnell verging. Wissen so toll verpackt zu bekommen, in einer familiären Atmosphäre, das ist ein Geschenk. Und ich denke, die Teilnehmer*innen empfanden dies auch so. Denn am Ende sagten sehr viele „Das müssen wir wiederholen“!
Ein herzliches Dankeschön an alle fleißigen Helfer*innen, die diesen Tag ermöglichten! Und natürlich unserer Pfarrerin Frau Caspari ein besonderer Dank, da bei ihr wieder alle Fäden zusammenliefen. So einen wunderschönen Tag parallel zu den Vorbereitungen zur Glockenweihe und Taizé – Fahrt zu organisieren ist schon viel Arbeit. 

Christian Rehermann

Glockenguss: Festgemauert in der Erden…









… da wissen wir alle, wie es weitergeht: … steht die Form, aus Lehm gebrannt. Heute muß die Glocke werden. Frisch, Gesellen, seyd zur Hand.

Am Dienstag, dem 19. Juni, war es soweit. Die Glockengießerei Bachert hatte uns eingeladen, beim Guss von zwei Glocken zuzuschauen. So fuhren wir zu neunt nach Neunkirchen in den südlichen Odenwald und kamen gerade rechtzeitig zum ersten Guss an. Eine offene Halle, schwer konnte man sich orientieren an dem Durcheinander von Balken, Laufkränen, Paletten, Säcken, auf dem Boden seltsame Erhebungen aus Lehm – es sah nach Arbeit aus. Und gleich ging es los.
Gespenstisch sahen die silbern glänzenden Gestalten der Gießer in ihren langen Mänteln mit Gesichtsvisier aus, im Ofen züngelten die Flammen wie der Schlund zur Hölle, jetzt war die Temperatur von 1080°C erreicht, vorsichtig wurde der rotglühende Kübel mit der Glockenspeise, einer Mischung aus Kupfer und Zinn, herausgehoben und erst einmal auf einem Sandhügel abgestellt.
Der Gießmeister hatte zwar einen Gipsfuß, aber das hinderte ihn nicht an seiner Aufgabe. Energisch mit der Krücke klopfend dirigierte er seine Männer, wohin der 200 kg schwere Kübel zu bewegen war, nämlich über ein breites, mit Metall eingefaßtes hügelähnliches Lehmgebilde. Hier verbarg sich die Form für unsere zukünftige Glocke.
Die Technik ist dieselbe, wie es schon Schiller vor 200 Jahren beschrieb. Freilich hat jede Glockengießerei ihr eigenes Rezept. Die Firma Bachert fertigt bereits in der siebenten Generation Glocken im traditionellen Lehmformverfahren. Für den Klang der Glocke ist die Form ausschlaggebend, Bachertglocken haben eine besonders weiche, harmonische Klangentfaltung. Wann werden wir unsere Glocke zum ersten Mal hören? Während ich dies schreibe, ist Zeit vergangen, die große Glocke „Dankbarkeit“ ist beim Turmaufbau von Alexandra angeschlagen worden: Sie hat einen wunderschönen Klang mit einem langen Nachhall.
Kurz nun der Aufbau der verschiedenen Schichten. Im Inneren befindet sich der Kern, gemauert aus Ziegelsteinen. Eine Schablone sorgt für die millimetergenaue Form. Dann eine Trennschicht. Dann die „falsche Glocke“, eine Schicht aus Lehm und Stroh, die später entfernt wird und den Hohlraum für die Glockenspeise bildet. Die Oberfläche muß wieder durch die Schablone geformt werden. Wieder eine Trennschicht und nun der äußere Mantel aus Pferdemist und Lehm.
Wohl! Nun kann der Guss beginnen. Doch, bevor wir’s lassen rinnen,
betet einen frommen Spruch! Das tat unsere Pfarrerin dann auch.
Mucksmäuschenstill waren wir, höchste Konzentration bei den Gießern. Von der Stirne heiß rinnen muß der Schweiß… Der Kübel wurde langsam gekippt, eine hohe Flamme schoß in die Höhe zur Decke, der Strahl mit der flüssigen Bronze floß oben in den Hohlraum der „falschen Glocke“. Wie spannend war das alles! Die Urgewalt von Feuer, Metall, Hitze, Erde – Lehm, die Handarbeit von Menschen und am Ende entsteht unsere Glocke! Was mich am meisten fasziniert ist, dass wir die Glocken im Turm ja gar nicht sehen werden, wir wissen nur, dass sie da sind. Das, was uns sagt, dass es sie wirklich gibt, das ist ihr Klang, Tonschwingungen, die weit ins Land gehen und eine Botschaft hinaussenden. Wie heißt der Satz. „Das Eigentliche ist unsichtbar…“
Bis die Glocke sich verkühlet, lasst die strenge Arbeit ruh’n! Nach etwa zehn Tagen kommt der spannende Augenblick, wenn der Mantel entfernt wird und es sich zeigt, ob der Guss gelungen ist. Manch stille Gebete sind in dieser Wartezeit von uns zum Himmel gestiegen… In zwei Wochen kommt der große Augenblick, der Turm wird stehen, die vier Glocken werden da drin hängen, wir werden aus vollem Herzen Dank sagen. Und mit Schiller sagen: Freude dieser Stadt bedeute,
Friede sei ihr erst Geläute!

Marianne Hollatz

Höre den Herzschlag des Himmels – baf Staudenmeditationsweg am 01. Mai 2018





„Höre den Herzschlag des Himmels, klingen in deinem Herzen. Spüre den Herzschlag der Erde, pochen in deinem Sein.“
Dieser tiefberührende Text und drei andere Lieder von Helge Burggrabe begleiteten uns baf-Frauen auf unserem Stauden-Meditationswanderweg am 1. Mai. Ein zentraler Bestandteil dessen war das gemeinsame Singen von spirituellen Gesängen des Komponisten Helge Burggrabe, künstlerisch begleitet von Corinna Graßl-Roth und ihrer Querflöte.
Beim Wandern passierten wir mal plaudernd vergnügt, mal schweigend andächtig verschiedene Stationen unseres Weges von Markt Wald nach Mittelneufnach. An unserer ersten Station, wo wir einen Aussichtsturm bestiegen, gingen wir die vier Ecken des quadratischen Turmes ab, blieben dann immer wieder in einer Ecke stehen und sangen dabei das erste Lied „Herzensauge, Herzensohr“.  Währenddessen ließen wir unseren Blick in alle Himmelsrichtungen über die üppige Natur der Stauden schweifen und erfreuten Rehe und eine des Weges kommende Kräuterhexe mit unserem Gesang.
Wir liefen  durch abwechslungsreiches Gelände, durch Wälder, selten über Straßen, an Wiesen entlang,  und einmal trafen wir zwei  Pferde, die sich genussvoll streicheln ließen.
Durch die vielfältigen Abschnitte unserer Wanderung blieb diese stets kurzweilig. Sie enthielt  sogar einmal einen sportlich herausfordernden Teil, als wir einen steilen  Hang erst hinunter- und dann gleich wieder hinaufklettern mussten. Da an einem Bach gelegen, war er matschig und rutschig, was das Ganze erschwerte.  Aber das ließ sich gut bewältigen, denn wir gaben uns gegenseitig Halt, damit keine abrutschen und sich eventuell  verletzen könnte. Auch ich hatte bei dieser Kletteraktion Hilfe nötig und  es war schön zu erleben, dass in der baf-Frauengruppe in den entscheidenden Momenten keine Not an der Frau ist, sondern Unterstützung und Hilfsbereitschaft.
Die Unterhaltungen während des Wanderns mit meinen Wandergenossinnen waren erfrischend, aber zur Besinnung auf das meditative Element, der Stille in uns, Gott in uns, war das Schweigen für mich essenziell. Dazu wurden wir immer wieder bei bestimmten Etappen von unserer Pfarrerin Alexandra Caspari ermuntert. Besonders spürbar wurde die Wirkung des Schweigens bei der stillen Naturbetrachtung auf einem Hügel, dessen Anhöhe zwischen einem Waldstück und einer Wiese mit hochgewachsenem Gras und bunter Blütenpracht gelegen war. Vorher nahmen wir dort unsere mitgebrachte Vormittagsbrotzeit ein, dann sangen wir das Lied „Höre den Herzschlag“. Danach suchte sich jede Wanderin einen Platz, wo sie im Schweigen zur Besinnung kommen oder einfach die Natur genießen konnte.
Auch das Wetter spielte mit. Zu Beginn unserer Wanderung war es noch kühl, aber zum Ende hin klarte der Himmel immer mehr auf, die Sonne kam heraus und es wurde zunehmend wärmer.
Von all den sinnlichen und spirituellen Eindrücken des ganzen Staudenmeditationsweges erfüllt, brachen wir beschwingt  zu unserer letzten Etappe auf, dem Weg zum Gasthof Adler in Mittelneufnach. Bei  wunderbarem Essen wurden in  fröhlicher Stimmung  Gespräche über ernste und weniger ernste Themen geführt. 
Ein schöner Abschluss für einen wunderschönen Tag. Ich kann allen Frauen, die das hier lesen, nur ans Herz legen, auch einmal mitzuwandern.

Mirjam Mair

Via cordis – Kar- und Ostertage, die zu Herzen gehen













Alles fing mit Jenny an. Ihr erinnert euch: Jenny, die Clownin, die am Faschingssonntag jedem einen Spiegel in die Hand gab, damit wir uns als Ebenbild Gottes wahrnehmen konnten und sahen, dass alles an uns „seeehr gut“ war, auch unsere Füße, die so schöne quietschgrüne, gelbe und rote Spuren auf dem dunklen Fußboden hinterließen. Diese Spuren unseres Lebens begleiten uns die ganze Fastenzeit, der Weg der Füße und – weiter gedacht – der Weg des Herzens: Via cordis. Beschwingt fängt die Karwoche am Palmsonntag mit dem Palmentanz in der ersten warmen Frühlingssonne auf dem Kirchvorplatz an. Die Umwege unseres Lebens, der gerade Weg – wie tröstlich ist es, dass alle Wege zum Ziel führen!
Zum Gründonnerstag wäscht die Pfarrerin mit einem Team die Füße aller, die dies möchten. Auch ich lasse mir die Füße waschen, wie schwer fällt es mir doch, ein Geschenk einfach so, ohne Gegenleistung, anzunehmen! Beim gemeinsamen Mahl mit Brot und Wein um die lange Tafel mit dem weißen Tischtuch spüren wir besonders stark die Verbundenheit miteinander. Nach dem Gottesdienst wird alles aus der Kirche geräumt, kahl ist der Raum jetzt. Wir gehen hinaus in den dunklen Park, mit unseren Liedern, Gebeten und auch in der Stille begleiten wir Jesus in den Garten Getsemani.
Am Karfreitag ist unser Kirchenraum noch leerer. Jeder und jede erhält eine Spiegelscherbe: Unser Spiegelbild vom Faschingssonntag ist zerborsten. Wir haben viel Zeit, in Stille unser Gesicht in einer Spiegelscherbe zu betrachten und uns mit dem zu konfrontieren, was uns nicht gelungen ist, wo etwas zerbrochen ist und wir uns an einer harten Glaskante des Lebens verletzt haben. All das legen wir schließlich mit unserer Scherbe auf das auf dem Boden liegende Holzkreuz ab.
Karsamstag, der Tag der Vorbereitungen auf die morgendliche Osterfeier. Dafür und für alle Tage der Karwoche ist vieles notwendig: Menschen, die liturgische Dienste übernehmen, Kirche umbestuhlen, aus- und einräumen, Blumenschmuck, Fußspuren anbringen, Proben für die Musik, Chorproben, Holz für das Osterfeuer sägen, Osterfrühstück richten, abspülen, Gemeindesaal bestuhlen, Liturgieproben, Osterkerzen verzieren, die große Osterkerze gestalten und das Wichtigste: den Wecker auf eine Uhrzeit mitten in der Nacht stellen…
Schön ist es, durch den noch dunklen Park auf die Kirche zuzugehen und den Vögeln zuzuhören. Bald wird es Tag. Die Kirche ist dunkel, langsam füllt sie sich. In die Stille tönen die uralten Worte „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde…“ Wir gehen wieder nach draußen und bilden um das lodernde Osterfeuer einen Kreis. Der böige Wind lässt die Flammen in alle Richtungen springen. Die Kirche wird nun von der Osterkerze und unseren Kerzen in der Hand erhellt. Wie jubelnd erklingt das „Lumen Christi!“, wie fröhlich antworten wir: „Deo gratias!“ Nach den Tagen der Stille ertönt die Orgel mit allen Registern und stimmt zum Gloria an.
Eine besondere Freude ist es, den Liedern von Helge Burggrabe zu lauschen, die uns schon durch die Fastenzeit begleitet haben und die jetzt die Schola singt: Der Ebenbild-Hymnus, „Via cordis – der Weg des Herzens“, „Herzensauge, Herzensohr“ und die Zusage „Du bist gesegnet, ein Segen bist du“. Diese Lieder sind wirklich gesungene Gebete. Lang ist die Osterliturgie, aber wunderschön. Draußen begrüßt uns die Morgensonne, und wir freuen uns auf das gemeinsame Osterfrühstück mit dem reich bestückten Buffet, das wir uns redlich verdient haben.

Via cordis – der Weg des Herzens. Mit allen Sinnen sind wir ihn in den Kar- und Ostertagen gegangen, mit den Füßen, den Händen, den Augen, den Ohren und vor allem mit dem Herzen.

Marianne Hollatz

Kurzexerzitien vor Ostern

Zu Beginn diesen Jahres fiel mir in unserer Augsburger Gemeinde ein Flyer ins Auge, der mein Interesse weckte: ein Angebot für viertägige Kurzexerzitien mit dem Titel „All you need is love – love is all you need!“ Der Termin für die Kurzexerzitien war für 23.3.18 – 27.3.18 mit Tagungsort Schloss Wohlgemutsheim in Baumkirchen-Innsbruck / Österreich geplant. Schloss Wohlgemutsheim wird als „geistliches Zentrum“ von den österreichischen Don Bosco Schwestern geführt und ist, wie ich später feststellte, ein wunderbarer Ort.
In den folgenden Tagen ließ mich das Thema „Exerzitien“ nicht mehr los. Die Überlegung, ob ich mich auf diese Form der Auszeit einlassen sollte, mündete schließlich in meine Anmeldung ein, ein aus meiner Sicht durchaus mutiger Schritt.
Mit zwei Kursteilnehmern und dem Exerzitienleiter Matthias Schuster waren wir eine kleine Gruppe, die intensive Tage miteinander verbrachte. Das Tagesprogramm setzte sich aus festen, sich wiederholenden Elementen zusammen wie Morgengebet, Impuls und Stille Zeit, Leibübungen, Anregung zum persönlichen Beten und Nachdenken, Einladung zum Einzelgespräch sowie dem Austausch in der Gruppe.
Gerade in diesem Moment sitzen Max und ich, die zwei Teilnehmer, zusammen und überlegen miteinander, welche Spuren die Kurzexerzitien bei uns in unserem Alltag hinterlassen haben. Wir sind beide erstaunt darüber, wieviel diese vermeintlich „kurzen“ Exerzitien bei uns in Bewegung gebracht haben und wie sie positiv nachwirken:
Die Zeiten der Stille und Einkehr sowie die täglichen Impulse zur Achtsamkeit mit sich selbst, für die Welt um einen herum, für Gott, brachten uns sehr zum Nachdenken und einen neuen Blick auf das, was uns in unserem Leben passiert bzw. passiert ist. Matthias Schuster schaffte es in unseren Einzelgesprächen, in besonderer Weise auf unser jeweiliges Thema einzugehen, welches jeder von uns „in seinem Gepäck“ mitgebracht hatte. Dadurch wurde ein Prozess angestoßen, in dem uns vieles klarer und nachvollziehbarer wurde, gleichzeitig eröffnete sich auch eine neue Kraft für die nächsten Schritte in unsere Zukunft.
Danke an Matthias Schuster, der uns als Exerzitienleiter kompetent und einfühlsam durch diese Tage geführt hat. Unsere gute Erfahrung mit diesen Tagen hat uns beiden Lust auf weitere Exerzitien gemacht!    

Kerstin Knöller und  Maximilian Schuster

Kirche, Clownin und Karneval – alles seeehr gut!









Wer rechnet schon beim sonntäglichen Kirchgang mit dem Erscheinen einer Clownin – noch dazu mit einer echten Clowndame namens Jenny? Zwar ahnte die alt-katholische Gemeinde in Augsburg, dass an diesem Faschingssonntag eine Überraschung auf sie wartete, aber die meisten Kirchenbesucher erwarteten wie in den Vorjahren eine auf mannemerisch vorgetragene Büttenrede der Pfarrerin als ihr traditionelles Wort zum Sonntag. Umso mehr überraschte sie dann das Kommende:
Nämlich, als am Ende der Lesung die rot benaste Jenny mit einer prall gefüllten schwarzen Knautschlacktasche auftauchte und die eben gehörten Worte der Bibel in eine szenische Interpretation umsetzte, die alle Anwesenden beeindruckte und verzauberte.
„Da schuf Gott Adam, die Menschen, als göttliches Bild, als Bild Gottes wurden sie geschaffen, männlich und weiblich hat Gott sie geschaffen.“  –  mit diesen letzten Worten der Lesung begann sie ihren Auftritt. Dann blickte sie freudestrahlend in die Runde und rief genüsslich „seeehr gut!“.
Um der Gemeinde zu beweisen, dass jeder der Anwesenden ein gelungenes Werk Gottes sei, kramte sie zahlreiche kleine Spiegel aus ihrer Tasche, die sie den um sie herumsitzenden Menschen vor’s Gesicht hielt – „seehr gut“, „seehr gut“ lobte sie dabei unentwegt. Dann wanderten die Spiegel durch die Reihen und jeder hatte die Gelegenheit, sich selbst darin zu begutachten – und das Ergebnis war wieder „seehr gut“!
Aber das war lange noch nicht alles. Mit Schwung setzte sich die Clownin nun auf den Buchtisch und machte sich auf die Suche nach dem Göttlichen in ihr, indem sie ihre einzelnen Körperteile betastete, begutachtete und bestaunte. Sie tat dies mit höchstem Genuss und lachte vor Freude immer wieder laut vor sich hin. Dann kam ihr noch eine weitere Idee: Jetzt zog sie sich auch noch die Schuhe und Strümpfe aus um ihre Füße zu bestaunen – und bemalte doch tatsächlich ihre Füße mit grellen Fingerfarben! Stolz auf ihr künstlerisches Werk schritt sie dann den Kirchenraum ab, um so ihre Fußspuren zu hinterlassen. Während des Herumlaufens schielte sie bereits auf die Füße der ersten Reihe und mit einer beeindruckenden Charmeoffensive gelang es ihr im Nu, gleich mehrere „Opfer“ zu finden. Einige der Freiwilligen waren so kitzlig, dass sie schallend lachten, während ihre Füße bemalt wurden, was wiederum alle anderen Kirchenbesucher auch ansteckte herzhaft mitzulachen. Anschließend wateten sie mithilfe einiger Helfer hin und her und hinterließen auch ihre Fußabdrücke.
Aber damit nicht genug – Jenny wollte schließlich saubere Füße zurücklassen, aber woher nur Wasser nehmen? Einige hatten es schon befürchtet und wirklich – kurz entschlossen tauchte sie den bereits gezückten Waschlappen ins Weihwasserbecken, um dann alle Füße wieder reinzuwaschen. Nach dieser Fußwaschung kam die krönende Massage mit Salbe der nun weitgehend farbenfreien Füße. Entstanden war ein Bild auf dem Kirchenboden mit lauter farbigen Fußabdrücken, die wie der Anfang eines Weges anmuteten. Die Pfarrerin verriet uns am Ende des Gottesdienstes, dass wir nun in der kommenden Zeit – von Aschermittwoch bis Ostern – auf diesen Spuren wandeln könnten… Sichtlich beschwingt und gespannt auf das, was kommen würde, verließen wir die Kirche.

Susanne Täufer

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